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UZH Foundation

Unterstützenswerte Suchtforschung

Die «UZH Foundation» vernetzt Förderer und engagierte Forscherinnen und Forscher. Was mit privaten Mitteln möglich wäre, erklärte Pharmakopsychologe Boris Quednow rund 60 geladenen Gästen an einer Informationsveranstaltung. 
Marita Fuchs
Plant eine neue Längsschnittstudie zum Drogenkonsumverhalten von Jugendlichen: UZH-Professor Boris Quednow. (Bild: zVg)

Untersuchen Wissenschaftler das Zürcher Grundwasser, so stossen sie auf erstaunliche Testresultate. Im Wasser lassen sich Rückstände von Kokain in vergleichbar hoher Konzentration nachweisen, und es zeigt sich: In Zürich konsumieren viele Personen das Aufputschmittel, das vor allem das Selbstvertrauen steigert. Forscher schätzen, dass  etwa 3 bis 5 Prozent der Schweizer Bevölkerung schon einmal Kontakt mit Kokain hatte.

Bei Kosten von ungefähr 100 Franken pro Gramm Kokain ist die Droge nicht gerade günstig. Laut einer früheren Längsschnittstudie von UZH-Professor Boris Qudenow konsumierten Kokainabhängige bis zu zehnmal mehr als Gelegenheitskonsumenten, was summa summarum etwa fünf Kilogramm über die Lebenspanne entsprach. «Für diese Summe bekommen Sie schon eine schöne Eigentumswohnung am Rande der Stadt», sagte Pharmakopsychologe Boris Quednow an einer Veranstaltung der UZH Foundation, die am vergangenen Dienstag stattfand.

Gefahr für das jugendliche Gehirn

Die UZH Foundation hatte etwa 60 Gäste eingeladen, die sich für die Förderung der Neurowissenschaften und für Suchtforschung interessieren. Die Stiftung vernetzt seit der Gründung vor zwei Jahren Förderer und Forschende. Anlässlich der Veranstaltung mit dem Titel «Spuren von Angst und Sucht» stellte der Suchtforscher Boris Quednow den Gästen im Auditorium des Zoologischen Museums seine Arbeit vor. Im Museum findet derzeit eine Sonderausstellung zum Thema Angst im Gehirn statt.

Wie wirkt sich die Kokainsucht auf das Verhalten aus und was passiert im Gehirn? Das ist eine von Quednows Forschungsfragen. In seinen Studien konnte er nachweisen: Je mehr Kokain jemand konsumiert, desto weniger Empathie empfindet er. Hinzu kommt, dass soziale Kontakte als weniger belohnend wahrgenommen werden. Dadurch laufen die Konsumenten Gefahr, in die soziale Isolation abzurutschen.

Ein positives Bild zeichnet sich jedoch für Kokainabhängige ab, die ihren Konsum verringert haben. Veränderungen, welche die Droge im Gehirn verursacht, können zum Teil wieder rückgängig gemacht werden. «Zumindest bei moderatem Konsum», relativierte Quednow.

Anders ist es bei denjenigen, die schon als Jugendliche, das heisst vor dem 18. Lebensjahr, Kokain konsumiert haben. Sie schnitten in allen Tests deutlich schlechter ab als die Vergleichsgruppe mit späterem Konsumbeginn und verbesserten sich auch dann kaum, wenn sie kein Kokain mehr schnupften. Da die Hirnreifung erst etwa mit einundzwanzig Jahren abgeschlossen sei, habe das Kokain bei Jugendlichen sehr wahrscheinlich einen prägenden Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns und hinterlasse somit bleibende Veränderungen, so Quednow. Frühe präventive Massnahmen seien daher dringend notwendig.

Geplante Längsschnittstudie

Um den Zusammenhängen von frühem Drogenkonsum und Hirnentwicklung auf den Grund zu gehen, plant Quednow eine neue Längsschnittstudie. Er will dabei das Drogenkonsumverhalten von Jugendlichen bis zum Erwachsenenalter erforschen und herausfinden, ob der Substanzmittelkonsum langfristig auch die Persönlichkeit und die intellektuelle Leistungsfähigkeit verändert. Doch diese wichtige Forschung kostet Geld, wofür zusätzlich auch Unterstützung von privater Seite notwendig ist.

Rektor Michael Hengartner betonte die Bedeutung privater Förderer für die UZH. Der Bund und der Kanton Zürich würden zwar mit 80 Prozent die Grundfinanzierung der UZH sichern, hinzu kämen Drittmittel des Nationalfonds und Unterstützung seitens der EU. Doch ohne private Gelder von Stiftungen, Förderern und von Unternehmen könnte so manches Forschungsprojekt nicht durchgeführt werden, sagte Hengartner.

Jean-Marc Fritschy, Professor am Institut  für Pharmakologie und Toxikologie und Leiter des Zentrums für Neurowissenschaften, legte den Gästen dar, warum gerade die Forschung in den Neurowissenschaften, und dazu gehört auch die Suchtforschung, gesellschaftsrelevante Impulse geben könne und besonders förderungswürdig sei.

Im Anschluss an die Vorträge konnten die Gäste an einer Führung durch die neue Sonderausstellung im Zoologischen Museum teilnehmen. Beim anschliessenden Apéro kam auch die kulinarische Seite nicht zu kurz.