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Belohntes Vertrauen

Michael Kosfeld und Markus Heinrichs von der Universität Zürich sind für ihre Forschung zum «Vertrauenshormon» Oxytocin mit dem Pfizer-Forschungspreis 2007 ausgezeichnet worden. Der dieses Jahr in vier Bereichen vergebene Pfizer-Preis gehört zu den wichtigsten Medizin-Preisen der Schweiz.
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Der Wirtschaftswissenschaftler Professor Michael Kosfeld und der Psychologe Dr. Markus Heinrichs erhielten ihre mit 50'000 Franken dotierte Auszeichnung im Bereich «Neurowissenschaften und Erkrankungen des Nervensystems». In ihren Studien konnten die Forscher erstmals nachweisen, dass das Hormon Oxytocin eine zentrale Rolle für das menschliche Vertrauen spielt.

Professor Michael Kosfeld vom Institut für Empirische Wirtschaftsforschung.

Aus der tierexperimentellen Forschung ist bekannt, dass Oxytocin neben seiner Bedeutung für Geburt und Stillen eine herausragende Rolle bei der Steuerung von sozialem Annäherungs- und Bindungsverhalten spielt, wie beispielsweise in der Mutter-Kind-Bindung oder bei der Paarbindung. Ausserdem wurden in Tierstudien angst- und stressreduzierende Effekte von Oxytocin nachgewiesen.

Für die Humanforschung mussten die Forscher zunächst einen Weg finden, wie beim Menschen Oxytocin verabreicht werden kann, damit das Neurohormon die Blut-Hirn-Schranke überwindet. Dies wurde durch die Hormonapplikation in Form eines Nasensprays möglich. In Studien konnten Kosfeld und Heinrichs dann nachweisen, dass das intranasal applizierte Oxytocin angstmindernde Effekte hatte.

Erhöhte Risikobereitschaft im Umgang mit anderen Menschen

Um die Bedeutung von Oxytocin für das menschliche Vertrauen in einem Verhaltensexperiment zu untersuchen, wurde mit Probanden ein «Vertrauensspiel» durchgeführt. Teilnehmer, denen Oxytocin verabreicht worden war, vertrauten ihrem (anonymen) Mitspieler signifikant mehr, als Teilnehmer, die ein Placebo erhalten hatten.

Ph. D. Markus Heinrichs, vom Institut für Klinische Psychologie.

Lässt sich diese Wirkung von Oxytocin nun als ein erhöhtes soziales Vertrauen interpretieren oder erhöht Oxytocin vielleicht nur die allgemeine Risikobereitschaft?

Um dies zu prüfen, haben die Forscher in einem Kontrollexperiment mit Wissen der Spieler den Mitspieler durch ein Computerprogramm ersetzt, welches das gleiche Risiko bietet, wie ein realer Mitspieler. In dieser Variante des Vertrauensspiels ohne jede soziale Interaktion, hatte Oxytocin keine vertrauensfördernde Wirkung mehr. Das Ergebnis verdeutlicht, dass das Hormon spezifisch die Bereitschaft erhöht, soziale Risiken im Umgang mit anderen Menschen einzugehen, nicht aber die generelle Risikobereitschaft.

Durch das Hormon Oxytocin bringen Spieler einem unbekannten Mitspieler ein hohes Mass an Vertrauen entgegen. Allerdings nur, wenn hinter den Abtrennwänden ein Mensch vermutet wird.

Therapeutische Bedeutung

Das vertrauensbildende und stressprotektive Hormon Oxytocin zielt auf eine Vielzahl psychischer Störungen, bei denen Defizite im sozialen Verhalten im Fokus stehen (v.a. soziale Phobie, Autismus, Persönlichkeitsstörungen). Die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke durch Hormonapplikation in Form eines Nasensprays ermöglicht dabei eine spezifische Verabreichung von Oxytocin im klinischen Kontext.