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Informationstag für Schülerinnen und Schüler

«Ich würde wieder eine vielseitige Fächerkombination wählen»

Am Samstag, 10. März 2012, findet auf dem Campus Irchel der Universität Zürich der Informationstag zu den naturwissenschaftlichen und mathematischen Studienrichtungen statt. Als Hauptredner spricht Stadtrat André Odermatt, der an der Universität Zürich Geographie studierte. 
Fragen an André Odermatt: Marita Fuchs

Stadtrat André Odermatt: «Am Anfang ist es eine grosse Herausforderung, sich in an der Universität mit ihren unzähligen Angeboten zurechtzufinden.»

Herr Odermatt, Sie sind seit 2010 Vorsteher des Hochbaudepartements der Stadt Zürich. Als Geograf haben Sie lange an der Universität Zürich gearbeitet, zuletzt als Oberassistent. Jetzt sind Sie Stadtrat. Wie kommt man von der Naturwissenschaft zur Politik?

André Odermatt: Wenn einen das, was in der Welt passiert, genauso interessiert wie die Analyse der Wissenschaft über die Welt, kommt man unweigerlich zur Politik. Das eine macht nur Sinn, wenn es mit dem anderen zusammen gedacht wird. Wissenschaft ohne gesellschaftlichen Bezug ist für mich undenkbar. Sie bliebe mehr oder weniger wirkungslos. Darum bin ich Anfang der 90er Jahre in die SP eingetreten und habe von 1995 bis 2010 für den Kreis 7 im Gemeinderat politisiert.

Die Politik braucht wissenschaftlich gesicherte Fakten für die Entscheidungsfindung, und sie braucht die wissenschaftlich gestützte Reflexion von Werten. Politik, die davon absieht, kann populistische Züge annehmen. Die Balance zwischen Politik und Wissenschaft zu pflegen hat für mich mit Redlichkeit in der Politik, aber auch mit Redlichkeit in der Wissenschaft zu tun.

Der Informationstag richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die Naturwissenschaften studieren möchten. Was spricht Ihrer Ansicht nach für ein solches Studium an der Universität Zürich?

Das breite Angebot an naturwissenschaftlichen Fächern, die Spezialisierungsmöglichkeiten und der gute Ruf der UZH.

Was müssen Schülerinnen und Schüler mitbringen, um ein Studium erfolgreich zu absolvieren?

Neugier und Leidenschaft für die gewählten Fächer und gutes Sitzleder für viele Stunden Vorlesungen, Übungen, Seminare und für geduldiges Selbststudium. Dies ist vor allem am Anfang schwierig, wenn es gilt, die fachlichen Grundlagen zu erarbeiten. Aber die Mühe lohnt sich, denn sobald man anfängt, die Zusammenhänge zu sehen und eigene Fragestellungen zu bearbeiten, wird es richtig spannend.

Wie würden Sie heute als frischgebackener Maturand ihr Studium angehen?

Mit einer Matura in der Tasche würde ich auch heute wieder ein vielseitig ausgerichtetes Studium wählen. Neben Geografie im Hauptfach habe ich Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Ethnologie studiert. Diese breit gefächerte Kombination hat sich für mich bewährt. Mit einem fakultätsübergreifenden Studium, das Kenntnisse der natur- und sozialwissenschaftlichen Methoden vermittelt, bleibt der Geist offen. Das ist für einen Stadtrat eine gute und wichtige Voraussetzung. Darum würde ich nochmals die gleichen Fächer oder zumindest eine ähnliche Fächerkombination studieren.

Erinnern Sie sich an spezielle Hürden oder Höhepunkte während Ihres Studiums?

Am Anfang ist es eine grosse Herausforderung, sich in an der Universität mit ihren unzähligen Angeboten zurechtzufinden und sich selber zu organisieren. Höhepunkte waren für mich das Bearbeiten von eigenständigen Fragestellungen in den Seminararbeiten und in der Diplomarbeit sowie Zeit zu haben, wissenschaftliche Originalwerke integral zu lesen.

Welche Erfahrungen und Kenntnisse, die Sie an der MNF erworben haben, helfen Ihnen in Ihrem Alltag am meisten?

Ein Studium ist ein hervorragendes Training für den Umgang mit komplexen Sachverhalten, wie ich sie in meinem Arbeitsalltag erlebe. Davon profitiere ich heute. Beispielsweise bei Lärmdiskussionen im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Fussballstadions, beim Thema Feinstaub in der Standortdebatte zum geplanten  Schulhaus Zürich-West, beim Verstehen von GIS-Daten oder beim Übersetzen der Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft in konkrete Massnahmen.

Dank meines Studiums kann ich eigenes Fachwissen in die politischen Entscheidungsfindungs-Prozesse einbringen. Man lernt im Studium, wissenschaftliche Texte zu lesen und Fakten einzuordnen. Dies hilft mir heute, wenn ich beispielsweise Studien zum Thema Mobilfunkantennen auf meinen Tisch bekomme und mir aufgrund von Daten, Auswertungen und Modellen rasch ein Bild  der Sachlage machen muss.

Nützen Ihnen die an der UZH geknüpften Netzwerke bei Ihrer jetzigen Arbeit?

Ja, unbedingt. Es ist für mich sehr wichtig, auch ausserhalb der Politik über ein Netzwerk mit Personen in unterschiedlichsten Positionen zu verfügen.

Wie nehmen Ihre Politikerkollegen und –Kolleginnen die Universität Zürich wahr?

Sehr positiv! Die Universität Zürich wird als wichtige Ausbildungs- und Forschungsstätte wahrgenommen. Darüber hinaus spielt sie eine zentrale Rolle für Spin-offs in zukunftsträchtige Branchen. Tage der offenen Türe tragen viel dazu bei, dass nicht nur die Politikerinnen und Politiker, sondern auch die breite Öffentlichkeit weiss, worüber in der UZH gelehrt und geforscht wird. Angebote wie die Scientifica sind deshalb sehr zu begrüssen.