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UZH News

Abschluss Universitäre Forschungsschwerpunkte

«Bei Halbzeit an die Zukunft denken!»

Nachhaltige Lösungen für gesellschaftlich relevante Probleme: Mit den langjährigen UFSP spielt die Universität ihre Kompetenzen in ausgewählten Forschungsbereichen aus. Letzte Woche feierte die UZH den Abschluss der zweiten Serie.
Stefan Stöcklin
Die Abschlussveranstaltung zur 2. Serie der UFSP in der gut gefüllten Aula im Hauptgebäude der UZH. (Bilder: Lukas Zingg, brüderli fotografie)

Die Aula im Hauptgebäude war gut besetzt, als Prorektorin Elisabeth Stark die versammelten Programmdirektorinnen und -direktoren sowie die zahlreichen Forschenden begrüsste. Als Prorektorin Forschung sei sie für eine Reihe rätselhafter Akronyme zuständig, zum Beispiel den oder die UFSP, meinte sie schmunzelnd. Die Abkürzung steht für Universitärer Forschungsschwerpunkt und sei nicht einfach ein Kürzel, sondern benennt das Flaggschiff der universitären Forschung an der UZH: «Mit den UFSP engagieren wir uns in strategisch ausgewählten Bereichen für die Lösung gesellschaftlich relevanter Probleme.» Dabei bringen die UZH-Forschenden ihre geballte Kompetenz ins Spiel und versuchen, ihre Spitzenposition in den jeweiligen Gebieten auszuspielen und zu festigen. Ziel sei langfristige Sichtbarkeit, ein interdisziplinärer Ansatz und Nachhaltigkeit auf allen Ebenen. Diese hohen Ansprüche lässt sich die UZH auch etwas kosten. Die Ausgaben für die acht UFSP der 2. Serie beliefen sich auf bis zu 15 Millionen Franken pro Jahr. Die UZH startete die erste UFSP-Serie 2005, auf Anregung des damaligen Prorektors Alexander Borbély. Die nun zu Ende gehende zweite Serie begann 2013, umfasst acht Schwerpunktprogramme und läuft Ende 2024 aus. Die dritte Serie mit fünf Programmen hat 2021 begonnen.

elisabeth stark

Mit den UFSP engagieren wir uns in strategisch ausgewählten Bereichen für die Lösung gesellschaftlich relevanter Probleme.

Elisabeth Stark
Prorektorin Forschung

Verstetigung, Drittmittel, Nachwuchsforschende

In den folgenden acht Kurzpräsentationen gaben die jeweiligen Programmdirektorinnen und -direktoren einen Überblick über das Geleistete und stellten Highlights ihrer UFSP vor. Die auf zwölf Jahre angelegten Forschungsschwerpunkte erzielten eine beeindruckende Zahl von zusätzlichen Drittmitteln, Publikationen, Symposien und neuen Vernetzungen im In- und Ausland. Wert legten die Verantwortlichen vor allem darauf, die langfristige und zukunftsgerichtete Wirkung ihrer Forschungsprogramme hervorzuheben. Stellvertretend für viele soll hier Rolf Sethe zitiert werden, Programmdirektor des UFSP «Finanzmarktregulierung». Im Nachgang der Finanzkrise von 2013 haben die Forschenden in diesem Programm untersucht, wie finanzielle Turbulenzen besser in den Griff zu kriegen wären. Wie Sethe erläuterte, sei es gelungen, das Programm mit dem «Center for Financial Market Regulation» zu verstetigen. Ein anderes Beispiel betrifft den UFSP «Dynamik Gesunden Alterns» mit dem «Healthy Longevity Center», das nicht zuletzt dank Hilfe von Stiftungsmitteln aus der Taufe gehoben werden konnte, wie Programmdirektor Mike Martin ausführte.

Für die längerfristige und nachhaltige Wirkung der interdisziplinären Forschungsprogramme ist die Förderung des Nachwuchses entscheidend. In allen UFSP konnte eine grosse Zahl talentierter Nachwuchsforschender ausgebildet werden, in verschiedenen Programmen wurden neue Professuren geschaffen. Einen weiteren, wichtigen Aspekt der Programmforschung erläuterte Robert Weibel vom UFSP «Sprache und Raum». Dank dem interdisziplinären Ansatz der Forschungsschwerpunkte, die sowohl disziplinen- als auch fakultätsübergreifend angelegt sind, erhalten die UFSP grosse Sichtbarkeit nach aussen. Zusammen mit der Themenführerschaft der Forschungsgruppen erleichtere dies die Einwerbung von Drittmitteln, sagte Weibel. Viele UFSP glänzten in diesem Bereich mit höheren, zweistelligen Millionenbeträgen, die sie über die gesamte Laufzeit generieren konnten.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion, von links nach rechts: Elisabeth Stark, Max Gassmann, Alex Plüss, Greta Patzke, Peter Ranacher und Anna Deplazes Zemp.

Interdisziplinarität, Kommunikation

Die Themen Nachwuchsförderung und Interdisziplinarität wurden an der Abschlussveranstaltung auch an einer kurzweiligen Podiumsdiskussion unter der Leitung von Elisabeth Stark thematisiert. Der Doktorand Alex Plüss vom UFSP «Evolution in Aktion» und Peter Ranacher aus dem UFSP «Sprache und Raum» erläuterten ihre positiven Erfahrungen mit dem Thema Interdisziplinarität, die fakultätsübergreifend gelebt werde. Diesen Aspekt hob auch Anna Deplazes Zemp vom UFSP «Globaler Wandel und Biodiversität» hervor, die als Natur- und Geisteswissenschaftlerin fachübergreifend zum Naturbegriff forscht. Erfreulicherweise näherten sich die beiden Bereiche in den Projekten an, meinte sie. Eine Herausforderung der UFSP stellten die Leitung und Kommunikation dar. Darauf angesprochen erläuterte Greta Patzke, Direktorin des UFSP «Künstliche Photosynthese,» dass es eine grosse Aufgabe, aber auch ein Vergnügen sei, die verschiedenen Disziplinen auf eine wissenschaftliche Frage zu fokussieren – in ihrem Fall auf eine einzige chemische Reaktion. «Wie kriegen wir nur alle Gruppen unter einen Hut?», fragte sie rhetorisch und lieferte die Antwort gleich selbst, nämlich mit möglichst viel Kommunikation. Ein Aspekt, den auch Max Gassmann, Direktor des abgeschlossenen UFSP «Integrative Human Physiology» aus der 1. Serie unterstrich. Er habe sich seinerzeit sehr darum bemüht, die klinisch forschenden Mediziner:innen mit den grundlagenorientierten Forscher:innen zusammenzubringen. Denn diese Zusammenarbeit sei matchentscheidend für den Erfolg medizinisch orientierter Programme.

Die Programmdirektorinnen und -direktoren erhielten zum Abschluss einen Blumenstrauss. Von links nach rechts, hintere Reihe: Elisabeth Stark, Alex Borbély, Ueli Grossniklaus, Mike Martin, Robert Weibel, Johannes Kabatek. Vordere Reihe: Maries Van den Broek, Maria J. Santos, Norman Backhaus, René Algesheimer, Greta Patzke, Kentaro Shimizu. Im Vordergrund Rolf Sethe.

Gesellschaftliche Relevanz

Die Abschlussveranstaltung machte die gesellschaftliche Relevanz der Forschungsschwerpunkte deutlich. Alle UFSP bearbeiten wichtige Fragen, die die Gesellschaft umtreiben. Sei es der Verlust von Biodiversität, Bankenkrisen, die älter werdende Gesellschaft, Sprache und Identität, Energiefragen, Krankheitskeime und Resistenzen, die Behandlung von Krebs oder der soziale Wandel der Gesellschaft. Je nach Problemstellungen und Programm sind die erarbeiteten Fakten und Lösungsansätze mehr oder weniger direkt umsetzbar. Für alle UFSP dürfte gelten, was Greta Patzke zur Leitung ausführte: «Denken Sie vor der Halbzeit an die Zukunft!» Die Forschungsprogramme würden so viel Freude bereiten, dass die Zeit wie im Flug vergehe. Darum sei es wichtig, nach vorne zu blicken und sich rechtzeitig strategische und strukturelle Überlegungen zu machen. Diese Aufgabe liegt nun bei den Verantwortlichen der dritten UFSP-Serie, die in einem Filmbeitrag zum Abschluss vorgestellt wurde.

Zum Abschluss trafen sich die Teilnehmer:innen der Veranstaltung zu Apéro und zur Posterausstellung im Lichthof.