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Muttermilchforschung

Stillen ist gesund – doch weshalb?

Noch ist nicht bekannt, warum das Stillen Kinder vor Krankheiten und Infektionen schützt. Das soll sich ändern. Der weltweit erste Lehrstuhl für Muttermilchforschung in der Medizin wird dank der Finanzierung durch die «Familie Larsson-Rosenquist Stiftung» an der UZH eingerichtet.  
Marita Fuchs
An der UZH entsteht weltweit der erste Lehrstuhl in der Medizin für Muttermilchforschung. An der Medienkonferenz (v.l.n.r.): Dirk Bassler (Direktor der Klinik für Neonatologie am Universitätsspital Zürich), Felix Sennhauser (Direktor des Universitäts-Kinderspitals Zürich), Michael Hengartner (Rektor UZH), Michael Larsson (Stiftungsratspräsident), Robyn Owens (stellvertretende Prorektorin der University of Western Australia).

Für ihn sei es wie zehn Mal Weihnachten mitten im Sommer, sagt Felix Sennhauser, Direktor des Universitäts-Kinderspitals Zürich. Sennhauser freut sich über die neue Stiftungsprofessur der UZH, die am Kinderspital Zürich beheimatet sein wird. Mit 20 Millionen Franken wird der neue Lehrstuhl von der «Familie-Rosenquist-Stiftung» finanziert. Der Betrag wird einmalig an die UZH Foundation zugunsten der UZH überwiesen. Die Stiftung will damit einen Anstoss geben für die Forschung rund um die Muttermilch und das Stillen.

Die Stiftung selbst habe keine Stimme bei der Besetzung der Professur und auch keinen Einfluss auf zukünftige Forschungsprojekte, sagte Rektor Michael Hengartner heute an der Medienkonferenz an der UZH. Er betonte, dass der Schenkungsvertrag für alle transparent öffentlich vorliege.

Noch viele Fragen zum Thema Stillen und Muttermilch seien bisher unbeantwortet, sagte Stiftungsratspräsident Michael Larsson. Die Stiftung habe deshalb das Ziel, bestehende Wissenslücken zu schliessen und neue Erkenntnisse und Zusammenhänge zum Thema zu gewinnen. Das angesammelte Vermögen der Stiftung fliesse nun zu einem grossen Teil in die Finanzierung von zwei Lehrstühlen zur Muttermilchforschung, sagte Larsson. Ein Lehrstuhl werde an der UZH eingerichtet und mit einer einmaligen Zahlung von 20 Millionen Franken finanziert. Ein weiterer Lehrstuhl wird an der University of Western Australia mit 8,2 Millionen Australischen Dollar unterstützt. Die Stiftung habe diese beiden Universitäten ausgesucht, weil sie grosses Interesse an der Forschung gezeigt hätten und auch entsprechendes Wissen vorhanden sei, auf das aufgebaut werden könne.

Weltumspannende Zusammenarbeit

Die UZH und die University of Western Australia sollen in Zukunft in der Muttermilchforschung eng zusammenarbeiten. In Australien wird die Forschung zur biologischen, biochemischen und immunologischen Zusammensetzung von Muttermilch im Vordergrund stehen, während in Zürich vor allem die Wirkungsweise der Muttermilch sowie der nachhaltige Einfluss des Stillens auf die psycho-emotionale und kognitive Entwicklung von Säuglingen und Kindern untersucht werden soll. Denn gar nicht geklärt ist bislang, welche Auswirkungen die Muttermilch auf die Gesundheit und das Leben im Erwachsenenalter hat. Mit der grosszügigen Schenkung könnten nun langfristig angelegte Studien lanciert werden, sagte Sennhauser, unter dessen Patronat der künftige Lehrstuhl steht. Die Finanzierung reiche für mindestens 25 Jahre.

Die bisherige Forschung zu Muttermilch ist noch rudimentär. So arbeiten weltweit nur etwa 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf diesem Gebiet. Man wisse zwar heute, erklärte der Neonatologe Dirk Bassler, Direktor der Klinik für Neonatologie am Universitätsspital Zürich, dass Muttermilch nicht nur die Sterblichkeit von Früh- und Neugeborenen, sondern auch die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen positiv beeinflusse – beispielsweise als Immunschutz und als Prävention vor Allergien. Auch für die Mütter sei das Stillen gesund, so hätten Frauen, die stillen, weniger Wochenbettdepressionen, und das Brustkrebsrisiko könne sinken.

Allerdings stütze man sich bei diesen Erkenntnissen auf reine Beobachtungsstudien, deren Aussagen mit Bedacht interpretiert werden müssten. Sie seien häufig fehleranfällig und methodisch nicht ausgereift, weil sie sich auf rein deskriptive assoziative Beobachtungen stütze. Mit dem neuen Lehrstuhl sei es nun möglich, prospektive Kohortenstudien durchzuführen. Dann könne man – basierend auf harten Fakten – der Wirkungsweise der Muttermilch auf den Grund gehen.

Das Berufungsverfahren wird demnächst anlaufen, sagte Hengartner, wenn alles klappt, könnte der Lehrstuhl Mitte 2016 besetzt sein.

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