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Talk im Turm

Teamwork und gute Gefühle

Partizipative Führung, gute Kommunikation, Selbstreflexion und positive Gefühle sind wichtige Zutaten für eine gelingende Zusammenarbeit. Im Talk im Turm diskutierten letzte Woche die Leadership-Expertin Jennifer Sparr und der Teamforscher Jan Schmutz darüber, wie erfolgreiches Teamwork funktioniert.
Roger Nickl

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Diskussion im Talk im Turm
Diskutierten im Talk im Turm darüber, wie erfolgreiches Teamwork funktioniert: Rita Ziegler, Jan Schmutz, Jennifer Sparr und Thomas Gull (von links). (Bild: Adriana Hefti)

Was macht Teams erfolgreich? Wie arbeiten wir gut zusammen? Und weshalb kann Teamwork zuweilen scheitern? Diese Fragen diskutierten am letzten Dienstag die Psychologin und Leadership-Expertin Jennifer Sparr und der Psychologe und angewandte Teamforscher Jan Schmutz im von UZH Alumni organisierten Talk im Turm im Restaurant UniTurm der Universität Zürich (Moderation: Rita Ziegler/Thomas Gull, UZH Kommunikation).

Es sei heutzutage ein Muss, Teamplayer:in zu sein, hielt Jennifer Sparr zu Beginn der Diskussion fest, gerade in der Wissenschaft sei es immer seltener, dass Forschungsprojekte im Alleingang realisiert werden. Für erfolgreiche Projekte brauche es oft Leute aus verschiedenen Disziplinen und mit unterschiedlichen Ausbildungen. «Wenn es gelingt durch gutes Teamwork verschiedene Sichtweisen einzubringen, führt das auch zu besseren Resultaten, davon bin ich überzeugt», sagte Sparr.

Notfallmedizin und Raumfahrt

Um mehr darüber zu erfahren, wie Menschen gut miteinander kooperieren, erforscht Jan Schmutz Teams, die unter Extrembedingungen zusammenarbeiten – etwa in der Notfallmedizin, in der Raumfahrt oder in der Antarktis-Forschung. «Mich fasziniert, wie solche Teams unter Stress und zuweilen widrigen Bedingungen Topleistungen erbringen», sagte der Psychologe. Er sei sicher, dass wir von Teams, die gewohnt sind, in Extremsituationen zu arbeiten und erfolgreich zu funktionieren, viel lernen können.

Die Art und Weise wie Teams im Krankenhaus oder auf Forschungsstationen im All oder in der Antarktis konkret kooperieren, sei sehr unterschiedlich. «Aber solche Top-Teams haben auch gemeinsame Eigenschaften», sagte Schmutz. So pflegen sie etwa ein konstruktives und offenes Arbeitsklima, das psychologische Sicherheit gewährt: Jeder und jede soll sich trauen, zuweilen auch abweichende Meinungen äussern zu können. Basis dafür ist ein partizipativer Führungsstil. Zwar trägt die Chefin oder der Chef die Verantwortung und muss schlussendlich Entscheide fällen, doch die anderen Teammitglieder können den Entscheidungsprozess massgeblich beeinflussen. «Das ermöglicht die Erfahrungen anderer anzuzapfen und hilft, die beste Entscheidung zu treffen», so Schmutz.

Ein zweiter wichtiger Faktor ist eine Kultur der Reflexion: «Gute Teams sitzen zusammen, diskutieren Konflikte und versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden», sagte der Forscher, «sie versuchen zusammen zu lernen und besser zu werden.» Dieses Reflektieren sei nicht selbstverständlich – es müsse trainiert werden und sei auch nicht immer angenehm, hielt Schmutz fest.

Für die Leistungsfähigkeit von Teams zentral sind auch gemeinsame Ziele. «In einem Team sollte eine gemeinsame Vorstellung davon bestehen, was man tut und wie man zusammenarbeitet», sagte Schmutz, «dazu gehören auch gemeinsame Ziele.» Gerade wenn in einem Team unausgesprochen unterschiedliche Ziele bestünden, sei das eine Voraussetzung für Konflikte, weil dann nicht mehr alle in die gleiche Richtung gehen.

In positive Emotionen investieren

Einen anderen zentralen Faktor für eine gelingende Zusammenarbeit untersucht Jennifer Sparr, die am Center for Leadership in the Future of Work der UZH forscht: Emotionen. Doch was haben Gefühle bei der Arbeit und im Teamwork zu suchen? Vor kurzem sei sie an einer Veranstaltung gewesen, wo jemand dezidiert die Meinung vertrat, Arbeit sei doch keine Wohlfühlveranstaltung. Schliesslich erhält man dafür auch Lohn – früher war in diesem Zusammenhang von «Schmerzensgeld» die Rede, so Sparr. «Doch wir alle wissen, dass Geld nur bis zu einem gewissen Grad motivieren kann», sagte die Wissenschaftlerin, «die Forschung hat dagegen gezeigt, dass Menschen, die sich bei der Arbeit so fühlen, wie sie sich fühlen wollen, gesünder und produktiver sind – es lohnt sich darin zu investieren.»

Wie Sparrs Forschung gezeigt hat, sind die emotionalen Bedürfnissen von Mitarbeitenden sehr unterschiedlich gelagert. «Was in Befragungen überdurchschnittlich oft gewünscht wird, ist, dass man sich bei der Arbeit wertgeschätzt fühlt», sagte sie, deshalb dürfe man bei der Arbeit durchaus auch mal Komplimente machen. Weiter oft genannte Adjekte sind: inspiriert, respektiert, fokussiert und inkludiert. Für viele wichtig ist auch das Gefühl, mit seiner Arbeit etwas zu bewirken.

Dieser emotionalen und zuweilen widersprüchlichen Vielfalt in Arbeitsteams gerecht zu werden, ist eine Herausforderung. «Deshalb ist es wichtig, die unterschiedlichen Bedürfnisse auch zu thematisieren und darüber zu reden», sagte Sparr und machte ein Beispiel dazu: Wenn jemand gerne fokussiert arbeitet und jemand anderes dagegen ständig Austausch braucht, müssen die beiden das thematisieren und eine Lösung finden, die für sie stimmt. «Wichtig ist, die Bedürfnisse der anderen zu kennen», sagte Sparr, «solche Dinge im Team zu besprechen und miteinander zu regeln, bringt das Team auch näher zusammen.»

Paradoxien des mobilen Arbeitens

Eine Herausforderung für das Teamwork ist auch das mobile Arbeiten, das seit der Pandemie an der UZH vermehrt Einzug gehalten hat. So hat die UZH 2022 ein Arbeitsmodell eingeführt, gemäss dem UZH-Mitarbeitende in der Regel 60 Prozent ihres Pensums vor Ort arbeiten. Jennifer Sparr hat dazu auch geforscht. So hat sie im Zusammenhang mit dem mobilen Arbeiten Mitarbeitende zu ihren Erfahrungen und Wünschen befragt und sie hat mit elf Professorinnen und Professoren und ihren Teams ein Pilotprojekt durchgeführt. «Die Teams haben ein Semester lang ausprobiert, was für sie besonders gut funktioniert und versucht, daraus eine Best-Practice abzuleiten», so Sparr.

Was sich zeigte: Das mobile Arbeiten rückt viele Paradoxe in den Fokus, Themen, die sich zu widersprechen scheinen. So braucht die flexibilisierte Arbeit gleichzeitig auch mehr Struktur – Fixpunkte, die das Team zusammenbringen. Man muss individuelle Bedürfnisse und diejenigen des Teams, aber auch die Arbeit vor Ort und zuhause unter einen Hut bringen. «Dieses paradoxe Mindset sollten wir annehmen und versuchen, eine gute Balance zwischen den scheinbaren Widersprüchen zu finden», sagte die Forscherin, «wenn alle an diesem Prozess mitwirken, stärkt und motiviert das auch das Team.»

Talk im Turm als Podcast

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