Navigation auf uzh.ch
Manchmal ist es in der Psychotherapie ganz nützlich, den Patienten vor die Denkaufgabe zu stellen, was er denn tun müsste, um seine Phobie oder Depression noch zu verstärken. Daraus können sich nämlich Hinweise für den Weg aus der Krankheit ergeben, sagte Dr. Michael Rufer, Psychiater und Psychotherapeut an der Psychiatrischen Poliklinik des UniversitätsSpitals Zürich.
Allerdings sei das Verlernen einer Phobie komplizierter als das Erlernen derselben. Der Grund? Gesteuert werden Angstreaktionen in der Amygdala, einem Hirnteil im Schläfenlappen. Das Erlernen einer Angst führt meist direkt in diese Hirnregion, für das Verlernen muss aber der Umweg über das Bewusstsein in der Hirnrinde genommen werden.
Auch wenn es schwieriger sei, möglich sei das Verlernen, so Rufer. Die Erfolgsquote der kognitiven Verhaltenstherapie liege bei Angststörungen bei rund 80 Prozent. Wichtig sei, dass die Patientin oder der Patient in der Therapie mit dem Angst auslösenden Objekt wie etwa einer Spinne, einem Hund oder einem einengenden Fahrstuhl auch tatsächlich konfrontiert werde.
Nur so könnten neue Reaktionsweisen erlernt und alte Verhaltensmuster überlagert werden: «Es geht um mehr als nur eine Gewöhnung, es handelt sich um ein Verlernen durch Neulernen», so Rufer. Der Patient lernt dabei, wie er mit unangenehmen Emotionen umgehen kann, und er erfährt, dass er in der Lage ist, psychische Probleme erfolgreich zu lösen.
Dass nicht alle Patienten bereit sind, sich auf psychologische Fragen einzulassen, diese Erfahrung macht Dr. Stefan Hegemann vom Schwindelzentrum am UniversitätsSpital Zürich: «Es ist häufig so, dass Patienten auf ihre körperlichen Symptome fixiert sind und von der Psyche nichts wissen wollen.» Dabei spiele gerade beim Thema Schwindel neben körperlichen Aspekten das seelische Gleichgewicht eine grosse Rolle. Hegemann beschäftigt sich unter anderem mit dem Phänomen des «spontanen Drehschwindels», der beim Ausfall des Gleichgewichtsorgans auftritt.
Die Symptome klingen zwar spätestens nach einigen Wochen wieder ab, das Verhalten des Patienten hat aber einen grossen Einfluss auf den Verlauf der Störung. Verhängnisvoll ist es gemäss Hegemann, wenn die Betroffenen Kopfbewegungen vermeiden und im Bett liegend auf eine Besserung warten. Nötig sei vielmehr, so früh wie möglich Kopfbewegungen zu erlernen, die den Schwindel ausgleichen und zusätzliche Symptome wie Verspannungen durch eine Schonhaltung verhindern.
Ähnliche Ziele verfolgt die Physiotherapeutin Muriel Keller an der Rheumaklinik und am Institut für Physikalische Medizin des UniversitätsSpitals Zürich. In ihrer Arbeit muss sie das «Repertoire an Bewegungsmustern» berücksichtigen, das sich bei jedem Menschen im Laufe seines Lebens individuell herausgebildet hat.
Menschen mit einer Hirnverletzung beispielsweise erweitern ihre Bewegungsstrategien, um sich auch mit einer Halbseitenlähmung wieder selbstständig bewegen zu können. Allerdings seien diese selbst entwickelten Strategien nicht immer sehr gesund für den Körper und können wegen einseitiger Belastungen zu Schmerzen führen.
Aufgabe der Physiotherapie sei es, stereotype Muster loszulassen und verlernen zu helfen, so Keller. In der Praxis geschieht dies vor allem, indem den Patienten die Möglichkeit gegeben wird, mit Bewegungen zu experimentieren. Genügend Zeit und ein sicheres therapeutisches Umfeld sind dazu nötig, denn «Neues wird zu Beginn immer langsam gelernt».
Die BrainFair Zürich 2006 zum Thema «Lernen und Gedächtnis» endete am letzten Samstag mit mehreren Vorträgen und Foren sowie einem Nachmittag der offenen Tür in der Zürcher Höhenklinik Wald. Isabel Klusman, Mitglied des Organisationskomitees der Brainfair, zeigte sich zufrieden über den Besuch der einwöchigen Veranstaltungsreihe. Speziell gefreut habe die Organisatoren, dass das spezielle Schulprogramm mit Vorträgen und Demonstrationen von rund 500 Schülerinnen und Schülern besucht worden sei.