Ungezwungenes Beisammensein in der LGBTQIA+ Community

Wie knüpft man Kontakte, wenn man neu an die Universität Zürich kommt, queer ist und vielleicht Land und Leute noch nicht kennt? Für Studierende der LGBTQIA+ Community ist der studentische Verein PolyUniQue eine gute Anlaufstelle. Und für Mitarbeitende, PhDs oder Postdocs besteht seit März 2024 ein eigenes Netzwerk, das bei der Fachstelle Equality, Diversity, Inclusion (EDI) angesiedelt ist.
Gutes Feedback auf das erste Treffen
Ins Leben gerufen wurde das Mitarbeitenden-Netzwerk von einem jungen Professor – nennen wir ihn Peter –, der zuvor in einem anderen Land unterrichtete und jetzt in der Schweiz lebt. Da er nur wenige Bekanntschaften in Zürich hatte, nahm ihn ein Freund mit zu einem LGBTQIA+ Treffen von Bankangestellten. «Dort konnte ich mich in lockerer Atmosphäre austauschen und wichtige Kontakte knüpfen. Und ich dachte mir: So etwas müsste es doch auch innerhalb der UZH geben», sagt Peter.
Zusammen mit dem EDI organisierte er einen ersten Willkommens-Apéro an der Universität, zu dem rund 90 von 150 Personen, die dem Netzwerk beigetreten waren, erschienen. «Wahrscheinlich waren alle Buchstaben von LGBTQIA+ vertreten», wie Peter versichert. Er hat sehr gute Feedbacks auf dieses Treffen erhalten und auch innerhalb seines Instituts habe es zu seinem Outing nur positive Reaktionen gegeben. «Aber ich denke, es gibt noch mehr Vertreterinnen und Vertreter der LGBTQIA+ Gemeinde an der Universität, die sich noch nicht getraut haben, zu kommen», fügt er an.
Plattform sollte mehr genutzt werden
Diesen Personen und ihren Angehörigen will das Netzwerk eine Heimat sein und regelmässig Events organisieren. «Leider ist die Plattform noch kein Selbstläufer», bedauert Peter. Die ursprüngliche Idee funktioniere noch nicht ganz, dass jede und jeder das Netzwerk nutzen und selbst Einladungen zu Events verschicken kann – sei es zum gemeinsamen Bier im Pub oder zum Fussballspielen. «Zu unserem zweiten Treffen, einem Picknick im Freien, kamen weniger Interessierte als im geschützten Rahmen der Universität.» Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass einige lieber an Veranstaltungen teilnehmen, die in einer sicheren Umgebung auf dem Campus organisiert werden.
Peter selbst lebt seine Homosexualität offen. Er kann diese Gedanken aber nachvollziehen, auch wenn er selbst weder an der Universität noch in Zürich schlechte Erfahrungen gemacht hat. «Vielleicht dauert es in der Schweiz etwas länger, bis die Queer-Community akzeptiert wird, aber öffentliche Anfeindungen passieren doch eher selten», sagt er. Anders in seinem Heimatland: Da muss er wegen seiner sexuellen Orientierung und der Organisation einer Queer-Plattform mit Repressionen rechnen. Das ist auch der Grund, warum er in diesem Artikel lieber Peter genannt werden will.