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So nahe waren sich Universität und Zürcher Gymnasien noch nie: In rund vier Monaten zieht die Kantonsschule Zürich Nord als erste von drei Zürcher Mittelschulen auf den Campus Irchel und nutzt bis 2027 zwei für sie umgebaute Gebäude. Im Drei-Jahres-Rhythmus werden bis zum Juli 2033 vier weitere Gymnasien folgen, die während der Renovation ihrer eigenen Schulanlagen in die Gebäude der UZH einziehen.
Die UZH hat in enger Zusammenarbeit mit den Gymnasien und der Bildungsdirektion die Weichen für eine reibungslose Zwischennutzung gestellt. Der Einzug der Kantonsschule Zürich Nord und ab dem 19. August der Schullalltag mit über 2000 Schüler:innen ist eine Herausforderung für den universitären Betrieb und die Infrastruktur. Um zu informieren, Fragen zu beantworten und den Dialog zu fördern, hat die Universitätsleitung vergangene Woche ein Townhall-Meeting abgehalten, das UZH-Angehörigen die Möglichkeit für einen konstruktiven Austausch bot.
Hochschule und Gymnasium auf einem Campus – für die Schweiz ist das eine einzigartige Situation. Und wie Rektor Michael Schaepman zu Beginn der Veranstaltung betonte, eine besondere Gelegenheit: «Wir haben die Chance, einen neuen Bildungscampus zu erleben.» Die Nähe ermögliche es nicht nur, einander besser kennenzulernen, sondern schaffe auch Raum für gemeinschaftliches Lernen, Lehren, Forschen und Experimentieren. Der integrative Campus sei allerdings auch eine Herausforderung. «Sehr gut geplant, heisst nicht automatisch, an alles gedacht», sagte Schaepman. Nicht alles lasse sich voraussehen oder bis ins Detail planen – und das sei auch nicht das Ziel. Die Anpassung an den Alltag erfordere von allen Geduld. «Seien Sie – besonders in der Anfangsphase – grosszügig, tolerant, neugierig, offen und interessiert. Es ist unser gemeinsames Ziel, diesen offenen Campus gemeinsam zu formen.»
Andreas Niklaus, der Rektor der Kantonsschule Zürich Nord (KZN), präsentierte seine Schule, die er aufgrund ihrer Grösse mit einem beachtlichen KMU verglich. Mit 2275 Schüler:innen, 96 Klassen und 300 Lehrpersonen ist die KZN die grösste Mittelschule der Schweiz. Sie bietet sowohl ein Lang- als auch ein Kurzgymnasium und eine Fachmittelschule an.
Die Schulangehörigen beziehen die Gebäude Y12, Y32 und Y34, wobei ihnen zwischen Y32 und Y34 ein eigener Schulhof zur Verfügung steht. Dazu wurden die früher von den UZH-Chemiker:innen genutzten Gebäude angepasst: Y34 beherbergt nun Spezialräume für naturwissenschaftlichen, musischen und gestalterischen Unterricht sowie die Schulverwaltung, während Y32 die allgemeinen Klassenzimmer umfasst. Die Schulgemeinschaft wird auch die Verbindungsgänge der UZH nutzen, um zwischen den Stockwerken und Trakten zu wechseln, wobei der Stundenplan so gestaltet wird, dass Raumwechsel minimiert werden. Die Vorbereitungen für den Umzug sind laut Andreas Niklaus in vollem Gange. «Wir freuen uns sehr auf diesen hervorragenden Standort, der uns neue Möglichkeiten bietet, unsere Schülerinnen und Schüler optimal zu fördern.» Die Nähe zur Hochschule ermögliche bereits in der Mittelschulzeit einen Vorgeschmack auf das universitäre Leben.
Gabriele Siegert knüpfte an die Idee, voneinander zu lernen, an und betonte, wie der durchmischte Campus nicht nur einen gemeinsamen Alltag, sondern auch die Möglichkeit biete, geteilte Interessen zu verfolgen. «Gemeinsame Projekte von UZH und Schulen fördern das Verständnis und Vertrauen», erklärte die Prorektorin Lehre und Studium. Mit finanzieller Unterstützung seitens Bildungsdirektion sollen Projektideen, welche die fachlichen und überfachlichen Kompetenzen fördern, die Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen und Dozierenden verstärken und Studierende für den Lehrberuf begeistern, realisiert werden. Zum Beispiel können Studierende Unterrichtserfahrungen sammeln. Schüler:innen haben umgekehrt die Chance, für ihre Maturaarbeiten vom Fachwissen der UZH-Angehörigen zu profitieren. Während Wochen der offenen Hörsäle erhalten Gymnasiast:innen Einblick in ausgewählte Vorlesungen und Studiengänge. Siegert ermunterte alle Beteiligten, sich aktiv an bzw. mit Projekten zu beteiligen.
Daniel Hug, Direktor Finanzen, präsentierte die Massnahmen rund um Verpflegung und Sport. Den Schulangehörigen steht zunächst einmal eine eigene Mensa zur Verfügung. Zusätzlich wird – um die Überlastung der UZH-Mensa etwas zu verringern – ein Foodtruck-Park auf dem Strickhof eingerichtet und das Dozierendenfoyer für die Selbstversorgung geöffnet. Für die rund 300 Sportlektionen der KZN wird auf dem Gebiet Irchel West ein Sportprovisorium mit zwei Turnhallen, drei Multifunktionsräumen und eigener Garderobe gebaut; ebenso stehen die bestehenden Turnhallen zur Verfügung. Dies erfordert eine zeitliche Anpassung des ASVZ-Angebots – das bisher tagsüber stattfindende Spiel- und Kondi-Angebot wird auf den Abend und das Wochenende verlegt. Hug versicherte jedoch, dass das gewohnte Sportprogramm für alle weiterhin – einfach zu teils anderen Zeiten – stattfinden werde.
Als letzter Redner präsentierte François Chapuis, Direktor Immobilien und Betrieb, die längerfristige bauliche Weiterentwicklung des Campus Irchel bis ins Jahr 2050. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Neubau «PORTAL UZH», der durch die Zwischennutzung der ehemaligen Chemiegebäude durch die Zürcher Gymnasien vorgezogen werden kann und ab 2030 realisiert werden soll. Die Gebäude der ersten Bauetappe, UZI 1, aus den 1970er-Jahren, zu denen auch die zwischengenutzten Räumlichkeiten gehören, werden nach Abschluss des «PORTAL UZH» und nach dem Auszug der Kantonsschulen vollständig erneuert.
Im Anschluss an die Präsentationen hatte das Publikum Gelegenheit, den Referierenden Fragen zur Zwischennutzung zu stellen. Hier eine Zusammenfassung: