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Fische, Vögel, Fangschrecken

In der Hirnforschung hat Isabel Klusman ihr Kommunikationstalent und ihr Flair für die Wissensvermittlung entdeckt. Neu leitet sie das Zoologische Museum der UZH. Sie will es interaktiver gestalten und die Besucher näher an die Forschung heranbringen.
Marita Fuchs
Ihr Anliegen ist es, Forschung verständlich zu vermitteln: Isabel Klusman. (Bild: Fabio Schönholzer)

 

Isabel Klusman steht mitten in ihrem neuen Büro an der Karl-Schmid-Strasse und strahlt. «Ich habe meinen Traumjob gefunden», sagt sie. Die 52jährige Neurowissenschaftlerin und Kommunikationsexpertin will als neue Leiterin des Zoologischen Museums eigene Akzente setzen. Das Museum ist ein Schaufenster der Universität Zürich. Und es ist ein Publikumsmagnet: Allein im vergangenen Jahr verzeichnete es 143‘155 Besucherinnen und Besucher. Gründe für den Erfolg gibt es mehrere – unter anderem die Dauerausstellung mit über 1500 ausgestellten Tieren, darunter auch solchen, die man in freier Natur nur mit viel Glück beobachten kann, etwa den Narwal, den Wüstenfuchs oder seltene Vogelarten. Das Zoologische Museum zeigt aber auch attraktive Sonderausstellungen und hat museumspädagogische Angebote. Zudem liegt es an zentraler Lage neben dem Hauptgebäude der UZH.

Heimweh nach Sambia

Isabel Klusman ist offen, zugewandt und ein Kommunikationstalent, drei Sprachen spricht sie fliessend. Ein wenig klingt jeweils das Holländische durch. Für feine Ohren: Da ist auch noch ein wenig Glarner Dialekt. Sympathisch tönt das. Die sprachliche Gewandtheit geht auf ihre Kindheit zurück. Aufgewachsen in Sambia, hat sie auch heute noch starke Erinnerungen an Afrika. «Die Farben und Gerüche, die Wärme», schwärmt sie. Sie hatte grosses Heimweh nach Sambia, als die Familie zurück in die Heimat der Eltern nach Groningen in Holland zog. Damals war sie 13 Jahre alt. «Der erste Winter in Holland war hart». Ein Grund für den Umzug: Sie und ihr Bruder sollten ein gutes Gymnasium besuchen.

Nach der Schule entschied sich Isabel Klusman für ein Medizinstudium, mit dem Gedanken, als Ärztin zurück nach Afrika zu gehen. Doch die Biologie faszinierte sie ungleich mehr, und so schloss sie an der Universität Groningen in Humanbiologie ab. Ihre Masterarbeit und Dissertation, die sie an der Universität Basel durchführte, schrieb sie über Botenstoffe des Gehirns bei Multipler Sklerose. Damals hatte sie bereits ihren zukünftigen Mann, einen Schweizer aus dem Glarnerland, kennengelernt. Deshalb entschloss sie sich nachher für eine Postdoc-Position in der Forschungsgruppe von Professor Martin Schwab am Institut für Hirnforschung der Universität Zürich.

«Das war eine aufregende Zeit», sagt Klusman, «wir forschten über Verletzungen des Rückenmarks und hofften Querschnittsgelähmten helfen zu können.» Isabel Klusman arbeitete viel mit in- und ausländischen Forschenden zusammen. Sie beriet ratsuchende Betroffene, die viel Hoffnung in die Forschung setzten, schrieb Forschungsberichte und Kommuniqués. «Meine Stärke ist die Kommunikation, das habe ich damals herausgefunden». Nach einiger Überlegung entschied sie sich, nicht in der Grundlagenforschung zu bleiben, sondern in die Forschungsvermittlung zu wechseln. Da bot sich ihr die Chance, genau in diesem Bereich für UZH und ETHZ tätig zu sein.

Kinder und Jugendliche begeistern

Sie baute zusammen mit ihrer Kollegin Petra Bättig «Life Science Zurich» auf, ein gemeinsames Projekt der UZH und der ETH Zürich, das sie über neun Jahre leitete. Es ging nicht nur darum, den Bildungsstandort Zürich als nationales und internationales Zentrum für Spitzenforschung zu fördern. «Es war uns auch wichtig, die Forschung in den Naturwissenschaften für Laien verständlich zu erklären». So engagierte sie sich zwanzig Jahre lang für die Organisation der Wissenschaftsmesse «BrainFair», an der interessierte Laien mehr über die Forschung erfuhren.

Bei einer grossen Ausstellung im Landesmuseum über die Entzifferung des menschlichen Erbguts sammelte sie Erfahrungen als Ausstellungsmacherin. Wie interessiert Kinder und Jugendliche an Forschung sind, bekam sie in der Ausstellung hautnah mit. Aus der Idee, Kinder und Schulklassen an die Forschung heranzuführen, entstand das Life Science Zurich Learning Center von UZH und ETH. Dieses bietet seither Praktika, Kurse, Laborführungen und Experimente im Bereich der Biowissenschaften an. Es richtet sich an Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrer. «Ein grosser Erfolg», bilanziert Klusman.

Die Wölfe kommen

Und nun das Zoologische Museum. An erster Stelle steht für sie die verständliche Vermittlung von Forschung. Konkret ist im Dezember eine Ausstellung über den Wolf geplant. Gerne würde sie danach eine Sonderausstellung zu Insekten machen und damit wichtige Fragen thematisieren: Wie gross ist der Verlust der Vielfalt an Wildbienen und Käfern, an Heuschrecken und Schmetterlingen – und all der anderen sechsbeinigen Tiere? Und was bedeutet das für unsere Zukunft? «Insekten sind weitgehend unbekannt und für Menschenaugen zuweilen eher hässliche Zeitgenossen», sagt Klusman. Dass sie eine eigene Schönheit haben und seit Jahrmillionen auf der Erde leben, sei vielen nicht bewusst.

Sie möchte die Ausstellungen interaktiver gestalten. Wichtig ist ihr auch die enge Zusammenarbeit mit den anderen UZH-Museen. Und dann steht das grosse Projekt «Naturmuseum» an, das in Zukunft von der UZH geplant wird.

Es gibt also viel zu tun. Isabel Klusman freut sich darauf. «Arbeit ist für mich Herausforderung und Spass an der Sache», sagt sie. Sie ist in der Stadt ausschliesslichmit dem Velo unterwegs. In der Freizeit wandert sie viel und geht schwimmen. Und sie ist eine Leseratte. Ihre Lieblingsautorin? Nadine Gordimer, weil die südafrikanische Autorin ein Heimatgefühl in ihr anklingen lässt, und sie eine grosse Kämpferin gegen die Apartheid war.

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