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Psychische Gesundheit

Altern ohne Stress

Überlastung, psychische Traumata und Mobbing können zu chronischem Stress führen. Manchmal ist auch schlicht das Altwerden die Ursache. Was gegen Stress hilft, war Thema eines gut besuchten Eröffnungssymposiums am neu gegründeten Kompetenzzentrum für Psychische Gesundheit der UZH.
Susanne Huber
Im Gespräch mit dem Publikum: Ulrich Schnyder von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (stehend, links) und Milo Puhan vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (rechts). (Bild: Susanne Huber)

Die Zeit bis zum nächsten Termin ist knapp. Noch schnell ein Sandwich runtergedrückt, auf dem Smartphone die E-Mails gecheckt, dann los, um das Tram zu erwischen. Stress erleben wir immer wieder. Und für manche Menschen gehört er zum Alltag. Er ist nicht unbedingt etwas Negatives. In gewissen Situationen ist Stress hilfreich: Er steigert Aufmerksamkeit, Konzentration und Leistungsfähigkeit. Doch wenn der Körper andauernd in Alarmbereitschaft ist, wirkt sich das schädigend auf die Gesundheit aus, kann sogar lebensbedrohlich werden.

Achtsamkeitsübungen mit dem Publikum

Das neu gegründete Kompetenzzentrum für Psychische Gesundheit an der UZH widmet sich der interdisziplinären Erforschung der psychischen Gesundheit. Auch Aufklärung der Bevölkerung gehört zu den Zielen. «Stress über die Lebensspanne», so lautete der  Titel des Eröffnungssymposiums, das letzten Donnerstag an der UZH stattfand. Schluss- und Höhepunkt war eine unkonventioneller öffentliche Vortrags- und Diskussionsrunde in der Aula der UZH. Die sechs Mitglieder des Zentrums sassen mitten im Publikum, mit dem sie auch das Gespräch suchten. Sie legten dar, wie sich die verschiedenen Fachrichtungen mit Stresserkrankungen beschäftigen.

Die Vorträge waren gespickt mit Tipps zu einer entspannteren Lebensführung. Jürgen Barth vom Institut für komplementäre und integrative Medizin baute in seinen Vortrag sogar einen praktischen Teil ein: Er leitete die Anwesenden zu einer Achtsamkeitsübung an.

Wenn Stress chronisch wird

«Wer von Ihnen würde bei Stress den Arzt konsultieren?», fragte Birgit Watzke die Besucherinnen und Besucher. Watzke leitet am Psychologischen Institut die Fachrichtung klinische Psychologie mit Schwerpunkt Psychotherapieforschung. Ein Arztbesuch wäre sinnvoll, wenn jemand über lange Zeit hinweg an Schlaflosigkeit leidet, viel grübelt und sich ausserstande sieht, eine Stress verursachende Situation durch eigenes Handeln zu entspannen. Chronischer Stress kann beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder Depressionen zur Folge haben. Doch viele Menschen nehmen auch bei schwerem Stress keine ärztliche Hilfe in Anspruch, das bestätigte auch Watzkes kurze Umfrage.

Mobbing als Stressursache

Stress steht im Zusammenhang mit den Spätfolgen von traumatischen Erlebnissen, wie beispielsweise Mobbing. Fünf Prozent der Schulkinder würden gemobbt, sagte Susanne Walitza. Sie wies darauf hin, dass zum Mobbing nicht nur die Täter gehören, die jemanden quälen, sondern auch das Umfeld, das zu- oder wegschaut anstatt einzugreifen. Walitza ist ärztliche Direktorin des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst des Kantons Zürich. Lehrpersonen für das Thema Mobbing zu sensibilisieren sei einer der Ansatzpunkte des Dienstes, sagte sie.

Ulrich Schnyder von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich legte dar, dass traumatische Erlebnisse in der Kindheit sich über Jahrzehnte hinaus negativ auswirken können. Eine posttraumatische Belastungsstörung kann hohen Blutdruck, Diabetes und auch Krebs zur Folge haben. Nicht nur biologische Faktoren spielen dabei eine Rolle, sondern auch psychische, wie etwa ein schlechteres Gesundheitsverhalten. Mangelnde Bewegung oder ungesunde Ernährung zum Beispiel wirken sich ungünstig aus.

Männer altern entspannter

Stress kann nicht nur zu Krankheiten im Alter führen, sondern Alterungserscheinungen können ihrerseits Stress auslösen, stellte Ulrike Ehlert vom Psychologischen Institut der UZH fest. Frauen seien für diese Art von Stress anfälliger als Männer. Der Anspruch, nicht nur gesund alt zu werden, sondern dabei auch möglichst jung auszusehen, setzte Frauen besonders unter Druck. «Es wäre gut, wenn man das Altwerden akzeptieren könnte» sagte Ehlert. Gefragt, wie diese Gelassenheit zu erreichen sei, empfahl sie eine sogenannte «hedonistische Emotionsregulation». Momente, in denen es einem gut geht, sollten bewusst genossen werden. Männer seien darin besser als Frauen. Ehlert äusserte die Vermutung, dass Männer generell optimistischer seien, was ihnen das Altwerden leichter mache.

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