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Kampagne «CommUNIty»

Hinschauen – Ansprechen – Handeln!

Die Kampagne «CommUNIty» gegen Diskriminierung fasst auf einer neuen Webseite zusammen, wozu sich die UZH im gegenseitigen Umgang miteinander bekennt und was nicht toleriert wird. Vize-Rektorin Gabriele Siegert erklärt, wie Konflikte gelöst werden können.
Melanie Nyfeler

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Gabriele Siegert im Interview
Gabriele Siegert: «Die Universität ist ein Ort der Meinungsfreiheit, man darf Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven thematisieren. Die Art, wie man dies tut, soll wertebasiert und diskriminierungsfrei sein.»


Die UZH bekennt Farbe: Ab heute werden in den Räumlichkeiten der Universität farbenfrohe Plakate, Hinweise auf den IBIS-Screens sowie Social-Media-Posts mit Videos zur Kampagne «CommUNIty» zu sehen sein. Herzstück ist dabei die neue Webseite community.uzh.ch, die auf einen Blick zusammenfasst, wie Studierende, Postdocs, Dozierende, Mitarbeitende sowie Führungsverantwortliche respektvoll und wertschätzend miteinander umgehen. Und welches Verhalten nicht toleriert wird – etwa Diskriminierung, Rassismus, sexuelle Belästigungen, Mobbing, Machtmissbrauch oder Gewalt.

In solchen Fällen gilt es, genau hinzuschauen, unangemessenes Verhalten anzusprechen und sich notfalls in der Linie oder bei den Beratungsstellen Hilfe zu holen. Die zahlreichen Unterstützungsangebote in diesem Bereich sind auf der neuen Webseite community.uzh.ch ebenso einsehbar wie der zu erwartende Ablauf, sollte Meldung zu unangemessenem Verhalten erstattet werden.

Denn wer gut informiert ist und sich beraten lässt, kann umsichtig handeln und eine Eskalation der heiklen Situation verhindern. Genau deswegen sei es von Anfang an wichtig, das Vorgefallene sauber abzuklären, sagt Vize-Rektorin Gabriele Siegert im Interview. Und genau deswegen brauche es diese Kampagne.

Gab es einen konkreten Anlass, warum gerade jetzt diese Kampagne gegen Diskriminierung kommt?

Gabriele Siegert: Nein. Aber man soll ja nicht erst etwas tun, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Wir wollten uns einfach bewusst machen, wofür die UZH steht und welchen Umgang wir miteinander pflegen wollen. Die Kampagne fasst im Grunde zusammen, wozu wir uns bereits in diversen, breit abgestützten und verabschiedeten Dokumenten bekannt haben – von den Mission-Statements über die Führungsgrundsätze und die Diversity-Policy bis hin zum Reglement gegen sexuelle Belästigung.

Kurz zusammengefasst: Welche Umgangsformen sind an der UZH erwünscht?

Die UZH steht für einen anständigen Umgang miteinander, würde ich sagen. Die Universität ist ein Ort der Meinungsfreiheit, man darf Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven thematisieren. Die Art, wie man dies tut, soll wertebasiert und diskriminierungsfrei sein. So kommunizieren wir bereits jetzt in den allermeisten Fällen miteinander, auch wenn es vermessen wäre zu behaupten, dass dies immer und überall geschieht.

Was ist Ihnen dabei persönlich besonders wichtig?

Anstand, so altmodisch das auch klingt. Für mich ist es eine Stil- und Formatfrage, wie man miteinander und mit Andersdenkenden umgeht: Gerade wir müssen respektieren, dass es andere Ansichten gibt und fähig sein, uns auf sachlicher Ebene auszutauschen, ohne die andere Person zu diffamieren, blosszustellen oder zu diskreditieren.

Bei rund 29'000 Studierenden und 7'000 Mitarbeitenden können doch immer wieder Konflikte entstehen.

Ja, natürlich. Wichtig ist, dass man sich überhaupt bewusst ist, dass ein Konflikt vorhanden ist und worin er besteht. In einem ersten Schritt sollte der Sachverhalt geklärt werden. Hat sich die andere Person so verhalten wie behauptet? War das intendiert oder wurde es allenfalls falsch verstanden? Daher ist es wichtig, mit beiden Parteien ins Gespräch zu kommen. In einem zweiten Schritt sollte man dann versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden.
Es gibt aber durchaus Konflikte, die bleiben – etwa, wenn sich Menschen gegenseitig nicht ausstehen können. Dennoch sollte man professionell und respektvoll miteinander umgehen. Wo dies nicht möglich ist, sollte die direkte Linie oder eine Beratungsstelle eingeschaltet werden. Man darf sich ja durchaus aufregen – das passiert jeder und jedem –, aber man muss eine Form finden, jenseits der Animositäten eine Lösung in der Sache zu erzielen.

Trotzdem können Fälle von Belästigung oder gar Mobbing nicht ausgeschlossen werden…

Das kommt sicher auch an der UZH vor. M.E. passiert das, wenn nicht sachbezogen kommuniziert wird, sondern eine Zuspitzung auf die Person stattfindet. Gerade in einem wissenschaftlichen Umfeld muss Kritik möglich sein – aber eben auf sachlicher Ebene. So kann ich sagen: «Ich bin mit Ihrer Leistung nicht zufrieden, weil das und das nicht eingehalten wurde», darf aber nicht sagen: «Sie sind offenbar zu blöd, um diese Arbeit zu erledigen». Wenn von der nicht gezeigten Leistung auf das Unvermögen einer Person geschlossen und dies möglicherweise noch mit soziodemographischen Merkmalen wie Geschlecht, Alter oder sexuelle Orientierung verknüpft wird, ist dies schlicht unprofessionell und gehört nicht an die UZH.

Wie ist in solchen Fällen vorzugehen?

Wir haben ein sehr breites Angebot an Beratungsangeboten, die wir auf der neuen Webseite auflisten. Damit sich Betroffene schnell zurechtfinden, wissen, wie sie weiter vorgehen können und welche Unterstützung sie bekommen. In diesem Rahmen – das zeigt die Vergangenheit – findet sich bei den allermeisten Konflikten auch eine Lösung. Nur in einigen wenigen Fällen mussten weitergehende Konsequenzen gezogen werden. Und auch diese sind je nach Vorgeschichte unterschiedlich gelagert.

Sind denn die Beratungsstellen wirklich unabhängig?

Ja, auf jeden Fall. Meine Erfahrung ist, dass die Beratungsstellen sich sehr in die Lage der Betroffenen hineindenken und alles versuchen, ihnen zu helfen.

Betroffene haben dennoch oft Angst, etwas zu unternehmen, weil sie in einem professionellen Abhängigkeitsverhältnis stehen. Was ist Ihr Rat?

Klar gibt es hierarchische Verhältnisse – die gibt es überall im Leben –, dennoch finde ich, muss man bestimmte Dinge ansprechen können und für sich einstehen. Viele Vorgesetzte reagieren doch erstaunlich einsichtig, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie sich unpassend verhalten haben. Darum ist die Klärung des Sachverhalts am Anfang so wichtig: Dass wir die Fälle herauskristallisieren, wo tatsächliches Fehlverhalten stattgefunden hat und entsprechende Massnahmen ergreifen können.

Oft besteht aber die Erwartung, man müsse sich nur beschweren und eine aussenstehende Instanz würde - ohne weiteres eigenes Zutun - die Situation entschärfen. So läuft es nicht: Beide Seiten müssen darlegen können, was genau vorgefallen ist. Die Beratung ist vertraulich, aber ab irgendeinem Zeitpunkt muss die betroffene Person involviert werden, damit wir handeln können. Wenn sie dies partout nicht will, können wir leider auch nichts unternehmen.

Weiterführende Informationen

Gemeinsam füreinander: So gehen wir an der UZH miteinander um – unabhängig von Alter, Behinderung, Geschlecht, Geschlechtsidentität, Hautfarbe, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, sozialer und beruflicher Stellung oder Sprache. Dafür setzen wir uns alle ein.

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