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Biodiversität in der Schweiz und in der südafrikanischen Kalahari-Wüste: Diese unterschiedlichen Themen diskutierten der Umweltwissenschaftler Bernhard Schmid und die Verhaltensbiologin Marta Manser am 2. September 2024 im «Talk im Turm» von UZH Alumni. Durch das Gespräch führten Rita Ziegler und Roger Nickl von der UZH Kommunikation.
Der Talk drehte sich um den Verlust der Biodiversität und die Massnahmen zu deren Schutz. Beide Forschende betonten, dass die dramatische Beschleunigung des Artensterbens besorgniserregend sei. «Man geht davon aus, dass die bisherigen Massenaussterbeereignisse in der Geschichte auf äussere Einflüsse zurückzuführen waren. Dieses Mal ist der Grund eine Art, die selbst auf der Erde lebt: nämlich wir, der Mensch», sagte Bernhard Schmid. Zudem verlaufe der Aussterbeprozess dieses Mal sehr viel schneller als früher. In der Schweiz hat das zum Beispiel Auswirkungen auf die Buchen, die unter den zunehmenden Temperaturen und der Trockenheit leiden.
Wenn nur schon wenige Arten aus dem Tier- oder Pflanzenreich aussterben, dann hat das negative Folgen, da sich die Ökosysteme verändern. Das bekommt die Schweiz genauso zu spüren wie die Kalahari-Wüste. Marta Manser forscht dort seit über 25 Jahren. Diese Region ist durch extreme klimatische Bedingungen geprägt, wobei die Niederschlagsmengen stark schwanken und das Ökosystem beeinflussen.
Die Verhaltensbiologin erforscht insbesondere das Sozialverhalten der Erdmännchen. «Sie sind stark an ihren spezifischen Lebensraum angepasst und reagieren empfindlich auf Umweltveränderungen», sagte Manser. Trockenperioden und Temperaturanstiege setzen den Tieren zu, was zu einer Verringerung der Körpergrösse und der Populationsdichte führt. Die Forschung zeigt, dass die Erdmännchen die Zeiten für die Nahrungssuche reduziert haben, da sie den extremen Temperaturen tagsüber ausweichen müssen. Diese Anpassungen verdeutlichen die komplexen Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und dem Überleben der Arten.
Sinkt die Zahl der Erdmännchen, kann sich das auf verschiedene andere Tiere wie Insekten oder die Fressfeinde der Erdmännchen auswirken. Um Biodiversität wirklich zu verstehen, reiche es nicht, über einzelne Arten Bescheid zu wissen, waren sich die beiden Forschenden einig. Es gehe darum, die Beziehungen und das Zusammenspiel zwischen den Arten zu verstehen. Dafür sei noch weitere Forschung nötig. Langfristige Studien und Monitoring-Systeme können dazu beitrage, Veränderungen zu dokumentieren und die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten besser zu verstehen.
Ein weiterer Diskussionspunkt war der Nutzen der Biodiversität für die Landwirtschaft. «Man weiss seit 30 Jahren, dass Mischkulturen deutlich produktiver sind als Monokulturen», sagte Bernhard Schmid. Beispiele aus der Forschung zeigten, dass die Kombination verschiedener Pflanzensorten Erträge steigern und die Widerstandsfähigkeit gegen äussere Einflüsse erhöhen kann. Schmid betonte: «Wenn wir Diversität verlieren, dann verlieren wir Produktivität.»