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Klinik und Forschung

Medizinische Laufbahnen fördern

Seit zehn Jahren unterstützt das Laufbahnförderprogramm «Filling the Gap» Ärztinnen und Ärzte, die wissenschaftliche Forschung mit klinischer Tätigkeit in einem universitären Spital vereinbaren wollen. Zeit für einen Blick zurück und nach vorn.
Carole Scheidegger
  • An einem Jubiläumsanlass von «Filling the Gap» wurde über erfolgreiche Laufbahn- und Gleichstellungsförderung diskutiert. (Bilder: Frank Brüderli)
    An einem Jubiläumsanlass von «Filling the Gap» wurde über erfolgreiche Laufbahn- und Gleichstellungsförderung diskutiert. (Bilder: Frank Brüderli)
  • Drei ehemalige und eine aktuelle Teilnehmende von «Filling the Gap» berichteten über ihre Erfahrungen. V.l.n.r.: Barbara Hasse, Chantal Pauli, Miro Räber, Uchenna Kennedy und Moderatorin Sibyl Schädeli.
    Drei ehemalige und eine aktuelle Teilnehmende von «Filling the Gap» berichteten über ihre Erfahrungen. V.l.n.r.: Barbara Hasse, Chantal Pauli, Miro Räber, Uchenna Kennedy und Moderatorin Sibyl Schädeli.
  • Bea Latal (Leiterin «Filling the Gap»), Beatrice Beck Schimmer (Direktorin der Universitären Medizin Zürich) und Klara Landau (die erste Klinikdirektorin für Ophthalmologie des USZ, ehemalige Gleichstellungbeauftragte USZ und Mitglied der Programmkommission «Filling the Gap»).
    Bea Latal (Leiterin «Filling the Gap»), Beatrice Beck Schimmer (Direktorin der Universitären Medizin Zürich) und Klara Landau (die erste Klinikdirektorin für Ophthalmologie des USZ, ehemalige Gleichstellungbeauftragte USZ und Mitglied der Programmkommission «Filling the Gap»).
  • Wie kann erfolgreiche Nachwuchsförderung aussehen? Diskussion am Jubiläumsanlass mit Michael Grotzer, Uchenna Kennedy und Jeanne Moor. (Bilder: Frank Brüderli)
    Wie kann erfolgreiche Nachwuchsförderung aussehen? Diskussion am Jubiläumsanlass mit Michael Grotzer, Uchenna Kennedy und Jeanne Moor. (Bilder: Frank Brüderli)
  • Klara Landau.
    Klara Landau.
  • Jeanne Moor, Oberärztin am Inselspital Bern, berichtete über ihre Forschung zu Führungspositionen in der Medizin.
    Jeanne Moor, Oberärztin am Inselspital Bern, berichtete über ihre Forschung zu Führungspositionen in der Medizin.
  • Die renommierte Verhaltensökonomin Iris Bohnet wurde aus Harvard zugeschaltet.
    Die renommierte Verhaltensökonomin Iris Bohnet wurde aus Harvard zugeschaltet.
  • Wurden von «Filling the Gap» gefördert: Chantal Pauli und Miro Räber.
    Wurden von «Filling the Gap» gefördert: Chantal Pauli und Miro Räber.
  • Barbara Hasse hat «Filling the Gap» in der Förderperiode 2014/2015 absolviert.
    Barbara Hasse hat «Filling the Gap» in der Förderperiode 2014/2015 absolviert.

Im universitären Spital arbeiten, den Facharzttitel erwerben, wissenschaftlich forschen und eine Familie gründen: Diese Dinge geschehen im Leben von talentierten Ärzt:innen oft parallel. Um diese sogenannten Clinician Scientists zu unterstützen, rief die Medizinische Fakultät der UZH vor zehn Jahren das Laufbahnförderprogramm «Filling the Gap» ins Leben. Es finanziert geschützte Forschungszeit, stellt den Teilnehmenden Mentor:innen zur Seite und hilft ihnen dabei, zusammen mit der Klinikleitung ihre Laufbahn zu planen.

Zehn Jahre später ist die Lage für forschende Ärzt:innen noch immer komplex. «Die Situation wurde eher schwieriger, weil heute Forschung und Klinik anspruchsvoller sind», sagt Beatrice Beck Schimmer, Professorin für Anästhesiologie und Direktorin der Universitären Medizin Zürich (UMZH), die 2014 das Laufbahnförderprogramm gegründet und über Jahre geleitet hat. Die Schnittstelle zwischen Klinik und Forschung bleibt aber von entscheidender Bedeutung. «Es ist eine Notwendigkeit, dass Ärztinnen und Ärzte Fragestellungen aus dem klinischen Alltag in die Forschung einbringen können, und dass umgekehrt Ergebnisse aus der Forschung in die klinische Tätigkeit und Versorgung zurückfliessen», sagt Bea Latal, Professorin für Entwicklungspädiatrie und heutige Leiterin von «Filling the Gap».

Es ist eine Notwendigkeit, dass Ärztinnen und Ärzte Fragestellungen aus dem klinischen Alltag in die Forschung einbringen können, und dass umgekehrt Ergebnisse aus der Forschung in die klinische Tätigkeit und Versorgung zurückfliessen.

Bea Latal
Leiterin «Filling the Gap» und Professorin für Entwicklungspädiatrie

Das Laufbahnförderprogramm entstand ursprünglich im Rahmen des Aktionsplans Chancengleichheit und setzt sich unter anderem zum Ziel, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern. Denn obwohl die Mehrheit der Medizinstudierenden weiblich ist, haben Frauen nur einen kleinen Teil der Professuren mit Klinikdirektion inne. Immerhin bewegt sich etwas: Waren 2014 noch knapp 13 Prozent der Professuren in der Medizinischen Fakultät von Frauen besetzt, betrug der Anteil 2023 bereits 23 Prozent. Von den 111 Absolvierenden von «Filling the Gap» haben fünf Personen sieben Jahre nach der Förderzeit eine Professur erlangt. Professuren sind wichtig, aber auch der Verbleib in der Forschung, als Clinician Scientist, ist für innovative Therapieansätze und für die Entwicklung neuer Medikamente zentral.

Die besten Bewerbungen auswählen

«Uns war sehr wichtig, dass das Programm auch Männern offensteht – unter anderem, um die Akzeptanz unter den Klinikdirektoren nicht zu gefährden», sagt Beatrice Beck Schimmer. «Filling the Gap» richtet sich somit an alle Personen, die eine akademische Karriere als Clinician Scientist anstreben. «Wir berücksichtigen als zusätzliches Auswahlkriterium, ob die Bewerbenden Familien- oder Care-Arbeit leisten. Und da sind Frauen mit Familie nach wie vor stärker belastet», sagt Bea Latal.

Es ist zentral, dass wir die gesamte Laufbahn von Clinician Scientists im Blick behalten, damit wir Talente nachhaltig fördern können.

Beatrice Beck Schimmer
Professorin für Anästhesiologie und Direktorin der Universitären Medizin Zürich

Damit das Ziel der Gleichstellung erreicht werden kann, gibt «Filling the Gap» deshalb vor, dass mindestens 50 Prozent der Geförderten Frauen sind, was seit dem Start des Programmes weit übertroffen wird: Seit der Gründung haben 91 Frauen und 20 Männer aus 39 Fachbereichen das Laufbahnförderprogramm absolviert. Das grosse Interesse freut Bea Latal. «Wir haben etwa 40 bis 50 Bewerbungen pro Laufzeit für 16 bis 20 Plätze, was es uns erlaubt, in einem mehrstufigen Verfahren die besten Bewerbungen auszuwählen. Denn schliesslich wollen wir mit dem Programm exzellente Forschung fördern.»

Teilnehmende sind zufrieden

Ob die gesteckten Ziele erreicht werden, evaluierte das Interdisziplinäre Zentrum für Geschlechterforschung (IZFG) der Universität Bern. Die Bilanz lässt sich sehen: Die grosse Mehrheit der Befragten zeigt sich nach Ende der Förderzeit eher oder sehr zufrieden mit dem Programm. Besonders gut schneidet in der Bewertung das Mentoring ab.

Rund 80 Prozent der Absolvent:innen bleiben auch nach «Filling the Gap» weiterhin aktiv in der Forschung und entwickeln sich sowohl akademisch wie auch klinisch weiter. Die Befragten sehen überwiegend positive Auswirkungen auf ihre berufliche Laufbahn, insbesondere bei der wissenschaftlichen Profilierung, der Vereinbarkeit von Forschung und Klinik sowie bei der wissenschaftlichen Konkurrenzfähigkeit.

«Ein Augenöffner»

 Zu den Absolvent:innen zählt Susanne Wegener, heute Professorin für Neurologie an der UZH und Leitende Ärztin an der Klinik für Neurologie des USZ. Sie wurde 2016/2017 von «Filling the Gap» gefördert. Einen bleibenden Eindruck auf sie hat das Mentoring-Programm gemacht: «Meine Mentorin war Klara Landau, die damalige Direktorin der Augenklinik am USZ. Sie hat mich sehr darin bestärkt, einen Antrag für eine SNF-Förderprofessur einzureichen. Es war für mich eine neue und sehr wichtige Erfahrung, mit einer Frau, die im eigenen Fachgebiet erfolgreich ist, ein Gespräch über meine Karriere zu führen. Das war ein Augenöffner und sehr unterstützend.» Susanne Wegeners Antrag war erfolgreich, sie erhielt 2017 eine SNF-Förderungsprofessur für ihr Forschungsprojekt darüber, wie der Therapieerfolg bei Schlaganfall-Patient:innen besser vorausgesagt werden kann.

Wichtig waren für die Neurologin auch die geschützte Forschungszeit und die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ausserdem ein Workshop zu Verhandlungstechniken. Heute ist sie selbst Mentorin für «Filling the Gap»-Teilnehmende: «Es macht mir Freude, mit ihnen über ihre Situation zu sprechen und sie zu unterstützen, so gut ich kann.»

Deutschland zieht nach

Die UZH ist übrigens nicht die einzige Institution, die sich mit Herausforderungen rund um die Clinician Scientists konfrontiert sieht. Beatrice Beck Schimmer hat vor Kurzem an Hearings des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung teilgenommen, das ein 100-Millionen-Euro-Programm zur Förderung von forschenden Fachärzt:innen in der Universitätsmedizin aufgleist: «Der Bedarf besteht also auch anderswo», sagt die UMZH-Direktorin.

In Zürich wird weiterhin «Filling the Gap» einen wichtigen Beitrag leisten, um Lücken zu schliessen. Daneben gibt es seit 2024 ein Förderprogramm für Mediziner:innen, die bereits den Facharzttitel innehaben und weiterhin wissenschaftlich tätig sein möchten:  Die UZH lancierte dafür das Advanced Clinician Scientist Program. Beatrice Beck Schimmer sagt dazu: «Es ist zentral, dass wir die gesamte Laufbahn von Clinician Scientists im Blick behalten, damit wir Talente nachhaltig fördern können.»