Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Partizipative Wissenschaftsakademie

Citizen Science nach Zürcher Art

Mit einer Eröffnungsfeier haben am Mittwoch die Universität und die ETH Zürich die Partizipative Wissenschaftsakademie PWA ins Leben gerufen. Sie ergänzt das Kompetenzzentrum Citizen Science und erprobt neue Formen der Bürgerwissenschaft. Die Stiftung Mercator Schweiz finanziert die Akademie.
Stefan Stöcklin
Michael Hengartner
UZH-Rektor Michael Hengartner an der Eröffnung der Partizipativen Wissenschaftsakademie. (Bild: Frank Brüderli)

 

Mit Engagement und Augenzwinkern richtete Rektor Michael Hengartner sein Grusswort an die Gäste der Eröffnungsfeier der Partizipativen Wissenschaftsakademie (PWA): «Liebe Forschende», sagte Hengartner am Mittwoch abend zum Publikum an der UZH, «ich spreche sie alle als Forschende an, denn jeder von uns kann eine Forscherin oder ein Forscher sein.» Die UZH und ETH möchten zukünftig den Bürgerinnen und Bürgern eine Teilnahme an wissenschaftlicher Forschung ermöglichen. Die PWA werde einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Sie ergänze das Kompetenzzentrum Citizen Science, das die UZH zusammen mit der ETH gegründet hat und bringe die Öffentlichkeit und Wissenschaft zusammen, sagte der Rektor.

Die Akademie sei Anlaufstelle für alle interessierten Personen, die Citizen Science betreiben möchten und ermögliche die Begegnung auf Augenhöhe. «Wir wollen den Dialog mit der Gesellschaft», sagte Hengartner, und was die Themen der Bürgerwissenschaft betreffe, so gebe es keine Grenzen. Mit der Partizipativen Wissenschaftsakademie und dem Kompetenzzentrum betrete die Hochschule Neuland. Der Rektor dankte den Initianten für ihr Engagement, insbesondere Mike Martin von der UZH, Professor für Gerontopsychologie, und dem Astrophysiker Kevin Schawinski. Seinen Dank richtete der Rektor ausdrücklich auch an die Stiftung Mercator Schweiz, welche die PWA mit ihrer Finanzierung ermöglicht hat.

Das Wissen der Gruppe

Andreas Vaterlaus, Prorektor für Curriculumsentwicklung der ETH, schloss sich den Dankesworten des UZH-Rektors an. In seinem Grusswort machte sich Vaterlaus grundsätzliche Gedanken zu Citizen Science und stellt die rhetorische Frage, was Bürgerinnen und Bürger ohne wissenschaftliche Ausbildungen zur Forschung beitragen könnten. Der Physiker sieht die Antwort unter anderem im «Wissen der Gruppe». Dank Smart Phones und Homecomputern werden heute viele Menschen ermächtigt, Beobachtungen und Berechnungen durchzuführen. Dieses dezentrale Wissen jedes Einzelnen kann in Citizen-Science-Projekten nutzbar gemacht werden. Hier eröffnet die Partizipative Wissenschaftsakademie neue Möglichkeiten. «Die Akademie», so Vaterlaus, «bringt die Wissenschaft näher an die Gesellschaft.»

Mike Martin, der als Mitglied des Leitungsgremiums sowohl der PWA als auch des Direktoriums des Kompetenzzentrums amtiert, äusserte sich als Gastgeber der Eröffnungsfeier zu den Zielen der Akademie. Kurz zusammengefasst dreht sich alles um das Wort Partizipation. Citizen Science umfasse ein breites Spektrum der Beteiligung, sie reicht von der einfachen Datenerhebung bis zum eigenen Forschungsprojekt.

Ziel der Akademie sei es, die Partizipation soweit als möglich zu erhöhen, sagte Martin. Dies möchte man erreichen einerseits durch die Verbesserung und Erhöhung der Kompetenzen der Citizen Scientists und andererseits durch die Anerkennung von Citizen Science als Forschungsmethode durch die wissenschaftlichen Fachjournale und Förderinstitutionen. Die Partizipative Wissenschaftsakademie werde mit Weiterbildungen, Projektateliers oder Seed Grants beitragen, die Wissenschaft und Citizens einander anzunähern. Auf diese Weise solle ein spezifischer «Citizen Science Zurich Style» entstehen.

Crowdsourding im 18. Jahrhundert

Nach weiteren Reden zum Stellenwert partizipativer Wissenschaft von Pasqualina Perrig-Chiello, emeritierte Professorin der Uni Bern und Bruno Strasser, Professor für Wissenschaftsgeschichte der Universität Genf, erläuterte Andrew Holland, Geschäftsführer von Mercator Schweiz, die Gründe für das Engagement der Stiftung. Er blickte weit in die Vergangenheit auf das Längengrad-Gesetz des britischen Parlaments von 1714. Dieses setzte einen Preis von 20000 Pfund aus für denjenigen, dem es gelänge, Längengrade auf See zu bestimmen.

Die so einfache wie verblüffende Lösung fand der Uhrmacher John Harrison, der exakt laufende Zeitmesser baute, die auf die Ortszeit am Heimathafen eingestellt wurden. «Ein Praktiker», so Andrew Holland, «revolutionierte die Seefahrt.» Das Längengrad-Gesetz sei eines der ersten Beispiel von Crowdsourcing, das heisst der Nutzung von Wissen und Intelligenz in der Gesellschaft. Die Partizipative Wissenschaftsakademie lebe diese Idee in der heutigen Zeit und bringe Wissenschaft und Gesellschaft zusammen. Man sei gespannt auf die Ergebnisse, schloss Holland.