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Cogito-Preis 2016

Physik, unterhaltsam verfilmt

Derek Muller erhält heute Mittwoch den cogito-Preis 2016 der gleichnamigen Stiftung für seinen höchst erfolgreichen YouTube-Kanal Veritasium. Der Physiker und kanadisch-australische Doppelbürger bringt mit seinen Videos einer breiten Öffentlichkeit die Welt der Physik näher und zeigt auf unterhaltsame Weise, wie naturwissenschaftliches Arbeiten funktioniert.
Lena Serck-Hanssen
cogito2016 preisträger
Derek Muller, Physiker, Betreiber des YouTube-Kanals Veritasium und cogito-Preisträger 2016. (Bild: LSH)

Ein sieben Wochen altes Baby zu Hause und dann noch rund 11 Stunden im Flugzeug: Dem umtriebigen Muller sieht man die Müdigkeit ein kleines bisschen an.  Diese hindert ihn jedoch nicht, voller Begeisterung von seinem YouTube-Kanal Veritasium und seinen Ideen zu erzählen. Wie in seinen Videos ist die Motivation und Freude an naturwissenschaftlichen Fragestellungen fast mit Händen greifbar. Darauf angesprochen, meint Muller lächelnd: «Was ich tue, ist mein Traumjob».  Lange bestand der berufliche Traum im Filmemachen, und Filmemacher ist er ja auch geworden, wenn auch ein aussergewöhnlicher.

Wie funktioniert Wissenschaft?

Nach dem Physik-Studium in Kanada und Australien unterrichtete Muller Physikstudenten erst in Kleingruppen, danach in grösseren Auditorien. Mit seinen YouTube-Videos erreicht Muller jetzt auf einen Schlag jeweils Hunderttausende von Personen. Wie schätzt er selber diesen Erfolg ein? «Ein Teil des Erfolgs beruht auf ganz einfachen Dingen, wie zum Beispiel nicht aufzugeben, wenn das Ergebnis in einem ersten Schritt nicht befriedigend ist», meint Muller. Und er ergänzt, dass er seit der Lancierung von Veritasium vor mehr als fünf Jahren kontinuierlich an der Weiterentwicklung seiner Videos arbeitet.

Dabei geht es ihm in den Filmsequenzen nicht nur um die Erklärung physikalischer Phänomene, sondern ebenso um das Aufzeigen des naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinns. Dieser besteht daraus, ein Phänomen zu beobachten, Hypothesen aufzustellen und die falschen Hypothesen durch Experimente zu verwerfen und auf diese Weise zu verhindern, dass physikalische Phänomene falsch interpretiert werden. Bei seinen Videos bezieht er oft die Leute auf der Strasse mit ein und spielt den Prozess von der Beobachtung über die Formulierung von Hypothesen bis zum Experimentieren durch, bevor er die physikalische Erklärung dafür lüftet. Dies ist für den Zuschauer sehr spannend, lehrreich und unterhaltsam.

Trotzdem betont Muller, dass er mit seinen Videos nicht die Physik-Lehre revolutionieren wird: «Die Videos sind als Ergänzung zum Unterricht sinnvoll, die Lehrpersonen bleiben aber ganz entscheidend für den Lernerfolg der Schüler und Studenten, denn nur sie können motivieren, begeistern und auf Fragen individuell eingehen.»

Muller und Aegerter
Derek Muller (li) zusammen mit Christof Aegerter, Physik-Professor an der UZH und Präsident des Stiftungsrates der cogito foundation. (Bild: LSH)

Die Möglichkeit, sich durch das Internet jederzeit und problemlos Wissen anzueignen, hat hingegen für Muller revolutionären Charakter. «Nicht-Wissen ist out, Viel- oder sogar Mehr-Wissen als der Durchschnitt ist in und bedeutet einen sozialen Vorteil», meint Muller. So erklärt er sich denn auch die Tatsache, dass viele seiner User eigentlich nichts mit Naturwissenschaft am Hut haben, damit, dass sich diese einfach Wissen aneignen möchten, weil es cool ist, mehr zu wissen.

Videos und Dokumentarfilme

Und was bringt die Zukunft? An Ideen mangelt es Muller nicht. Neben einigen anderen Projekten wie zum Beispiel  der Entwicklung von «Snatoms», magnetischen Atommodellen, mit Hilfe derer Molekülstrukturen wirklichkeitsgetreuer dargestellt werden können, möchte Muller weiterhin seine Online-Videos produzieren. Ausserdem plant er den einen oder anderen Dokumentarfilm wie den letztjährigen über Radioaktivität oder den im kommenden Herbst erscheinenden Film über die Geschichte des Internets.

Während einige seiner Beiträge bereits jetzt mit deutschen Untertiteln ausgestattet sind, schliesst Muller nicht aus, dass vielleicht einmal übersetzte Versionen lanciert werden. Bis es soweit ist, können deutschsprachige Fans weiterhin sein klares, lebhaft vorgetragenes Englisch geniessen und dabei gleich doppelt profitieren.

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