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Nachhaltigkeit

Weniger fliegen

Die UZH will die flugbedingten Emissionen bis 2030 um mindestens 53 Prozent reduzieren. Jetzt liegen die Pläne der Fakultäten vor, mit welchen Massnahmen sie dieses Ziel erreichen wollen.
Nathalie Huber
Weniger Fliegen
Infolge der Pandemie sind die Treibhausgas-Emissionen 2020 um mehr als drei Viertel zurückgegangen. 2021 hat die Universitätsleitung entschieden, dass die Emissionen durch Flugreisen bereits 2022 auf maximal 60 Prozent des Vorpandemie-Niveaus beschränkt bleiben sollen.


In der gesamtuniversitären Klimabilanz waren Flugreisen bis zur Pandemie der grösste Posten. Weniger Flugmeilen zurückzulegen ist der wichtigste Hebel, um Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und somit auch ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität – ein Ziel, das die UZH bis 2030 anstrebt und das die Bereitschaft sowie das Engagement aller UZH-Angehörigen erfordert.

Die Universitätsleitung hat daher die Fakultäten aufgefordert, Massnahmen zu entwickeln, um die flugbedingten CO2-Emissionen zu reduzieren. Konkret wurde für alle Fakultäten ein gleichermassen geltendes Reduktionsziel bzw. ein Absenkpfad berechnet. Arbeitsgruppen unter der Leitung der Dekaninnen und Dekane haben anschliessend eruiert, wie sie diese Vorgabe für ihre Fakultät umsetzen können. «Zentral war dabei, dass die Fakultäten genügend Spielraum für Lösungen haben, die den unterschiedlichen Fachkulturen und Aufgaben gerecht werden», sagt Nachhaltigkeitsexperte Leonard Creutzburg, der die Fakultätsverantwortlichen bei der Ausarbeitung der Massnahmen beraten hat.

7 Fakultäten, 7 Aktionspläne

Inzwischen hat jede Fakultät ihren Aktionsplan ausgearbeitet. «So unterschiedlich die Fakultäten hinsichtlich Personenzahl, finanziellen Mitteln, Organisationstruktur sowie Wissenschaftskultur sind, so unterschiedlich sind auch ihre Massnahmen», fasst Creutzburg zusammen. Einige Fakultäten setzen auf Anreize – etwa mit der Einführung einer Lenkungsabgabe für Flugreisen. Dabei wird pro verursachte Tonne CO2-Äquivalente (CO2e) ein gewisser Betrag fällig, der Flüge finanziell unattraktiver macht. Die genaue Ausgestaltung, ob Lang- oder Kurzstreckenflüge betroffen sind, wie hoch der Betrag ist und wozu er verwendet werden soll, variiert stark.

Doppelte Lenkungswirkung

Zum Beispiel hat die Philosophische Fakultät bereits letzten Herbst eine Lenkungsabgabe für Flugreisen eingeführt. Diese beträgt 130 Franken pro emittierte Tonne CO2e und mindestens 130 Franken bei kürzeren Flugreisen. Der grösste Teil dieser Einnahmen (100 CHF pro t) fliesst in einen Fonds, aus dem die Fakultät Zug- und Busreisen unterstützt, sodass eine doppelte Lenkungswirkung erwartet wird.

Alle Flugreisen, die aus Mitteln der Einheiten und der Zentralverwaltung der Philosophischen Fakultät bezahlt werden, müssen im dafür bereitgestellten «ClimateSmart.Travel-Tool» erfasst werden. Auf der Basis dieser Daten wird die Lenkungsabgabe monatlich jener Kostenstelle belastet, aus deren Profitcenter die Flüge bezahlt wurden.

«Unsere Arbeitsgruppe von Vertreter:innen unterschiedlicher Fakultätsbereiche und des Dekanats hat sehr engagiert die Massnahmen erarbeitet», berichtet Dekanin Katharina Michaelowa. «Die Fakultät hat das Vorhaben insgesamt sehr positiv aufgenommen.» Das sei keine Selbstverständlichkeit. Denn die Philosophische Fakultät zähle einige Fächer, bei denen das Reisen eine Grundbedingung ihres Arbeitens darstelle, wie zum Beispiel in der Ethnologie oder den verschiedenen Regionalwissenschaften des Asien-Orient-Instituts.

Nichtfinanzierung von Kurzstreckenflügen

Umfassende Massnahmen hat die Theologische Fakultät definiert. Sie macht ihren Angehörigen folgende Vorgaben: Bezahlt werden grundsätzlich nur Flüge in der Economy-Class. Wenn das Ziel per Bahn in weniger als 10 Stunden (bzw. weniger als 14 Stunden im Nachtzug) erreichbar ist, werden keine Flugkosten erstattet. Auch Kurzaufenthalte werden finanziell nicht unterstützt. Die Fakultät empfiehlt ihren Angehörigen, wenn immer möglich online an Kongressen oder Tagungen teilzunehmen.

Ab 2024 wird die Theologische Fakultät das zur Verfügung stehende Emissionsbudget auf drei Gruppen aufteilen: Flüge des akademischen Mittelbaus sowie der fortgeschrittenen Forschenden und Lehrenden, Flüge der Professor:innen sowie jene externer Gäste. Zu bestimmten Stichtagen müssen die Fakultätsangehörigen melden, welche Flüge sie für das nächste Semester planen. Wird in einer Gruppe mehr CO2 ausgestossen als das Budget zulässt, entscheidet das Los darüber, welche Flüge dieser Gruppe von der Fakultät erstattet werden.

Viel diskutiert

«Wir haben viel Zeit investiert und lange über die Massnahmen diskutiert», bilanziert Michael Coors, Leiter der Arbeitsgruppe der Theologischen Fakultät. «Die Entscheidung in der Fakultätsversammlung war am Ende eindeutig, obwohl uns allen klar ist, dass dadurch die Möglichkeiten der internationalen Vernetzung eingeschränkt werden. Wir kamen aber zum Schluss, dass die Reduktion der CO2-Emissionen schwerer wiegt. Zugleich wollten wir nicht auf einen Zertifikatehandel setzen und die Verteilung der CO2-Emissionen nicht von den jeweils zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln der Lehrstühle und Institute abhängig machen.»

Anpassungen sind möglich

Insgesamt tragen die verschiedenen Massnahmen der Fakultäten dazu bei, dass UZH-Angehörige in Zukunft bewusster abwägen werden, welche Flugreisen aus ihrer Sicht wirklich wichtig sind. Da viele Reduktionsmassnahmen erst kürzlich eingeführt worden sind, ist es noch zu früh, um abschliessend beurteilen zu können, wie effektiv sie sind. «Wir werden evaluieren, welche Massnahmen gut funktionieren und welche weniger. Wenn absehbar ist, dass die Ziele der Fakultäten nicht erreicht werden, müssen Anpassungen vorgenommen werden», so Creutzburg.

Mit gutem Beispiel voran

Unabhängig von den Fakultäten wurden einige Organisationseinheiten der UZH von sich aus aktiv und haben sich eigene Reduktionsziele gesetzt. Zum Beispiel organisiert die «GIUZ Sustainability Task Force» – ein Leuchtturmprojekt innerhalb des Geographischen Instituts – Veranstaltungen zur Thematik der flugbedingten Emissionen. Ausserdem erarbeitet die Task Force mit Masterstudierenden Lösungen, wie Flugdaten künftig automatisch gesammelt werden können, um das Flugverhalten der Mitarbeitenden besser zu analysieren.

Mehrere Forschungsleitende des Instituts für Systematische und Evolutionäre Botanik unterstützen das gesamtuniversitäre Projekt «Make Science, Not Miles». Gemeinsam mit ihren Forschungsgruppen haben sie sich dazu bekannt, bei der Planung von Förderanträgen, Feldarbeit, Konferenzteilnahmen und wissenschaftlichen Aktivitäten darauf zu achten, weniger oder nicht mehr zu fliegen. Einzelne Forschende haben sich sogar dazu verpflichtet, für zwei Jahre auf Flugreisen zu verzichten.

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