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Digital Humanities

Die Geisteswissenschaften der Zukunft

Digitale Technologien erobern auch die Geisteswissenschaften. Die Universität Zürich ist neu Mitglied des europäischen Netzwerks für digitale Forschungsinfrastruktur (DARIAH). Vertreten wird sie durch das Institut für Computerlinguistik.
Adrian Ritter
Von analog zu digital: Im Projekt «Text + Berg» digitalisierte das Institut für Computerlinguistik die Jahrbücher des Schweizerischen Alpenclubs. (Bild: Adrian Ritter)

Die Vorteile der Mitgliedschaft im europäischen Netzwerk Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities (DARIAH) liegen für Professor Martin Volk auf der Hand: Sie ermöglicht die Internationale Vernetzung und den Zutritt zu Forschungsdaten und neuen Fördergeldern. Martin Volk ist Leiter des Instituts für Computerlinguistik an der UZH. Er vertritt die Universität Zürich zukünftig im Netzwerk DARIAH, dem die UZH soeben beigetreten ist.

Es wurde im August 2014 von der Europäischen Union als European Research Infrastructure Consortium (ERIC) etabliert, um universitätsübergreifende Forschungsinfrastrukturen aufzubauen und zu unterhalten. So sollen Forschungsdaten gesammelt und zugänglich gemacht, neue Technologien entwickelt und Best-Pratice-Standards zum Einsatz digitaler Technologie in den Geisteswissenschaften etabliert werden.

Das Ziel ist, die Geisteswissenschaften auf dem Weg in die digitale Zukunft zu unterstützen. Diese hat bereits begonnen: Sprachwissenschaftler zum Beispiel nutzen Analysesoftware, um den Wandel der Kommunikationsformen zu dokumentieren, Archäologinnen erfassen Grabungsstätten in 3-D, und Historiker untersuchen ihre Quellentexte mit digitaler Hilfe.

Unterstützen die Geisteswissenschaften mit digitaler Technologie (von links): Simon Clematide und Martin Volk. (Bild: Adrian Ritter)

An der Schnittstelle

Dass gerade Martin Volk die UZH im DARIAH-Netzwerk vertritt, ist kein Zufall. «Wohl kaum ein anderes wissenschaftliches Fach ist derart an der Schnittstelle von digitaler Welt und Geisteswissenschaften angesiedelt wie die Computerlinguistik», sagt Volk.

So erstaunt es nicht, dass das Institut für Computerlinguistik an der Binzmühlestrasse in Oerlikon immer häufiger Anfragen von Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftlern der UZH, aber auch aus anderen Fachrichtungen und Universitäten erhält. Die Computerlinguisten helfen Soziologen bei der Auswertung von Medienberichten über politische Parteien oder unterstützen Sprachwissenschaftlerinnen bei der Analyse von SMS-Kommunikation.

Das rund 20-köpfige Team um Martin Volk entwickelt die dazu nötigen technischen Systeme und schult die Anwender. «Wir zeigen auf, wie die Geisteswissenschaften von modernen Technologien profitieren können», sagt Simon Clematide, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut. Ein neuer Weg, dieses Wissen zu vermitteln, ist der Massive Open Online Course (MOOC) «Sprachtechnologie in den Digital Humanities», der vor einem Monat lanciert wurde. Rund 1000 Personen haben sich dazu eingeschrieben.

Digitale Bürgerbeteiligung

Die UZH-Mitgliedschaft bei DARIAH ist für Simon Clematide nicht nur eine Möglichkeit, Zugang zu Computerinfrastruktur und Forschungsdaten zu erhalten. Wichtig sei für das Institut auch, international sichtbarer zu werden.  

Die digitalen Medien verändern die Geisteswissenschaften von der Digitalisierung der Quellen über die Analyse bis zur graphischen Darstellung von Forschungsergebnissen. Aber nicht nur dies. Wenn Daten digital vorliegen, erleichtert dies auch die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Forschungsprojekten, wie Martin Volk festgestellt hat.

Martin Volk und sein Team haben sehr positive Erfahrungen mit dieser «Citizen Science» gesammelt. Im Rahmen von «Text + Berg» haben sie die Jahrbücher des Schweizerischen Alpenclubs seit 1864 digitalisiert. Zahlreiche SAC-Mitglieder haben in Freiwilligenarbeit die eingescannten Jahresberichte auf Fehler kontrolliert und Korrekturen vorgenommen. «Digital Humanities und Citizen Science unterstützen sich gegenseitig», ist Volk deshalb überzeugt.