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Innovation

Gross denken

Wie kann die Schweiz ihre führende Position als Standort für wissenschaftsbasierte Innovationen weiter ausbauen? Namhafte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik trafen sich auf Einladung der Stiftung Deep Tech Nation Switzerland an der UZH, um sich darüber auszutauschen.
David Werner
  • Begrüssungsrede von Christoph Aeschlimann, CEO von Swisscom und Stiftungsratspräsident von DTN. (Bilder: Julian Graf)
    Begrüssungsrede von Christoph Aeschlimann, CEO von Swisscom und Stiftungsratspräsident von DTN. (Bilder: Julian Graf)
  • UZH-Rektor Michael Schaepman betont die Verankerung der UZH in der Gesellschaft.
    UZH-Rektor Michael Schaepman betont die Verankerung der UZH in der Gesellschaft.
  • Joanne Sieber, CEO von DTN (rechts), im Gespräch mit den beiden Gründern Andreas Thiel und Samuel Mueller.
    Joanne Sieber, CEO von DTN (rechts), im Gespräch mit den beiden Gründern Andreas Thiel und Samuel Mueller.
  • Austausch im Anschluss an den formellen Teil der Veranstaltung.
    Austausch im Anschluss an den formellen Teil der Veranstaltung.
  • Das UZH-Projekt «nmesh» verwandelt Wissenschaft in Kunst.
    Das UZH-Projekt «nmesh» verwandelt Wissenschaft in Kunst.
  • Die tragbaren Kunstobjekte entstanden im Dialog zwischen Forschenden und Kunstschaffenden.
    Die tragbaren Kunstobjekte entstanden im Dialog zwischen Forschenden und Kunstschaffenden.

Die Schweiz gilt seit Jahren als führender Innovationsstandort. Bereits zum 14. Mal in Folge stand sie 2024 an der Spitze des Global Innovation Index. Wie wichtig dafür das Bildungssystem der Schweiz und ihre Universitäten sind, unterstreicht ein jüngst veröffentlichter Report der Stiftung Deep Tech Nation Switzerland (DTN). Der Bericht sorgte international für Aufsehen. Das Nachrichtenmagazin Forbes sprach im Anschluss daran von einem «stillen Aufstieg» des Landes und zog Parallelen zum Silicon Valley: Die Schweiz habe sich zu einem der dynamischsten Deep-Tech-Ökosysteme weltweit entwickelt.

Mit Deep Tech sind Innovationen gemeint, die aus der wissenschaftlichen Forschung hervorgehen, zum Beispiel in den Bereichen Life Sciences, Robotik oder KI. Schweizer Deep-Tech-Unternehmen, so der Bericht, haben gemeinsam einen Unternehmenswert von mehr als 100 Milliarden US-Dollar geschaffen.

Wagniskapital und Hightech-Arbeitsplätze

Es gibt aber noch Luft nach oben. Christoph Aeschlimann, CEO der Swisscom und Präsident des Stiftungsrats von DTN, machte an der Universität Zürich klar: «Zu viele unserer besten Gründungen werden zu früh verkauft oder wandern ins Ausland ab.» Damit verliere die Schweiz Arbeitsplätze, geistiges Eigentum und Wertschöpfung. 

Um in diesem Punkt Abhilfe zu schaffen, wurde letztes Jahr die Stiftung Deep Tech Nation Switzerland gegründet. Sie will den Zugang von jungen Firmen zu Wagniskapital erleichtern und damit die Entwicklung der Schweiz zur führenden Deep-Tech-Nation unterstützen. In Zeiten zunehmender technologischer Abhängigkeiten und wachsender geopolitischer Rivalitäten sei dies für die Schweiz von strategischer Bedeutung, sagte Aeschlimann. Die Stiftung setzt sich für eine Erhöhung der Wagniskapitalinvestitionen in der Schweiz ein. Das Ziel ist, die Schweiz als Innovationsstandort weiter zu stärken und mehr Hightech-Arbeitsplätze zu schaffen.

Mut zu grossen Würfen

Auch Joanne Sieber, CEO von DTN, plädierte für mehr Selbstbewusstsein der Schweiz im Deep-Tech-Bereich und für den Mut, in grossen Massstäben zu denken. «Hinter jeder Technologie stehen Menschen, die Risiken eingehen, Rückschläge überwinden und sich nicht mit ‘gut’ zufriedengeben, sondern Grosses erreichen wollen», sagte sie, und erntete dafür den Applaus der Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, die auf Einladung von DTN an der UZH zusammengekommen waren.

Brücken bauen und Innovationen fördern

Michael Schaepman, Rektor der UZH und seit kurzem Beirats-Mitglied von DTN, machte auf die gesellschaftliche Verankerung der Universität Zürich aufmerksam und betonte die wichtige Rolle universitärer Forschung und Lehre für Innovationsprozesse. Deep Tech, so Schaepman, bilde «die Brücke zwischen Spitzenforschung und den Herausforderungen unserer Zeit». Um innovativen Projekten zum Durchbruch zu verhelfen, brauche es ein gut funktionierendes Ökosystem, das Universitäten, Unternehmen, öffentliche Organisationen und Investoren miteinander verbinde.

Das Interesse von Studierenden und Mitarbeitenden der UZH an unternehmerischer Praxis wachse fortlaufend – und die UZH komme der Nachfrage entgegen, sagte Schaepman. Die UZH fördert unternehmerische Kompetenzen, unterstützt die Umsetzung von Ideen und Erkenntnissen in die unternehmerische Praxis und beschleunigt damit aktiv den Transfer von Wissen in Wirtschaft und Gesellschaft. Seit 1999 hat die UZH mehr als 160 Spin-off-Firmen auf der Basis von Lizenzierungen und Patentierungen hervorgebracht.

Unternehmergeist und tragbare Kunst

Im anschliessenden Podiumsgespräch gaben zwei Unternehmer Einblick in ihre Erfahrungen: Andreas Thiel, Mitgründer der Firma u-blox, und Samuel Mueller, Mitgründer und CEO von Scandit. Beide erzählten, wie es zur Gründung ihrer Startups kam und welche Hürden sie dabei überwinden mussten. 

Einen weiteren inspirerenden Akzent in der Veranstaltung setzte die Vorpremiere des UZH-Projekts nmesh. Ausgestellt wurden tragbare Kunstobjekte aus Wolle, die UZH-Forschende gemeinsam mit Künstlerinnen und Designern geschaffen haben. Forschungsdisziplinen wie Infektiologie, Geschichte, Ökonomie oder Astrophysik werden dabei buchstäblich in einen Dialog mit der Kunst «verstrickt». Wie bei Deep Tech geht es auch hier um Transformation. Doch während Deep Tech Wissen in marktfähige Produkte überführt, verwandelt das Projekt nmesh Wissenschaft in Kunst. Die Kollektion wird am 1. September 2025 im Kunsthaus Zürich im Rahmen der Mode Suisse erstmals öffentlich gezeigt.