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Seit die Firma OpenAI den Sprachroboter ChatGPT vor zwei Jahren veröffentlicht hat, entstehen fast tagtäglich neue Anwendungen, die den Alltag und die Arbeitswelt beeinflussen. Die Frage stellt sich: Stehen wir wegen der Künstlichen Intelligenz (KI) vor einer Revolution der Arbeitswelt? Die beiden Gäste im Talk im Turm zum Thema «Mit Köpfchen und KI, wie wir künftig arbeiten» antworteten darauf unterschiedlich: «Ich denke, ja. Wir erleben einen Durchbruch, der die KI ins Bewusstsein der breiten Bevölkerung katapultiert hat», sagte Informatik-Professor Abraham Bernstein. David Dorn, Professor für Globalisierung und Arbeitsmärkte, sieht die Entwicklung etwas weniger einschneidend. «KI stellt die Welt nicht auf den Kopf, ich sehe keine Revolution», sagte der Ökonom. Zwar sei KI ins Bewusstsein der Leute gelangt, aber es zeichne sich nicht ab, dass deswegen im grossen Stil Jobs verloren gingen.
Die von den UZH Magazin Redaktoren Thomas Gull und Roger Nickl moderierte Gesprächsrunde brachte interessante Einblicke in das höchst aktuelle Thema der Künstlichen Intelligenz. Zum Thema Zukunft der Arbeit waren sich beide Experten immerhin einig, dass kein umfassender Ersatz ganzer Tätigkeiten oder Berufsfelder durch künstlich intelligente Maschinen bevorstehe. Die Technologie sei noch nicht soweit, dass sie ganze Tätigkeiten übernehmen könnte, sagte Bernstein. Stattdessen werde uns KI vermehrt bei einzelnen Aufgaben unterstützen, sagte Dorn. Typische Beispiele sind die Erstellung von Texten und Illustrationen oder die Unterstützung beim Programmieren.
Seit dem Hype um Künstliche Intelligenz wird vor allem auch die Frage diskutiert, inwieweit sie die Jobs von hochqualifizierten Arbeitskräften gefährde. Nachdem die Computerisierung der Arbeitswelt in den letzten Jahrzehnten vor allem manuelle Jobs in der Industrie – Stichwort Automobilbau – wegrationalisiert hat, könnte KI in Zukunft auch die gut ausgebildeten Fachkräfte und Spezialist:innen in Gefahr bringen. Wohin die Entwicklung führe, sei wegen fehlender Daten aus den Arbeitsmärkten unklar, so Dorn. Dagegen zeige sich, dass KI auch gut qualifizierten Berufsleuten helfen kann, Expertise in nie gewohntem Tempo aufzubauen. «Unerfahrene Arbeitskräfte werden dank Trainings durch KI rascher erfahrener», sagte David Dorn.
Abraham Bernstein erwähnte die Beispiele von Werbefachleuten, die dank KI schneller mögliche Slogans einer Kampagne durchspielen könnten. Oder von Informatiker:innen, die dank KI schneller programmierten. In beiden Fällen würden gute Fachkräfte durch die neuen Tools effizienter, aber nicht ersetzbar. Aufgrund der Fehleranfälligkeit der Technologie sei zum Schluss immer noch menschliche Expertise zur Qualitätssicherung gefragt, betonte Bernstein. Die Steigerung der Effizienz könnte sich hingegen in einer Erhöhung der Produktivität niederschlagen, so der Ökonom Dorn. Ob diese Produktivitätsfortschritte auf Dauer zu einem Stellenabbau führten und damit auch die Stellen gut qualifizierter Fachleute bedrohten, sei offen und hänge vom Arbeitsfeld ab.
Möglich wäre auch ein gegenteiliger Effekt: David Dorn brachte dazu ein interessantes Beispiel aus der Pharma-Forschung: Wenn KI den Output von interessanten Wirkstoffen erhöht, könnte dies auch dazu führen, dass dieser Forschungs- und Tätigkeitsbereich erweitert wird. Denn es gibt genügend Krankheiten, gegen die neue Wirkstoffe gesucht sind. Künstliche Intelligenz würde in solch einem Fall nicht zu Stellenverlusten sondern zu einen Ausbau von Arbeitsplätzen führen.
Die Gesprächsrunde kam zum versöhnlichen Schluss, dass wir trotz dem Boom der digitalen Helfer auch in Zukunft mit Menschen und nicht nur mit künstlichen Avataren zusammenarbeiten werden. Wir sind soziale Wesen, brauchen den Austausch und werden nicht überflüssig. Was es in Zukunft als Arbeitskraft vor allem braucht, ist die Fähigkeit zum Teamwork sowohl mit Maschinen und Menschen.