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Zoologisches Museum

Angst und Schrecken

Warum Ängste sinnvoll sind, wie wir auf Ängste reagieren und wann sie in krankhaftes Verhalten umschlagen können, führt die neue Sonderausstellung des Zoologischen Museums eindrücklich vor Augen. 
Marita Fuchs
Weglaufen oder standhalten: Entschieden wird's im Gehirn. (Ausstellungsplakat)

Angst ist unsere Lebensversicherung, deren biologischer Code über Millionen Jahre von der Evolution geschrieben wurde. Sie entsteht im Gehirn und löst körperliche Reaktionen aus, die sich sogar in der Sprache widerspiegeln: Wir zittern wie Espenlaub, schwitzen Blut und Wasser oder klappern mit den Zähnen. Auf eine Angst auslösende Bedrohung können wir mit Flucht oder Angriff reagieren. Tiere tun das auch, ihr Reaktions-Repertoire ist allerdings noch grösser als bei zivilisierten Zweibeinern: Sie spucken, stellen sich tot oder plustern sich auf, um grösser und gefährlicher zu wirken.

In farbig beleuchteten Säcken gurgelt und grummelt es. Gezeigt wird wie es im Körper tönt, wenn Angst sich breit macht. (Bild: Marita Fuchs)

Mit der Spinne auf Tuchfühlung

Unter dem Titel «Keine Panik! Tierisch Angst im Gehirn» zeigt das Zoologische Museum eine Sonderausstellung, die zusammen mit der Universität Genf konzipiert wurde und nun in Zürich bis zum 14. Dezember zu sehen ist. In Genf wurde die Ausstellung bereits vom 8. März bis 6. Juli 2014 gezeigt. Das wissenschaftliche Komitee aus Forschern der UZH und der Universität Genf wollte einem breiten Publikum vermitteln, wie Ängste bei Tier und Mensch entstehen, wie vielgestaltig sie sind und was wir gegen übermässige Angst tun können. Das gelingt den Ausstellungsmachern hervorragend.

Schaltzentrale für alle Angstreaktionen ist das Gehirn, dessen Synapsen in diesem Ausstellungsraum nachgebildet sind. (Bild: Oliver Zimmermann)

Eine modern gestaltete Szenografie durchzieht den Ausstellungsraum. Ängste und Schrecken werden mit schlichten und lustigen Comicfiguren in schwarz-weiss visualisiert – so wird dem Schrecken mit Humor begegnet. Interaktive Stationen machen den Gang durch die Ausstellung zum Erlebnisparcours. Besucherinnen und Besucher sehen beispielsweise das eigene Erschrecken im Film, können mit einer Spinne auf Tuchfühlung gehen oder über eine wacklige Brücke laufen. Kontextwissen wird an den einzelnen Stationen in kleinen Textblöcken in deutscher, französischer und englischer Sprache vermittelt. Im Zentrum der Tour d’Horizon steht jedoch das Gehirn, denn Ängste entstehen im Kopf.

Verfremdetes Spiegelbild: Jeder Besucher kann eine Angstreaktion aus der Tierwelt ausprobieren: Sich aufplustern. Im Bild: die Fotografin. (Bild: Marita Fuchs)

Sich der Angst stellen

Spielerisch präsentieren die Ausstellungsmacher den neuesten Stand der Forschung zu Ängsten. Die These lautet: Menschen und Tiere können durch negativen chronischen Stress Angststörungen entwickeln. Oft löst ein Ereignis diese Angst aus, die sich zu einer Phobie, zu Panikattacken oder anderen Ängsten entwickeln kann. Das gilt sowohl für Menschen als auch für Tiere.

Nachdem die Besucher viel über Ängste und deren Entstehung erfahren haben, wird am Ende des Rundgangs gezeigt, wie sich krankmachende Ängste bezwingen lassen. Hier gilt das Motto: Nicht vermeiden, sondern sich der Angst stellen. Mensch und Tier können ihre Ängste überwinden lernen, so die Botschaft. Das spiegelt sich auch in der Raumgestaltung, am Ende lädt ein Ruheraum mit Kissen zum Relaxen ein.

Ein gelungener Wurf ist den Ausstellungsmachern zudem mit dem Ausstellungskatalog geraten. Die handliche und ansprechend gestaltete 60seitige Broschüre beschreibt auf verständliche Weise, wie Angst entsteht.