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Die Medienstelle der UZH hat im vergangenen Jahr 71 Communiqués publiziert und daraus ihr jährliches Ranking erstellt. Die 10 erfolgreichsten Medienmitteilungen lösten insgesamt fast 4700 Beiträge in nationalen und internationalen Medien aus. Wie in den Vorjahren zeichnet sich ein Trend ab: Themen aus den Sozial- und Geisteswissenschaften dominieren die Top Ten der Forschungsmeldungen – dank ihrer Alltagsnähe, ihrer emotionalen Faszination, ihrer erzählerischen Kraft und ihrer überraschenden Erkenntnisse. Das Medieninteresse am Megathema KI ist dagegen leicht zurückgegangen.
Die Studie unter der Leitung des UZH-Psychologen Christopher Hopwood traf gleich zwei mediale Nerven: das Interesse an Essensvorlieben und das Interesse an Geschlechterunterschieden. Sie bestätigt, was viele vermuten: Männer essen mehr Fleisch als Frauen. Doch paradoxerweise sind diese Unterschiede in Ländern mit höherer Gleichberechtigung und wirtschaftlicher Entwicklung stärker ausgeprägt. Denn dort haben Frauen mehr Freiheiten, bewusst weniger Fleisch zu konsumieren, während Männer häufiger zu Fleisch greifen. Die Studie fand in rund 1000 Medienbeiträgen internationale Beachtung, vor allem in den USA, Deutschland und Kanada.
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Eine sehr positive Nachricht schafft es auf Platz zwei der Medienmitteilungs-Hitliste: Das Forscherteam um Immunologie-Professor Onur Boymann und Postdoktorand Carlo Cervia-Hasler hat Marker für Long-Covid im Blut entdeckt. Auf der Basis dieses Proteinmusters sollen gezieltere Therapien für Betroffene entwickelt werden. Die Ergebnisse wurden nicht nur weltweit, sondern auch von vielen Schweizer Medien positiv aufgenommen: «Durchbruch in der Long-Covid-Forschung» hiess es auf Radio SRF 1 und etwas zurückhaltender fragte der Tages-Anzeiger: «Können sich Long-Covid-Patienten nun Hoffnungen machen?»
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Was in der Schweiz kaum beachtet wurde, sorgte international für grosses Medienecho – von Algerien über Bahrain, Indien, Japan, Grossbritannien, Serbien bis hin zu Vietnam wurde über die UZH-Studie von Aldo Benites-Palomino und Gabriel Aguirre-Fernández zur Interaktion zwischen Räubern und Beute berichtet. Der seltene Fund einer prähistorischen Seekuh, die zuerst von einem Krokodil und später von einem Hai angegriffen wurde, bietet faszinierende Einblicke in die Jagdstrategien und in die Nahrungskette vor Millionen von Jahren.
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Gleich ein weiterer spektakulärer Urzeitfund der beiden Paläontologen Benites-Palomino und Aguirre-Fernández faszinierte die internationalen Leser:innen: Im peruanischen Amazonasgebiet entdeckten die Wissenschaftler eine neue Art namens Pebanista yacuruna. «It’s a dolphin!» – meldete Malaysia News. Der Riesendelfin war beeindruckende 3 bis 3,5 Meter lang, lebte vor rund 16 Millionen Jahren und ist überraschenderweise eng mit den heutigen Flussdelfinen Südostasiens verwandt.
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«Nothing better than the real thing», fasste die Zeitschrift The Economist die Forschungsergebnisse des Teams um den Neurowissenschaftler Sascha Frühholz zusammen. Live-Musik löst deutlich stärkere Emotionen aus als gestreamte Musik. In verschiedenen Hirnregionen, die für die emotionale Verarbeitung wichtig sind, beobachteten die Forschenden eine deutlich höhere Aktivität im Vergleich zu aufgezeichneter Musik. Insgesamt löste die Studie rund 430 Medienberichte aus.
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Auf die Frage, ob die Söldner von Christoph Kolumbus die Syphilis aus der Neuen in die Alte Welt eingeschleppt haben, hat ein internationales Forschungsteam um Verena Schünemann (ehemals UZH, jetzt Universität Basel) eine neue Antwort gefunden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entdeckten Erbgut des endemischen Syphilis-Erregers Treponema pallidum endemicum in 2000 Jahre alten menschlichen Knochen aus Brasilien. Dieser bislang älteste gesicherte Nachweis belegt, dass Menschen schon lange vor Kolumbus an Syphilis-ähnlichen Erkrankungen litten. Die Nachricht wurde unter anderem in einigen chinesischen Medien verbreitet.
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Für die Boulevard-Medien war sie eine Steilvorlage – eine weitere Studie des Teams um den Neurowissenschaftler Sascha Frühholz. «So klingt die Folter-Pfeife der Azteken», titelte beispielsweise Bild.de. Doch auch wissenschaftsorientierte Medien konnten nicht widerstehen, wie die Schlagzeile von Spektrum der Wissenschaft zeigt: «Horrorsound: Aztekenpfeife versetzt Menschen in Angst und Schrecken». Die Forschung belegt, dass die Totenkopfpfeife der Azteken einen schrillen, schreiähnlichen Ton erzeugt, die auf das menschliche Gehirn eine beängstigende Wirkung hat.
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Das Narrativ, dass nur Menschen über eine höher entwickelte Kultur verfügen, wurde durch eine interdisziplinäre internationale Studie, an der Andrea Migliano, Professorin für evolutionäre Anthropologie, beteiligt war, in Frage gestellt. «These Apes May Have Humanlike Culture» schrieb die New York Times und «Les chimpanzés montrent des signes d’évolution culturelle» kommentierte Le Figaro – insgesamt erreichte die Medienmitteilung rund eineinhalb Milliarden potenzielle Leser:innen. Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Schimpansen einige ihrer komplexesten Verhaltensweisen von Generation zu Generation weitergegeben und verfeinert haben, so wie sich auch die menschliche Kultur im Laufe der Zeit entwickelt hat.
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Verdrängen die öffentlich-rechtlichen Medien die Privaten? Dieser Frage ging das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) u.a. in der 2024-Ausgabe des Jahrbuchs Qualität der Medien nach. Die Ergebnisse zeigen: Die Schweizer Bevölkerung nutzt die Informationsangebote von SRF und RTS mehrheitlich nicht exklusiv, sondern ergänzend zu privaten Anbietern. Auch andere Erkenntnisse des Jahrbuchs fanden online Beachtung – etwa die Tatsache, dass die Informationsdeprivation einen Höchststand erreicht hat. Diese Medienmitteilung war – angesichts des Themas wenig überraschend – die mit Abstand erfolgreichste in der Schweiz.
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Lange ging man davon aus, dass schwierige Geburten beim Menschen vor allem auf das evolutionär angepasste Becken und das grössere Gehirn der Neugeborenen zurückzuführen sind. Nun hat ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des UZH-Evolutionsmediziners Martin Häusler gezeigt, dass auch Schimpansen bei der Geburt mit engen Platzverhältnissen kämpfen und pressen müssen. Der Vergleich zwischen Mensch und Affe sorgte für Schlagzeilen: Über die Studie wurde 164 Mal berichtet, vor allem in Deutschland, basierend auf einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur.
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