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Krebsforschung

Preissegen für einen Doktoranden

Christian Jost, von der Universität Zürich nimmt heute in Bern den Bürgi-Preis entgegen. Er wird für seinen entscheidenden Beitrag zur Brustkrebsforschung ausgezeichnet. Im November hat Jost dafür bereits einen Roche-Preis erhalten.
Alexandra Bröhm
Ausgezeichneter Doktorand: Christian Jost reduziert mit seinen Arbeiten Nebenwirkungen eines wichtigen Brustkrebs-Medikaments.

Es geschieht nicht jeden Tag, dass ein junger Forscher gleich mehrere Preise für seine Dissertation bekommt: Der Biochemiker Christian Jost nimmt heute in Bern mit dem Bürgi-Preis schon die zweite Auszeichnung entgegen. Der Bürgi-Preis würdigt alle zwei Jahre die beste Arbeit mit experimentellem oder klinisch pharmakologischem Inhalt.

Der Preissegen hat einen Grund: Jost leistet mit seiner Doktorarbeit am biochemischen Institut der Universität Zürich einen entscheidenden Beitrag zur Krebsforschung. Der 31-jährige Froscher hat ein Verfahren weiter entwickelt, das Brustkrebstumore am Wachstum hindert. In circa einem Drittel der Brustkrebsfälle spielt der sogenannte HER2 (Human Epidermal Growth Factor Receptor 2) als Onkogen eine entscheidende Rolle. Er ist also ein treibender Faktor, der den Tumor über zahlreiche Neuteilungen schnell wachsen lässt.

Schon seit mehr als 15 Jahren nutzen Ärzte HER2 in der Krebstherapie. Das Problem ist jedoch – wie so häufig in der Krebsmedizin – dass HER2 auch in gesunden Zellen, beispielsweise im Herzen, vorkommt. Bisherige Ansatzpunkte mit Antikörpern, bei denen alle Zellen angegriffen werden, die HER2 auf der Zelloberfläche tragen, können deshalb zu Nebenwirkungen für den Patienten führen.

Tumorwachstum gestoppt

Das neue Verfahren greift HER2 nicht direkt an, sondern es bindet den Rezeptor und inaktiviert ihn. Dazu verwendet Jost, der im Team von Professor Andreas Plückthun forscht, künstlich hergestellte Proteine. Diese Bindeproteine, DARPins (Designed Ankyrin Repeat Proteins) genannt, vernetzen die HER2-Rezeptoren auf der Oberfläche der Tumorzellen auf eine Art, die die Rezeptoren inaktiviert und die Tumorzellen somit am Wachsen hindert. Und noch mehr: Die DARPins treiben die Krebszellen, die für ihr Überleben auf aktiven HER2 angewiesen sind, dadurch sogar in den Zelltod: Der Tumor hört auf zu wachsen.

Jost forscht schon seit 2006 in Zürich. Nach einem Vortrag von Professor Plückthun zog es den Deutschen in die Schweiz. «Was man mit den designten Proteinen, den DARPins, alles machen kann, hat mich von Beginn an fasziniert.» Das Verfahren sei relativ einfach und biete doch sehr viele Möglichkeiten. Und weil HER2 bereits ein bekanntes Onkogen war, suchten Jost und seine Kollegen nach einem neuen Weg, wie sich dieser Rezeptor mit den DARPins binden und aussschalten lässt.

Begeisterung, Engagement und Glück

Den Preissegen sieht er pragmatisch und als Resultat der Teamarbeit. «Ich habe in Zürich den Freiraum, den man als junger Forscher braucht.» Der Rest seien dann Begeisterung, Engagement und eine kräftige Portion Glück.

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse ist es noch ein langer Weg bis aus dem jetzt entdeckten Verfahren ein Krebsmedikament werden kann. Erste Versuche mit Tieren laufen bereits, doch bis zur Marktreife dürften noch viele Jahre verstreichen. Klinische Tests müssen zuerst die Wirksamkeit beweisen. Jost ist vorsichtig optimistisch: «Sollte ich am Ende dazu beigetragen haben, ein neues Mittel gegen Krebs zu entwickeln, wäre das natürlich unglaublich befriedigend.»

Im Moment verhandelt er mit möglichen Arbeitgebern im universitären und im Pharma-Bereich. An Angeboten auch aus Übersee mangelt es bei einer solchen Ausgangslage nicht. Im November bekam Jost den «Roche pRED Oncology Award for Cancer Therapy Research». Und schon bald muss sich der Biochemiker entscheiden, ob er Familie und Freundin in den nächsten Jahren nur nach langen Flugreisen sehen wird.