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Zum Rücktritt von Stefan Schnyder

Finanzexperte mit Seemannnsblut

Stefan Schnyder, Direktor für Finanzen und Personal, ist Ende 2022 zurückgetreten. Er will sich in Zukunft neuen Aufgaben an der UZH und im Privaten zuwenden. Und er freut sich auf den nächsten Segelurlaub.
Marita Fuchs

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Gewichte stemmen, nicht nur im Kraftraum: Stefan Schnyder beim Training. (Bild: ASVZ/2015 Angelo Brack)

 

Wer ist Stefan Schnyder? An der Universität Zürich kennt jeder den Direktor Finanzen und Personal der UZH; der bis 2017 zusätzlich für den Bereich Infrastruktur zuständig war. Der gross gewachsene, stets korrekt in Anzug und Weste gewandete Mann war 16 Jahre lang Mitglied der Universitätsleitung. Zuständig für die Mitarbeitenden, die Finanzen und die Immobilien hatte er eine wichtige Position inne, eine – an der Stellschrauben justiert werden.

Unter seiner Führung hat die UZH das universitäre Finanzmanagement professionalisiert und modernisiert. Ebenso wurde eine Strategie für die universitären Immobilienstandorte sowie eine neue Governance für das Immobilienmanagement an der UZH entwickelt sowie erste wichtige Schritte zur Umsetzung vorangetrieben. Für die UZH wichtige Bauvorhaben wie das UZI5 oder das FORUM UZH sowie die Schaffung der Direktion Immobilien und Betrieb gehen auf diese Grundlagenarbeiten zurück.

Auch im Bereich der Human Resources kann Stefan Schnyder eine positive Bilanz ziehen. So ergab die letzte Mitarbeitendenbefragung aus dem Jahr 2022, dass die Arbeitszufriedenheit trotz der Belastungen durch die Pandemie hoch ist. Die rasche Bereitschaft des Personals während der Krise auf Homeoffice umzustellen, freut ihn heute noch.

Die aus der Pandemie gewonnenen Erkentnisse konnten in die Richtlinien für das mobiles Arbeiten an der UZH einfliessen und gewährleisten heute ein moderneres Arbeitsumfeld. Stefan Schnyder ist sich aber auch der Risiken bewusst. «Eine Herausforderung bei der Arbeit im Homeoffice besteht darin, die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben aufrechtzuerhalten. Mitarbeitende, die dies nicht sicherstellen können, riskieren den Raubbau an ihren Kräften. Wir alle müssen zwischendurch abschalten und regenerieren.»

Landkarte der Exzellenz entwerfen

Ende Dezember 2022 ist der 56jährige Finanzexperte nun zurückgetreten; er will neuen Kräften Platz machen und sich auf anderen Gebieten bewähren: als Berater, Coach, Weiterbildner. Der UZH bleibt er verbunden: Mit einem 80-Prozent-Pensum wird er als Senior Advisor im Bereich des Rektors arbeiten. «Er war ein verlässliches und geschätztes Mitglied der Universitätsleitung. Ich bedaure darum seinen Rücktritt sehr», sagt Rektor Michael Schaepman. Stefan Schnyder wird als Senior Advisor einerseits Projekt- und Coaching-Mandate übernehmen und sich andererseits mit der Frage befassen, was eine exzellente Governance an einer Universität ausmacht. Dazu wird er unter anderem auch Vergleiche zwischen Hochschulen ziehen.

Wir sitzen in seinem Büro im Rektorat, einige Umzugskisten sind bereits eingepackt, doch die Bonbonnière steht noch gut gefüllt auf dem Besprechungstisch. An der Wand ein grosses White-Board; Stefan Schnyder greift gern zur Süssigkeit und danach zu Stift und Tafel, um komplizierte Zusammenhänge zu visualisieren. Es waren viele Gespräche und Sitzungen, die in den letzten 16 Jahren stattfanden. Der Zahlenmensch hat nachgerechnet: Grob geschätzt waren es mehr als 1000 Gremiensitzungen. Früher fanden die Sitzungen der Universitätsleitung nicht wöchentlich, sondern nur alle 14 Tage statt und dauerten höchstens drei Stunden, erzählt er. Heute sind es wöchentliche Sitzungen, oft von mehreren Stunden.

Wandel und Konstanz

Die Sitzungsdauer und ihr Rhythmus ist nur ein kleiner Hinweis darauf, wie sehr die Universität seit 2006 gewachsen ist und sich entwickelt hat. So ist die Zahl der Studierenden von 23'480 auf 28'121 gestiegen, die Abschlüsse haben – durch die Bologna-Reform bedingt – um 87 Prozent zugenommen. Mit den Studierendenzahlen stiegen auch die der Mitarbeitenden, und zwar von 4534 auf 7187, in Vollzeitstellen gerechnet. Und die Universität wurde internationaler: Der Ausländer- und Ausländerinnenanteil stieg von 34 auf 46 Prozent, wenn man die Professorenschaft, den Mittelbau und das administrativ-technische Personal gesamthaft miteinbezieht.

Vieles habe sich geändert, aber einiges sei auch gleichgeblieben, bilanziert Schnyder. Das Konstante habe ihn im Jahr 2006 auch bewogen, von einer lukrativen Stelle bei der Credit-Suisse zur Universität zu wechseln. Es sei das anregende und vielfältige akademische Umfeld gewesen, das ihn angezogen habe. «Anders als in der Bank, waren und sind an der UZH die Strukturen weniger hierarchisch, und es gibt eine austarierte Mitsprache und Verhandlungslogik. Wissenschaft tickt anders, sie kommt selten auf dem geraden Weg zum Ziel, deshalb braucht sie Freiraum.»

Das alles hat ihn fasziniert und überzeugt in gleichem Masse. «Dieser Stil trägt stark zu qualitativ hochwertigen Entscheiden bei.» In seiner Zeit als Verwaltungsdirektor habe er zudem viele Begegnungen mit interessanten, fachlich exzellenten Menschen gehabt. «Das alles war sehr bereichernd. Ich habe den Schritt von der Finanzbranche an die Universität nie bereut.»

Agronom aus dem Sensebezirk

Zum Wechsel von der Bank an die Hochschule kam es im Jahr 2006 durch einen Headhunter, der Stefan Schnyder für die Stelle des Verwaltungsdirektors anfragte. «Nach einem Treffen mit dem damaligen Rektor Hans Weder, habe ich mich in den Lichthof unter die Studierenden gesetzt und die Uni-Atmosphäre auf mich wirken lassen; ich fühlte mich zurückversetzt in die eigene Studienzeit an der ETH.»

Stefan Schnyder hat Agronomie studiert und sich dann am Ende des Studiums auf Wirtschaftsthemen fokussiert. Den Bezug zur Landwirtschaft ist ihm in die Wiege gelegt. Er ist auf einem Hof im Freiburger Sensebezirk aufgewachsen. Viele seiner Verwandten studierten Agronomie, ein Studium, das aufgrund der fachlichen Breite Schnyders vielfältigen Interessen entgegenkam. Während des Studiums flitzte er mit seinem Rennvelo durch die Stadt. Er erinnert sich, dass er einmal bei Regen in die Tramschienen geriet und am Bellevue nur mit grossem Glück nicht vor die nahende Strassenbahn schlitterte. Ein wenig Demut dem Schicksal gegenüber ist ihm geblieben.

Beim Akademischen Sportverein (ASVZ), für den er auch lange eine Aufsichtsfunktion innehatte, trainiert er regelmässig. «Man will ja nicht vergammeln», stellt er nüchtern fest. Er freut sich auch auf die kommende Zeit, die eine neue interessante Herausforderung mit sich bringt und ihm hoffentlich etwas mehr Freizeit als bisher gewährt. Geplant sind Segelferien mit seiner Familie oder seinen Geschwistern. «Durch unsere holländische Mutter pulsiert auch etwas Seemannsblut in uns», sagt Stefan Schnyder augenzwinkernd und packt die Bonbonnière in eine Umzugskiste. 

Weiterführende Informationen

Daniel Hug

Daniel Hug tritt per 1. Februar 2023 sein Amt als Direktor Finanzen der Universität Zürich an. Er ist als Mitglied der Universitätsleitung zuständig für die Planung und Steuerung der Finanzen. Siehe UZH News 18.10.22