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Direktorin Universitäre Medizin Zürich

«Exzellenz ist unser Motto»

Beatrice Beck Schimmer wird ab August neue Direktorin für Universitäre Medizin Zürich. Ihr Ziel: Die universitäre Medizin am Standort Zürich weiterentwickeln. Ein Portrait.
Marita Fuchs

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«Die neue Stelle bietet die einmalige Möglichkeit, in der universitären Medizin neue Massstäbe zu setzen»: Beatrice Beck Schimmer (Bild: Frank Brüderli)

 

Beatrice Beck Schimmer (55) nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee. Sie hat sich Zeit genommen für das Gespräch, ist zugewandt und herzlich. «Ich freue mich auf die Aufgabe», sagt sie freudestrahlend. Die Aufgabe, von der sie spricht, ist eine ganz neu geschaffene Position an der UZH. Eine Position mit Einfluss. Bisher hat es kein Direktorium Universitäre Medizin Zürich (UMZH) gegeben. Beatrice Beck Schimmer übernimmt dieses Amt ab August für die Amtszeit von 2018 bis 2022. In dieser Position ist sie auch Mitglied der Universitätsleitung.

Ihr erstes Ziel: Eine bereits angedachte Forschungsstrategie für die universitäre Medizin der Zukunft weiter zu entwickeln. Dabei will sie die Zusammenarbeit von UZH, den vier universitären Spitälern und der ETH Zürich neu ausrichten und die Institutionen enger verknüpfen, und zwar mit Blick auf die drei Säulen: Forschung, Lehre und Versorgung. Das Potential des Forschungsplatzes Zürich soll genutzt und dadurch ein Mehrwert erreicht werden.

Wichtig ist ihr, unterschiedliche Interessen auszuloten. «Denn was fürs Universitätsspital gut ist, muss nicht auch für die Universitätsklinik Balgrist gelten.» Angepasste Konzepte für Forschung und Lehre seien gefragt. «Und wir müssen zusammen bestimmen, wohin die Reise gehen soll», sagt sie. Wichtige Themen aus Forschung und Lehre sollen auf die Zukunft ausgerichtet werden, so zum Beispiel im Bereich Innovationen oder High-Risk-Forschung.

Einzigartige Möglichkeit

Aber warum will die angesehene Professorin für Anästhesiologie ihr Aufgabengebiet wechseln? Sie habe immer schon gern Herausforderungen angenommen, sagt sie und fällt dann lachend ins Englische. «I’m a risk taker» Zudem biete die Stelle die einmalige Möglichkeit, in der universitären Medizin neue Massstäbe zu setzen.

Die Risikobereitschaft lässt sich auch an ihrem Lebenslauf ablesen. Zu Beginn ihrer Karriere in der Anästhesiologie und mit dem ersten Kind schwanger, entschloss sie sich kurzerhand, mit ihrem Mann in die USA zu reisen und an einem Forschungsprojekt in Michigan zu arbeiten. Die Forschung im Labor begeisterte sie und sie blieb dabei. Heute arbeitet sie mit ihrem Team daran, die Nanotechnologie für die Medizin nutzbar zu machen.

Doch nicht nur in der Forschung ist sie tätig, als Anästhesistin steht sie regelmässig im Operationssaal. Die klinische Tätigkeit wird sie mit dem neuen Amt aufgeben, doch ihre Forschung will sie weiterhin begleiten. Sie hat sich ausbedungen, 20 Prozent des Arbeitspensums für die Forschung einzusetzen.

Anregung von amerikanischen Universitäten

Die Begeisterung für die Forschung hat sie in Amerika gepackt. Am US-amerikanischen Universitätssystem findet sie vieles modern, klar strukturiert und nachahmenswert. «Warum nicht über den grossen Teich schauen?», sagt sie. So sei zum Beispiel das amerikanische Modell des «Clinical Professors» interessant. Das sind Professorinnen und Professoren, die ausschliesslich mit Aus- und Weiterbildung in der klinischen Lehre tätig, an Forschungsprojekten nur marginal beteiligt sind. «Die Lehre ist sehr wichtig, sie sollte auch hierzulande mehr Visibilität bekommen», sagt Beck Schimmer. In Amerika habe die Lehre einen sehr hohen Stellenwert.

Anstrengungen in der Lehre hält Beck Schimmer für ausserordentlich wichtig: Das Medizinstudium müsse sich heute ganz neuen Anforderungen stellen. Man denke nur an die Chancen der Präzisionsmedizin, die Möglichkeiten der Digitalisierung oder an die neuen ethischen Fragestellungen, die sich daraus ergeben. Wichtig ist ihr auch, dass die Studierenden bereits früh an Forschungsthemen herangeführt werden, vor allem im Masterstudium. Im Bachelor dagegen sollten die naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer wie bisher eine wichtige Rolle spielen. «Sie gehören in den Koffer, der zukünftige Medizinerinnen und Mediziner ein Leben lang begleitet.»

Weniger ist oft mehr

Auch die Nachwuchsförderung liegt ihr am Herzen. So hat sie das Laufbahnförderprogramm «Filling the Gap» lanciert, das talentierte Klinikerinnen und Kliniker in ihrem Forschungsvorhaben unterstützt. «Es ist ganz wichtig, dass man in der Forschung auch Zeit zum Nachdenken hat und neue Ideen entwickeln und sich vernetzen kann. Dies soll nicht nach der klinischen Arbeit abends geschehen», sagt Beck Schimmer, die auch Forschungsrätin beim Nationalfonds und dort Präsidentin des Fachausschusses Karriere ist.

Zudem erachtet sie einen klaren Forschungsfokus vor allem für jüngere Forschende als wesentlich, damit sie früh unabhängig arbeiten können. Sie sieht den Publikationsdruck kritisch, dem Forschende ausgesetzt sind. «Wir müssen dem Publikationsdruck entgegenwirken und mehr auf Qualität beharren, dies vor allem in Evaluationsverfahren», sagt sie bestimmt. «Weniger ist oft mehr». Auch sollten Leistungen in Form von Patenten, Lizenzen und Spin-offs besser anerkannt werden. Übergeordnet gilt: Exzellenz ist unser Motto!

Hervorragendes Netzwerk

Und wie sieht sie das Verhältnis zur ETH Zürich? Die eidgenössische Hochschule engagiert sich neu in der Medizinerausbildung und investiert viel in die medizinische Forschung. «Ein bisschen Konkurrenz ist gesund», sagt Beck Schimmer lachend. In der Lehre habe die Zusammenarbeit begonnen, und in der Forschung arbeite man ja bereits erfolgreich zusammen. «Es besteht ein hervorragendes Netzwerk.» Gute Beispiele seien die Hochschulmedizin Zürich oder das neue Center for Precision Medicine Research. «Auch mit Blick auf die internationale Konkurrenz ist es wichtig, dass wir zusammenspannen.»