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Virtuell mikroskopieren

Moderne Spezialscanner erstellen im Nu Bilder von Gewebeschnitten in ausgezeichneter Qualität. Sie können auf Dauer die Arbeit am Mikroskop ersetzen. Bereits heute wird an der Universität Zürich diese neue Technologie eingesetzt. An der «Pathology Visions Conference», die erstmals in Europa, an der Universität Zürich Irchel stattfand, berichtete Prof. Pospischil, Pathologe an der Veterinärmedizinischen Fakultät, von den Vorzügen gescannter Bilder in der Lehre.
Marita Fuchs

Spezialscanner stellen die Gewebeschnitte als hochauflösende Bilder zur Verfügung. Diese können am Computer wie unter dem Mikrosokop untersucht werden.

Zur fundierten Ausbildung eines Mediziners, Veterinärmediziners oder Naturwissenschaftlers gehört bis heute der Umgang mit dem Mikroskop. Die fachgerechte Interpretation von Gewebeschnitten war bisher nur mit einem guten Mikroskop möglich. Das könnte aber bald Vergangenheit sein, denn Spezialscanner geben Gewebeschnitte in höchster Auflösung als digitale Bilder wieder. Wissenschaftler und Ärzte erhalten so Material für Lehre, Forschung und Praxis.

120 Proben in einer Nacht

Auf der Tagung «Pathology Visions 2005», die vergangene Woche erstmals in Europa an der Universität Zürich stattfand, stellte die amerikanische Firma Aperio ihre ScanScope-Geräte vor. Laut Dirk E. Soenksen, CEO der Firma, entlasten die Geräte die Anwender von Routinearbeiten am Mikroskop. Die Scanner haben zudem eine ausgezeichnete Leistungsfähigkeit: in einer Nacht können 120 Gewebeproben eingescannt werden. Das Resultat sind farbige digitale Bilder mit einer Auflösung von 100'000 Pixel pro Inch.

Für den Verterinärpathologen Andreas Pospischil bringt die neue Technik auch eine Qualitätsverbesserung in der Lehre.

Neue Technik früh genutzt

Die Vorteile des Scan-Verfahrens für die Lehre an der Universität haben Prof. Andreas Pospischil, Pathologe an der Veterinärmedizinischen Fakultät und Prof. Günter Burg von der Dermatologischen Klink des Universitätsspitals Zürich schon früh erkannt. Sie setzen digital gescannte Bilder seit zwei Jahren in der Ausbildung ein. «Ich war fasziniert von der Scan-Scope-Technik, als ich sie zuerst im Jahr 2002 in Amerika kennen lernte», sagt Pospischil. «Professor Burg und ich haben dann je ein Gerät aus Investitionsmitteln der Universität und aus Investitionsmittel des Vetsuisse-Projektes beschafft. Wir nutzen gemeinsam einen Server, der von den Informatikdiensten der Universität Zürich betreut wird.»

Wieder erkennen als «Main Task»

Die Abbildungen seien in der Lehre deshalb von so grosser Bedeutung, führte Pospischil aus, weil Studierende nicht mehr mit je einem Objektträger am Mikroskop arbeiten müssten, sondern am Computer auf dieselben Bilder in ausgezeichneter Qualität zugreifen könnten. Damit werde auch die Qualität der Lehre verbessert, versichert Pospischil, denn gerade Studierende der Medizin und Veterinärmedizin seien darauf angewiesen, krankhafte Gewebeveränderungen zu diagnostizieren und sie in der Prüfung oder in der Praxis auch wieder zu erkennen.

Unterstützung beim Selbststudium

Mit dem neuen Curriculum an der Veterinärmedizinischen Fakultät müssen die Studierenden etwa zwanzig Prozent des Pensums im Selbststudium erarbeiten. Pospischil sieht als Dozent eine vorrangige Aufgabe darin, den Studierenden neben dem herkömmlichen Vorlesungen Material zur Verfügung zu stellen, das qualitativ gut ist und ihnen hilft, sich später auch in der Praxis zu bewähren. Deshalb habe man sich in der Fakultät für die Anschaffung des Scan-Scope-Gerätes entschieden. Mit den Bildern und deren didaktischer und wissenschaftlicher Aufbereitung können Studierende sich von zu Hause aus auf Prüfungen vorbereiten. Über das Internet können Sie direkt auf die Bilddatenbank zugreifen oder das Material - didaktisch aufgebaut und strukturiert - über die E-Learning-Plattform OLAT in Augenschein nehmen.

Verfault oder nicht? Den Geruch – wichtiges Indiz für eine präzise Diagnose – kann auch die modernste Technologie nicht wiedergeben. Im Bild eine verfaulte Rinderleber.

Wie riecht faule Rinderleber?

Da die Veterinärmedizinische Fakultät auf zwei Standorte - nämlich Zürich und Bern - verteilt sei, ist es zudem wichtig, den Studierenden an beiden Orten gleiche Ausbildungschancen zu bieten, wie Pospischil betont. Dank der eingescannten Gewebeproben können die Studierenden aus Bern und Zürich zu denselben Informationen gelangen. Die Studierenden würden das Angebot nutzen und schätzen, so Pospischil. «Das Bildmaterial ist gut. Zu einer perfekten Diagnose gehört jedoch noch mehr, zum Beispiel die Gerüche», meint er und zeigt die Abbildung einer verfaulten Rinderleber.

Gerüche könne der Scanner nicht einfangen, aber die Zukunft werde sicherlich dreidimensionale Abbildungen bieten, meinte Soenken. Auch die Wiedergabe von Präparaten in fluoreszenzmikroskopischen Verfahren sei eine grosse technische Herausforderung, die noch nicht gelöst sei.