Wissenschaft in stürmischen Zeiten
Zahlreiche Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik erschienen am 16. Mai 2025, um den 192. Geburtstag der UZH zu feiern. «Böse Zungen behaupten, der Dies academicus sei der einzige Tag, an dem die Forschenden aus den Büros, Laboren und Bibliotheken kommen, um zu beweisen, dass sie existieren», sagte Moderatorin Barbara Bleisch augenzwinkernd. Das stimme sicher nicht ganz – aber auch wenn, sei es ja grossartig, dass die Forschenden ihre Wirkungsstätte so sehr liebten.
Politische Stürme
Über Pestizide und Politik sprach Ständerätin Tiana Angelina Moser, die für ihre Rede an die Alma Mater zurückkehrte: Sie hat an der UZH Umweltwissenschaften studiert. Wissenschaft und Politik seien zwei Welten, die sie sehr geprägt hätten, erklärte die Parlamentarierin. «Was man an der Universität lernt, verändert nicht nur die eigene Perspektive, sondern mit ein bisschen Glück auch die Welt.» Vielleicht sei ja genau das der Grund, warum manche politische Akteure so wütend auf die Wissenschaft reagieren würden.
«Die aktuelle Weltlage zeigt so deutlich wie schon lange nicht mehr, dass die Wissenschaft nicht losgelöst ist von den Stürmen der Politik», erklärte Moser weiter. Sie appellierte an Wissenschaft und Politik, ihre Rollen zu klären.
Die Verantwortung der Politik sei es, Entscheidungen zu fällen – basierend auf den vorliegenden Fakten. Die Wissenschaft hingegen müsse die Fakten selbstbewusst, klar und verständlich vermitteln, auch dann, wenn diese politisch brisant seien. Das sei manchmal unangenehm und brauche Mut. «Sagen Sie, was ist, und sagen Sie es so, dass Sie verstanden werden», forderte die Ständerätin die Wissenschafter:innen auf.
Die Menschen im Hintergrund
Auf dieses Plädoyer folgte die Standesrede. Jährlich ist ein anderer Stand an der Reihe, seine Position am Dies academicus zu vertreten. 2025 übernahm die Vereinigung des administrativen und technischen Personal (V-ATP) das Mikrofon. Rund 3700 Angehörige des ATP arbeiten derzeit in verschiedenen Berufen an der UZH: Es geht von Verwaltungsassistenten über Bibliothekarinnen bis zum Betriebsdienst.
Ruth Hunkeler-Wittleder und Laura Beccarelli, die beiden Co-Präsidentinnen der V-ATP, veranschaulichten, wie administrative und technische Mitarbeitende im universitären Kontext zum Gelingen von Spitzenforschung beitragen. Die beiden appellierten an die UZH-Angehörigen, die Leistungen des ATP zu würdigen: «Auf uns kann man zählen, und wir finden eine Lösung, wenn es kompliziert wird. Wir haben den richtigen Stoff, ob Materialien, Ressourcen oder das richtige Wissen. Wir sorgen für reibungslose Prozesse und halten die UZH am Laufen.»
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Grundlagenforschung bildet das Fundament
Nach einem filmischen Rückblick auf Highlights aus der Forschung rief UZH-Rektor Michael Schaepman in Erinnerung, dass Forschung für unsere Gesellschaft essenziell sei, gerade angesichts globaler wirtschaftlicher, politischer und ökologischer Herausforderungen. «Grundlagenforschung bildet das Fundament für Innovation und nachhaltige Wertschöpfung», sagte Schaepman.
Auf weltweite Megatrends wie Polarisierung, Machtverschiebung und Desinformation müssen die Universitäten verantwortungsvoll reagieren. Ihre Rolle ist es, gesellschaftliche Entwicklungen kritisch zu hinterfragen: «Es liegt im Wesen einer guten Universität, herauszufordern und für Aufregung zu sorgen», betonte der Rektor.
Der Austausch mit Universitäten in der Schweiz, Europa und weltweit ist angesichts der aktuellen Weltlage zentral. Die UZH hat im vergangenen Jahr das internationale Netzwerk weiter ausgebaut und arbeitet aktuell mit mehr als 1'000 akademischen Institutionen weltweit zusammen. Gleichzeitig bleibt die lokale Verankerung von grosser Bedeutung. Die guten Beziehungen, die die UZH in Zürich zu den anderen Hochschulen, Spitälern, zur Zürcher Bevölkerung und zur Politik pflegen, sind ein entscheidender Baustein, wenn es darum geht, das Fundament des Erfolgs für die Zukunft zu stärken.
Zahlreiche Ehrungen
Was wäre ein Geburtstagsfest ohne Musik? Für die festliche Untermalung sorgte das Akademische Orchester Zürich, das am 29. Mai auch in der Tonhalle zu hören sein wird.
Den richtigen Ton trafen auch die Laudator:innen, die die Empfänger:innen von Ehrungen und Preisen würdigten. Dieses Jahr waren es 26 Auszeichnungen.
Eveline Saupper wurde zur Ehrensenatorin und Christian Wenger zum Ehrensenator ernannt. Damit wird deren ausserordentliches Engagement zugunsten der UZH Foundation und der Universität Zürich gewürdigt.
In der theologischen Fakultät wurden ausnahmsweise gleich zwei Ehrenpromotionen vergeben. Anlass dafür ist das 500-Jahr-Jubiläum der Prophezey, ein von Zwingli gegründeter Arbeitskreis zur Übersetzung der Bibel. Die beiden Ehrenpromotionen gingen an die Historikerin Amy Nelson und den Theologen Herman Johan Selderhuis. Die Vetsuisse-Fakultät würdigte Fredy Knie jr. für seine herausragenden Verdienste als Pferdedresseur. In seiner Arbeit stellt er das Tier ins Zentrum und kann damit eine grosse Öffentlichkeit begeistern. Weitere Ehrenpromotionen erhielten die Finanzexpertin Laura T. Starks, der Bankier Dr. Christian Rahn, die Romanistin Elisabeth Gülich, die Rechtsphilosophin Elisabeth Holzleithner und die Natur-und Wildtierschützerin Paula Kahumbu.
Ausserdem wurde der Lehrpeis an Florian Altermatt und der Team-Effort-Preis an die Betriebsfeuerwehr der UZH vergeben, die besten Dissertationen ausgezeichnet, Wissenschaftspreise überreicht und Forschungsstipendien übergeben.