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Künstliche Intelligenz, Interdisziplinarität und Innovation in der Lehre waren die zentralen Themen des diesjährigen Tags der Lehre. «KI ist mittlerweile so weit entwickelt, dass sie Prüfungen bestehen und sehr gute Texte schreiben kann», stieg Gabriele Siegert, Vizerektorin und Prorektorin Lehre und Studium, in ihre Rede in der Aula ein. Die Universität Zürich als Ort des Wissens lehre den Umgang mit solchen neuen Technologien und fördere den Erfahrungsaustausch über künstliche Intelligenz. «Dieser gemeinschaftliche Aspekt ist wichtig für die universitäre Lehre», fuhr Siegert fort. «Gemeinschaften bereichern den universitären Lehralltag. Im letzten Jahr ist dieser Aspekt in Form von neuen Communities an der Universität vielfältiger und lebendiger geworden.»
«Inspire(d) minds» lautete denn auch das gut gewählte Motto des Tages, der ganz im Zeichen der Gemeinschaft, des gegenseitigen und inspirierenden Erfahrungsaustauschs und der angeregten Diskussion stand. Gelegenheiten, ins Gespräch zu kommen und Ideen über aktuelle Themen auszutauschen, gab es reichlich – ob bei der Ausstellung von innovativen Lehrprojekten im Lichthof, einem der fünf angebotenen Workshops für Dozierende, Studienprogrammverantwortliche und Studierende, beim Netzwerklunch oder beim Abschlussapéro im Lichthof.
Aus dem dichten und vielfältigen Programm haben wir zwei Workshops ausgewählt und einige Erkenntnisse zusammengetragen.
Im Workshop «KI: Good Practices an der UZH», geleitet von Carina Klein vom Team Lehrentwicklung, gaben UZH-Dozierende aus verschiedenen Disziplinen Einblick in mögliche Einsatzszenarien von KI in der Lehre. «Wir haben im vergangenen Jahr den Eindruck gewonnen, dass Lehrende zunehmend daran interessiert sind, wie sie generative KI-Tools nutzbringend in ihre Veranstaltungen integrieren können und welche konkreten Erfahrungen andere Dozierende damit gemacht haben», erläutert Klein ihre Initiative zum Workshop.
Anhand von anschaulichen Anwendungsbeispielen aus ihren eigenen Lehrveranstaltungen stellten fünf Dozentinnen und Dozenten in kurzen Input-Referaten Ideen vor, wie sich beispielsweise ChatGPT didaktisch sinnvoll in den Unterricht einbauen lässt – indem man das Tool etwa in offene Diskussionsrunden integriert und die Antworten der KI kritisch reflektiert. Auf diese Weise wird nicht nur der Fachinhalt diskutiert und erworbenes Wissen angewandt, sondern die Studierenden können zugleich mit der Funktionsweise, den Stärken und Schwächen des Tools vertraut gemacht werden. Darin waren sich die Referent:innen einig: Es sei unter anderem auch deshalb wichtig, das Thema generative KI in den Lehrveranstaltungen zu thematisieren, um den bewussten und kompetenten Umgang mit diesen Tools zu schulen.
Weitere Diskussionsfragen, die in Folge der Kurzreferate aufgeworfen wurden, betrafen die Planung von Lehrveranstaltungen mithilfe von KI sowie die Nutzung von künstlicher Intelligenz im wissenschaftlichen Schreibprozess. Zum Abschluss machte Carina Klein die Workshopteilnehmenden noch auf die Plattform Teaching Tools aufmerksam, auf der Tipps, Empfehlungen, Good Practice-Tools, methodisch-didaktische Anleitungen und weitere Unterstützungsangebote zum Thema KI-Einsatz in der Lehre zu finden sind. «Wir haben auf Teaching Tools alle Beiträge aus dem Workshop publiziert», sagte Klein. «So können sich auch Lehrende, die nicht am Tag der Lehre teilnehmen konnten, über die Inhalte informieren und sich für ihre eigenen Lehrveranstaltungen inspirieren lassen.»
In der «Ideenwerkstatt interdisziplinäres Lehren und Lernen», die ebenfalls von der Abteilung Lehrentwicklung angeboten wurde, ging es um Ideen und Lösungsansätze für die Lehre mit heterogenen Studierendengruppen, wie sie vor allem bei inter- und transdisziplinären Lehrveranstaltungen vorkommen. Hannah Lora Freeman (Team Innovation and Digital Education) und Eleni Spiroudis (School for Transdisciplinary Studies), die den Workshop leiteten, forderten die Teilnehmenden zunächst auf, über ihre eigenen Erfahrungen zu berichten. Im gemeinsamen Austausch wurde schnell klar, wie wichtig es ist, zu Beginn der Lehrveranstaltung noch einmal deutlich auf das Ziel interdisziplinärer Lehre hinzuweisen: Das Zusammenkommen von Studierenden und Dozierenden unterschiedlicher Disziplinen ermöglicht es, akademische Fragestellungen oder reale Herausforderungen aus der Praxis aus verschiedenen Perspektiven und unter Einbezug von gesellschaftlichem Wissen zu betrachten und ganzheitliche Lösungen zu finden. Ebenso einig waren sich die Dozierenden darüber, dass den Studierenden interdisziplinärer Veranstaltungen genügend Zeit eingeräumt werden sollte, die jeweiligen fachlichen Hintergründe ihrer Kommilitonen kennenzulernen. «Voneinander lernen ist explizit erwünscht», so Hannah Freeman.
Eine weitere Erkenntnis des Workshops war, wie herausfordernd für Dozierende interdisziplinärer Lehre die Konzeption eines geeigneten Leistungsnachweises ist. Je nach fachlichem Hintergrund sind bestimmte Formen des Leistungsausweises üblich und bekannt – oder eben nicht. «Am Ende eines Seminars einen Essay zu schreiben, ist für fortgeschrittene Studierende geisteswissenschaftlicher Fächer keine grosse Überraschung; für Studierende naturwissenschaftlicher Fächer dagegen ist der Essay keine etablierte und eintrainierte Form des Leistungsnachweises», erklärt Eleni Spiroudis. Daher sei es wichtig, dass Dozierende frühzeitig und transparent über die Erwartungen an den Leistungsnachweis kommunizieren, ggf. Übungen dazu anbieten und Best Practices-Beispiele zur Verfügung stellen.
Auch wenn der Umgang mit heterogenen Gruppen in interdisziplinären Lehrveranstaltungen spezielle Herausforderungen mit sich bringt, waren sich die Workshopteilnehmenden am Ende über die Chancen für alle Beteiligten einig: inter- und transdisziplinäre Lehre stimuliert das kritische Denken, erweitert das eigene Kompetenzspektrum, eröffnet neue Möglichkeiten zur fachübergreifenden Zusammenarbeit und erweitert die eigene fachliche Perspektive.
Bei der feierlichen Abendveranstaltung standen – wie jedes Jahr – die Trägerinnen und Träger der Semesterpreise, der Orelli-Preise der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und die Absolvent:innen des Teaching Skills Programms sowie des CAS Hochschuldidaktik im Fokus.
Zum Abschluss lud Gabriele Siegert zum Apéro ein und machte auf die Ausstellung im Lichthof aufmerksam. Dort wurden innovative Lehrprojekte, die von der Universitären Lehrförderung (ULF) finanzielle Unterstützung erhielten, und Poster zur Teaching Tools-Plattform ausgestellt. Besucher:innen der Ausstellung konnten von Studierenden entwickelte AI-Chatbots ausprobieren und die komplexe Anatomie des Ohres mit Unterstützung von Virtual Reality erkunden.