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Ausstellung «erschreckend schöne Bilder»

Kunstvolles Knobeln mit Klimafakten

Lernende der Fachklasse Grafik Luzern haben in einem Kooperationsprojekt mit dem Geographischen Institut der UZH Fakten und Prognosen zum Klimawandel als populär verständliche Bilder inszeniert. Ab dem 1. Juni 2023 sind die «erschreckend schönen Bilder» in der Photobastei Zürich zu bestaunen.
Stéphanie Hegelbach
Bild «richtigverkehrt»
Das Bild «richtig verkehrt» stellt die Zunahme der Strassenmotorfahrzeuge sowie die unterschiedlichen Fahrzeugtypen grafisch dar – siehe auch Bildergalerie unten.

Seit Jahrzehnten warnen Wissenschaftler:innen vor dem Einfluss der Menschen auf das ökologische Gleichgewicht der Erde. Doch um eine ganze Gesellschaft zum Umdenken und Handeln zu bewegen, braucht es noch viel Überzeugungsarbeit. «Klimafakten sind in Berichten der Sache gemäss trocken formuliert und man muss sich erst genauer damit beschäftigen, um sie überhaupt einordnen zu können», erklärt Andreas Vieli, Professor für Glaziologie und Geomorphodynamik an der UZH. Könnten da innovative Formate der Kommunikation helfen?

Fakten in Farben und Formen

In einem Kooperationsprojekt des Geographischen Instituts mit der Fachklasse Grafik Luzern haben sich bereits zwei Jahrgänge von Grafiklernenden dieser Herausforderung gestellt. Im Rahmen einer Workshopwoche erhielten die Teilnehmenden Fakten oder Prognosen aus offiziellen Klimaberichten, die sie als ansprechende Grafik darstellen sollten. Die Themenvielfalt reichte von Flugverkehr und Starkniederschlag bis zu Hitzestress oder Gletscherschmelze.

Am ersten Tag des Workshops führte Vieli die Grafiklernenden in die Welt der Klimaforschung und -berichte ein. «Ich bin selbst erstaunt, wie unzugänglich die Berichte sind, aufgrund derer Politiker:innen Entscheidungen treffen sollen», sagt Vieli. Danach nahmen die Lehrkräfte der Grafikfachklasse die Lernenden mit auf eine spielerische Entdeckungsreise von Formen und Farben: Welche Farben verbinden wir mit Dürre oder mit polaren Eiskappen? Wie lassen sich Zahlenwerte und Verhältnisse darstellen, ohne ins Schema Kuchendiagramm zu verfallen?

Bewusst verschlüsselt

Die entstandenen Bilder reichen von abstrakten Kompositionen bis hin zu vereinfacht gestalteten Bergen und Häusern. Die Basis bilden jedoch immer grafische Grundformen – ein Merkmal dieser Art der schematischen Darstellung, die sogenannten «micro’coms». Die klar umrissenen Farbflächen stellen die Zahlenverhältnisse dar und helfen den Betrachtern die Klimafakten einzuordnen.

Ohne Probleme könnten die Plakate als Blickfang in einer Klimademo dienen: Sie sind plakativ, lösen mit ihren starken Farben Emotionen aus und haben eine echte Botschaft. Diese ist jedoch nicht immer auf den ersten Blick zu entziffern. Und genau das ist der Clou daran: «Die Betrachter müssen genauer hinschauen und sich mit der Grafik beschäftigen», erklärt Vieli. Unter jedem Diagramm finden Interessierte die entsprechende Textstelle aus dem Klimabericht sowie eine Aufschlüsselung, welche Informationen die Farbflächen repräsentieren.

Einstieg ins Thema

Mit den Emotionen, die durch die Farben angeregt werden und dem spielerischen Entziffern der Formen bilden die Bilder den idealen Einstiegspunkt ins Thema Klimawandel. «Seit der ersten Ausstellung am Irchel habe ich viele positive Rückmeldungen erhalten», erzählt Vieli. «Beispielsweise von Unterrichtenden, welche die Bilder in ihren Lektionen benutzen.»

Nun fordern die experimentellen Arbeiten erneut zum lustvollen Knobeln auf: Vom 1. Juni bis zum 2. Juli 2023 sind sie in der Photobastei in Zürich unter dem Titel «erschreckend schöne Bilder» ausgestellt. Die erste Bildserie aus dem Workshop 2019 stellt Klimafakten der Schweiz dar, die zweite Serie von 2022 widmet sich internationalen Klimaprognosen. Beide Serien sind ebenfalls als ansprechende Heftpublikationen in der Photobastei erhältlich. Wer sich auf die kommende Abstimmung zum Klimaschutz-Gesetz einstimmen möchte, sollte sich die Ausstellung nicht entgehen lassen.

  • «Nasszelle»: Ein grosser Teil des Bodens in der Arktis [1] ist das ganze Jahr gefroren. Nur eine dünne Schicht taut im Sommer an der Oberfläche auf. Die Permafrost-Fläche [2] beträgt heute 25 % der Landfläche der Arktis. Mit den erwarteten, steigenden Temperaturen beginnt der oberflächennahe Permafrost aufzutauen. Prognose I: Unter konsequenten Klimaschutzmassnahmen wird in der Arktis die Ausdehnung des oberflächennahen Permafrosts bis im Jahr 2100, zwischen 8 bis 40 %, im Mittel 24 % zurückgehen [3]. Während die Abnahme als sehr wahrscheinlich gilt, widerspiegelt die Bandbreite der Werte die relativ grossen Unsicherheiten. Prognose II: Unter fehlenden Klimaschutzmassnahmen wird die Reduktion der Permafrostfläche in der Arktis bis im Jahr 2100 zwischen 49 bis 89% betragen, im Mittel 69 % [4]. Weitere Aussichten: Neben Auswirkungen auf die Landökosysteme, wird das Auftauen des Permafrosts mehrere Milliarden Tonnen Treibhausgase freisetzen welche in die Atmosphäre gelangen [5].
    «Nasszelle»: Ein grosser Teil des Bodens in der Arktis [1] ist das ganze Jahr gefroren. Nur eine dünne Schicht taut im Sommer an der Oberfläche auf. Die Permafrost-Fläche [2] beträgt heute 25 % der Landfläche der Arktis. Mit den erwarteten, steigenden Temperaturen beginnt der oberflächennahe Permafrost aufzutauen. Prognose I: Unter konsequenten Klimaschutzmassnahmen wird in der Arktis die Ausdehnung des oberflächennahen Permafrosts bis im Jahr 2100, zwischen 8 bis 40 %, im Mittel 24 % zurückgehen [3]. Während die Abnahme als sehr wahrscheinlich gilt, widerspiegelt die Bandbreite der Werte die relativ grossen Unsicherheiten. Prognose II: Unter fehlenden Klimaschutzmassnahmen wird die Reduktion der Permafrostfläche in der Arktis bis im Jahr 2100 zwischen 49 bis 89% betragen, im Mittel 69 % [4]. Weitere Aussichten: Neben Auswirkungen auf die Landökosysteme, wird das Auftauen des Permafrosts mehrere Milliarden Tonnen Treibhausgase freisetzen welche in die Atmosphäre gelangen [5].
  • «Steigerungslauf»: Mit der globalen Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane steigt die Energie im Klimasystem. Damit wird eine Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Wetterextremen wie zum Beispiel Starkniederschläge oder Dürren erwartet. Prognose I: Unter konsequenten Klimaschutzmassnahmen werden Starkniederschläge, welche bisher alle 10 Jahre aufgetreten sind, bis im Jahr 2100 1.5 mal häufiger erwartet. Zu Dürren wird es gar 2 mal häufiger kommen. Prognose II: Unter fehlenden Klimaschutzmassnahmen werden Starkniederschläge, welche bisher alle 10 Jahre aufgetreten sind, bis im Jahr 2100 2 mal häufiger erwartet. Zu Dürren kommt es gar 4 mal häufiger. Weitere Aussichten: Zuhnehmende Starkniederschläge erhöhen das Auftreten von Überschwemmungen und Erdrutschen. Zunehmende Dürren reduzieren die landwirtschaftlichen Erträge und gefährden somit die Nahrungsmittelsicherheit.
    «Steigerungslauf»: Mit der globalen Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane steigt die Energie im Klimasystem. Damit wird eine Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Wetterextremen wie zum Beispiel Starkniederschläge oder Dürren erwartet. Prognose I: Unter konsequenten Klimaschutzmassnahmen werden Starkniederschläge, welche bisher alle 10 Jahre aufgetreten sind, bis im Jahr 2100 1.5 mal häufiger erwartet. Zu Dürren wird es gar 2 mal häufiger kommen. Prognose II: Unter fehlenden Klimaschutzmassnahmen werden Starkniederschläge, welche bisher alle 10 Jahre aufgetreten sind, bis im Jahr 2100 2 mal häufiger erwartet. Zu Dürren kommt es gar 4 mal häufiger. Weitere Aussichten: Zuhnehmende Starkniederschläge erhöhen das Auftreten von Überschwemmungen und Erdrutschen. Zunehmende Dürren reduzieren die landwirtschaftlichen Erträge und gefährden somit die Nahrungsmittelsicherheit.
  • «Schmelztiegel»: Mit steigenden Temperaturen in der Erdatmosphäre erwärmt sich auch das Wasser und dehnt sich aus. Weiter schmelzen die Gletscher und polaren Eiskappen zunehmend. Dieser Anstieg des Wasserstandes führt zu Überschwemmungen und Küstenerosionen. Prognose I: Unter konsequenten Klimaschutzmassnahmen wird bis ins Jahr 2100 ein relativ gradueller Anstieg des globalen Meeresspiegels von 44 cm (Bandbreite 29 bis 59 cm) erwartet. Davon stammt etwa die Hälfte von der Wärmeausdehnung der Ozeane [1] und die andere Hälfte vom Schmelzen der polaren Eisschilde [2] und der Gletscher [3]. Prognose II: Unter fehlenden Klimaschutzmassnahmen liegt der Meeresspiegelanstieg gegenüber heute im im Jahr 2100 bei 85 cm (Bandbreite 61 bis 110 cm). Weitere Aussichten: Der Anstieg des Meeresspiegels ist 2100 noch lange nicht abgeschlossen. Vor allem für die grossen Eisschilde steht noch sehr viel Eismasse zur weiteren Schmelze zur Verfügung.
    «Schmelztiegel»: Mit steigenden Temperaturen in der Erdatmosphäre erwärmt sich auch das Wasser und dehnt sich aus. Weiter schmelzen die Gletscher und polaren Eiskappen zunehmend. Dieser Anstieg des Wasserstandes führt zu Überschwemmungen und Küstenerosionen. Prognose I: Unter konsequenten Klimaschutzmassnahmen wird bis ins Jahr 2100 ein relativ gradueller Anstieg des globalen Meeresspiegels von 44 cm (Bandbreite 29 bis 59 cm) erwartet. Davon stammt etwa die Hälfte von der Wärmeausdehnung der Ozeane [1] und die andere Hälfte vom Schmelzen der polaren Eisschilde [2] und der Gletscher [3]. Prognose II: Unter fehlenden Klimaschutzmassnahmen liegt der Meeresspiegelanstieg gegenüber heute im im Jahr 2100 bei 85 cm (Bandbreite 61 bis 110 cm). Weitere Aussichten: Der Anstieg des Meeresspiegels ist 2100 noch lange nicht abgeschlossen. Vor allem für die grossen Eisschilde steht noch sehr viel Eismasse zur weiteren Schmelze zur Verfügung.
  • «Dauerbrenner»: Mit der globalen Erwärmung der Erdoberfläche gilt eine Zunahme von Hitzeextremen als sehr wahrscheinlich. In der vorindustriellen Periode [1], zwischen 1850 bis 1900, sind Hitzewellen alle 50 Jahre aufgetreten. Heute ereignen sie sich alle 10 Jahre, also 5 mal häufiger [2]. Prognose I: Unter konsequenten Klimaschutzmassnahmen werden Hitzewellen bis im Jahr 2050 gegenüber der vorindustriellen Periode 11 mal häufiger auftreten [3]. Prognose II: Unter fehlenden Klimaschutzmassnahmen wird die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen bis im Jahr 2050, gegenüber der vorindustriellen Periode ganze 39 mal grösser [4]. Weitere Aussichten: Neben der Häufigkeit wird auch die Intensität der Hitzewellen zunehmen. Dies führt zum Beispiel zu Herzrhythmusstörungen beim Menschen.
    «Dauerbrenner»: Mit der globalen Erwärmung der Erdoberfläche gilt eine Zunahme von Hitzeextremen als sehr wahrscheinlich. In der vorindustriellen Periode [1], zwischen 1850 bis 1900, sind Hitzewellen alle 50 Jahre aufgetreten. Heute ereignen sie sich alle 10 Jahre, also 5 mal häufiger [2]. Prognose I: Unter konsequenten Klimaschutzmassnahmen werden Hitzewellen bis im Jahr 2050 gegenüber der vorindustriellen Periode 11 mal häufiger auftreten [3]. Prognose II: Unter fehlenden Klimaschutzmassnahmen wird die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen bis im Jahr 2050, gegenüber der vorindustriellen Periode ganze 39 mal grösser [4]. Weitere Aussichten: Neben der Häufigkeit wird auch die Intensität der Hitzewellen zunehmen. Dies führt zum Beispiel zu Herzrhythmusstörungen beim Menschen.
  • «Richtig verkehrt»: Der Strassenverkehr in der Schweiz generiert 98% der Treibhausgasemissionen innerhalb des gesamten Verkehrs. Der Bestand von zugelassenen Strassenmotorfahrzeugen hat im Zeitraum von 1990 [1] bis 2010 [2] von 3 Mio. auf 5.5 Mio. Fahrzeuge zugenommen. Den Löwenanteil davon machen die Personenwagen aus. Die Zulassungen der PkW [3] sind im selben Zeitraum um 1.3 Mio gestiegen, gefolgt von den Motorrädern [4] mit einer Zunahme von 0.8 Mio Fahrzeugen und dem Gütertransport [5] mit 0.4 Mio Fahrzeugen.
    «Richtig verkehrt»: Der Strassenverkehr in der Schweiz generiert 98% der Treibhausgasemissionen innerhalb des gesamten Verkehrs. Der Bestand von zugelassenen Strassenmotorfahrzeugen hat im Zeitraum von 1990 [1] bis 2010 [2] von 3 Mio. auf 5.5 Mio. Fahrzeuge zugenommen. Den Löwenanteil davon machen die Personenwagen aus. Die Zulassungen der PkW [3] sind im selben Zeitraum um 1.3 Mio gestiegen, gefolgt von den Motorrädern [4] mit einer Zunahme von 0.8 Mio Fahrzeugen und dem Gütertransport [5] mit 0.4 Mio Fahrzeugen.
  • «Hitzeglocke»: Absorption bezeichnet das Aufnehmen einer Welle oder Teilchens in einen Körper [1]. Weitere Effekte sind; Streuung oder Reflexion. Aufgrund der Klimaerwährmung kommt es zu einer markanten Häufung von Hitzetagen in Städten. Zum Beispiel in der Stadt Genf von heute 15 Tagen im Jahr [2] auf 30 Tage im Jahr 2060 [3]. Durch geringe Luftzirkulation und hohe Absorption der Wärme durch die Gebäude sind Ballungsräume besonders stark betroffen. Es kommt zu Hitzestau, der sich bei anhaltender Hitze laufend intensiviert.
    «Hitzeglocke»: Absorption bezeichnet das Aufnehmen einer Welle oder Teilchens in einen Körper [1]. Weitere Effekte sind; Streuung oder Reflexion. Aufgrund der Klimaerwährmung kommt es zu einer markanten Häufung von Hitzetagen in Städten. Zum Beispiel in der Stadt Genf von heute 15 Tagen im Jahr [2] auf 30 Tage im Jahr 2060 [3]. Durch geringe Luftzirkulation und hohe Absorption der Wärme durch die Gebäude sind Ballungsräume besonders stark betroffen. Es kommt zu Hitzestau, der sich bei anhaltender Hitze laufend intensiviert.

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