Europas Zukunft

Die Welt wird gerade neu geordnet. Europa scheint von allen Seiten unter Druck: Ein aggressives Russland bedroht die europäische Sicherheit und missachtet mit dem Krieg in der Ukraine die internationale Ordnung. Der neue US-Präsident unterminiert die transatlantische Partnerschaft und China macht Europa auch bei der Hochtechnologie und den Autos Konkurrenz. Hinzu kommt, dass in vielen europäischen Ländern autoritäre populistische Parteien Demokratie und Rechtsstaat aushebeln wollen.
Wie steht es um Europa, was kann der alte Kontinent tun, um sich zu behaupten im neuen Spiel der Mächte? Was kann er tun, um den Wohlstand und die Sicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger zu bewahren? Im Dossier des neuen UZH Magazins diskutieren Forschende diese Fragen und versuchen, sie aus historischer, politischer, juristischer, ökonomischer und ökologischer Perspektive zu beantworten. Das Fazit: Europa ist nach wie vor eine ökonomische Macht. Doch dieses Potenzial wird zu wenig genutzt, um geopolitisch eine gewichtige Rolle zu spielen. Und man hat sich allzu lange in der nun offensichtlich falschen Sicherheit gewiegt, unter dem Schutz der USA und der Nato zu stehen.
Binnenmarkt besser nutzen
Nun muss Europa schnell umdenken und politisch und militärisch auf eigenen Beinen stehen. «Europa muss strategisch unabhängig werden», sagt die Politikwissenschaftlerin Stefanie Walter. Dazu gehört, dass es die allenthalben angekündigte Aufrüstung koordiniert und eine europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik entwickelt, betont Politikwissenschaftler Jonathan Slapin.
Und Europa muss sich auch ökonomisch zusammenraufen und seinen grossen Binnenmarkt besser nutzen, da sind sich der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann und der Ökonom Mathias Hoffmann einig. Dazu gehören ein vereinheitlichter Kapitalmarkt und Bankenfusionen, damit sich Unternehmen einfacher finanzieren können. Was sich deutlich zeigt: Europa ist nur stark, wenn es geeint auftritt und man sich darauf einigen kann, wie es in Zukunft weitergehen soll. In eine ganz andere Richtung gehen wollen die autoritären Populisten und die neuen Nationalisten. Sie wollen kein geeintes Europa, sondern ein fragmentiertes, wo jeder für sich selber schaut. Die Zukunft Europas hängt davon ab, welche der beiden politischen Visionen sich schlussendlich durchsetzt.
Quantenphysik und vielsprachige Schweiz
Weiter Themen im neuen UZH Magazin: 2025 ist das UNO-Jahr der Quantenphysik. Im Interview erklärt der UZH-Physiker Titus Neupert, wie die Quantenphysik die Welt verändert hat, wie sie die technologische Entwicklung vorantreibt und welche Rolle die UZH dabei spielt.
Die Rechtsanwältin und UZH-Alumna Cordelia Bähr ist der juristische Kopf hinter der erfolgreichen Klage der Schweizer Klimaseniorinnen am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg. Im Porträt stellen wir die erfolgreiche Juristin vor. Lange Zeit galt die Schweiz als viersprachiges Land. Das hat sich grundlegend verändert, wie das neue Buch «Sprachenräume der Schweiz» zeigt, das von UZH-Linguist:innen herausgegeben wurde.