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EuroScholars

Amerikanisches Interesse an Austausch

Nur den Besten steht diese Chance offen: Das Austauschprogramm EuroScholars ermöglicht herausragenden nordamerikanischen Bachelor-Studierenden ein Forschungssemester an europäischen Top-Universitäten. Diese Woche hat sich eine Delegation verschiedener US-Undergraduate Schools vor Ort ein Bild über die Möglichkeiten an der UZH gemacht.
Thomas Müller
Delegation aus den USA: Informationen aus erster Hand über das Programm EuroScholars. (Bild: Abteilung Internationale Beziehungen UZH)

Es waren elf Honors Directors und Vertreterinnen und Vertreter von Colleges und Untergraduate Schools von US-Universitäten, die sich auf einer einwöchigen Europareise näher über das Austauschprogramm informierten. Nach der UZH, wo sie Forschungslabors der experimentellen Rheumatologie und des Brain Research Institutes besichtigten, besuchten sie die Universität Genf, anschliessend ging es weiter nach Utrecht. Zu den insgesamt neun europäischen Partneruniversitäten von EuroScholars gehören überdies Helsinki, Heidelberg, Leiden, Leuven, München und das schwedische Karolinska Institut. Sie gehören zu den besten vier Prozent der Universitäten auf dem Kontinent.

Komponente Forschung attraktiv

UZH-Rektor Michael Hengartner betonte gegenüber der Gruppe den Stellenwert des Austauschprogramms. Forschung sei ein internationales Unterfangen, sagte er, und deshalb sei es wertvoll, wenn die UZH-Studierenden früh die Internationalität erfahren könnten.

Judy Stone, Colby College: «Eine ausserordentlich spannende Möglichkeit.» (Bild: Thomas Müller)

Einzigartig am Austauschprogramm ist die Möglichkeit, schon auf Bachelorstufe Forschung an einer Gastuniversität betreiben zu können. Das hoben auch die Gäste aus den USA hervor, wo Lehre und Forschung ohnehin weniger eng verknüpft sind als in Europa. Ihre Studierenden hätten bislang nur die Möglichkeit, die üblichen Kurse und Vorlesungen an einer Gastuniversität zu besuchen, sagte zum Beispiel die Biologieprofessorin Judy Stone, am Colby College in Maine für die Mobilität an ihrer Fakultät zuständig. «Mit seinem Forschungsansatz eröffnet das EuroScholars-Programm unseren Bachelor-Studierenden eine ausserordentlich spannende Möglichkeit», so Stone.

Leistungsausweis gesucht

Auch David Artis, als Dekan für die forschungsorientierten Angebote auf Bachelorstufe an der University of California in San Diego zuständig, nannte den Ansatz des Programms «sehr interessant». «Möglichkeiten zu Forschungsaufenthalten an anderen Universitäten sind sehr gefragt, besonders auch im Ausland», sagt er. Ambitionierte Studierende wollten sich an einer ausländischen Universität nicht mehr einfach in eine Vorlesung setzen oder an einem Kurs teilnehmen, wie das bisher üblich gewesen sei, «sie möchten an einem Forschungsprojekt arbeiten und mit einem Leistungsausweis zurückkehren, sei das eine Präsentation der Resultate an einer Konferenz oder ein publizierbares Paper».

David Artis, University of California in San Diego: «Unsere Studierenden möchten mit einem Leistungsausweis zurückkehren.» (Bild: Thomas Müller)

Nur für Top-Studierende

Für eine Teilnahme kommen besonders talentierte Studierende aus Nordamerika in Frage, die ein starkes Forschungsinteresse mitbringen und notenmässig ein Grade Point Average (GPA) von 3,4 auf der Skala mit einem Maximum von 4 vorweisen können. Finanziert werden die Aufenthalte durch Gebühren der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von knapp 10'000 Euro pro Semester, was die Unterkunftskosten miteinschliesst. Aufenthalte bis zu zwei Semestern sind möglich.

«An der Universität Zürich waren bislang acht EuroScholars für jeweils ein Semester zu Gast, im kommenden Herbst erwarten wir drei weitere Studierende», erklärt Josias Planta von der Abteilung Internationale Beziehungen der UZH.

Impulse für die Forschung

Derzeit sind an der Universität Zürich Projekte in acht Bereichen möglich. Dazu gehört der 2013 lancierte Universitäre Forschungsschwerpunkt «Soziale Netzwerke». Dessen Leiter, Professor René Algesheimer, schilderte der Delegation, was er von künftigen EuroScholars erwartet. Sie sollten demnach Programmierkenntnisse, Erfahrungen in angewandter Statistik und möglichst auch mit grossen Datenbanken mitbringen, sowie – als wichtigsten Punkt – Leidenschaft für das Forschungsgebiet.

Was aber hat die UZH davon, wenn sie Scholars aufnimmt? «Sie bringen nicht nur eine ausgezeichnete Ausbildung mit, sondern vor allem auch eine Hands-on-Mentalität – wir überlegen in Europa manchmal viel zu lange, bevor wir etwas anpacken», befand Algesheimer. «Und bei uns ist es genau umgekehrt, wir denken manchmal viel zu wenig, bevor wir uns in ein Unterfangen stürzen», konterte Bryan Hill vom College of Engineering der University of Arkansas.

Renate Gay, Klinik für Rheumatologie am Universitätsspital Zürich: «Unsere vier EuroScholars waren hochmotiviert.» (Bild: Thomas Müller)

Die Klinik für Rheumatologie am Universitätsspital hat schon mit vier EuroScholars Erfahrungen gesammelt – «überaus wertvolle Erfahrungen», wie Renate Gay betont, Titularprofessorin für Experimentelle Rheumatologie. Sie schätzt es, dass die EuroScholars eine weitere Kultur mit anderen Denkweisen, neuen Ideen und Forschungsansätzen ins bereits schon sehr internationale Team einbringen. Sie werden jeweils von einem «Götti» oder einer «Gotte» engmaschig betreut.

Teilnehmende hochmotiviert

Gestartet wird zwei Wochen vor dem Semester mit einem Trainingskurs, dann übernehmen die Scholars die Verantwortung für ein bis zwei kleinere Projekte. Dabei handelt es sich stets um aktuell anstehende Forschungsprojekte, die jeweilige Person kann dabei eigene Anregungen geben und Ideen einbringen. So untersuchte ein Scholar zum Beispiel den Einfluss des Rauchens auf die Krankheitsentwicklung der rheumatoiden Arthritis. «Unsere vier EuroScholars waren alle hochmotiviert, sie haben tolle Arbeit geleistet», sagt Gay. Wertvolle Impulse hätten sie auch im internen Journal-Club eingebracht mit beeindruckenden Präsentationen und überzeugendem Auftreten.