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Kunst für den kulturellen Brückenschlag

Blickwechsel: «Mit den Augen der Anderen» heisst eine Ausstellung, die am Donnerstag im Lichthof der Universität Zürich eröffnet wird. Arabische und jüdische Jugendliche in Israel besuchten sich gegenseitig mit der Fotokamera. Das Gemeinschaftsprojekt stand unter der Leitung des jüdisch-arabischen Begegnungszentrums Givat Haviva.
Sascha Renner

Arabische und jüdische Jugendliche gingen mit der Kamera auf Entdeckungsreise in die Welt der jeweils Anderen.

Die Fotokamera ist ein wunderbares Instrument: Sie ist das Alibi, in fremde Lebensbereiche vorzustossen und genau hinzuschauen; in Welten, die einem sonst verschlossen blieben, in denen man nichts zu suchen hat, oder die ganz einfach zu normal und alltäglich sind, um innezuhalten. Ebendieses Alibi machten sich 22 jüdische und arabische Jugendliche zu Nutze: Sie haben sich gegenseitig besucht und fotografiert. Die Bilder entstanden in Israel, zwischen Haifa und Tel Aviv, in den Familien des jeweils Anderen.

Im Alltäglichen treffen sich das Fremde und das Eigene.

So entstanden Hunderte von Fotografien. «Dabei haben die Jugendlichen entdeckt, dass das Fremde dem Eigenen sehr ähnlich sieht», sagt Berta Rasumowsky. Die 50-jährige Kulturmanagerin ist Vizepräsidentin des Schweizer Freundeskreises von Givat Haviva, einem Kulturzentrum, das sich seit 1949 für die jüdisch-arabische Verständigung einsetzt. 2001 zeichnete die UNESCO Givat Haviva mit dem Preis für Friedenserziehung aus.

Givat Haviva hat das Fotoprojekt «Mit den Augen des Anderen» initiiert, das nun im Rahmen einer Ausstellung im Lichthof der Universität Zürich präsentiert wird. Jüdische und arabische Jugendliche lernten dabei unter professioneller Anleitung gemeinsam das Fotografieren.

Der Körper als Leinwand schafft poetische Überblendungen verschiedener Welten.

Die andere Seite kennenlernen

Die Resultate lassen sich sehen. Einige Jugendliche wandten sich dem Körper zu: Nahaufnahmen von Augen und andern isolierten Gesichtsteilen entkleiden den Körper aller kulturell-religiösen Festschreibungen. Andere Kursteilnehmer arbeiteten mit Lichtbildern, die sie auf Hände, Gesicht und Rücken projizierten und damit den Körper gleichsam als Leinwand verwendeten. Entstanden sind delikate Überblendungen von poetischer Kraft.

Gleichwohl stand das Endresultat, die Bilder, nicht im Zentrum. «Ich denke, dass ich am Ende des Projekts mehr über die andere Seite wissen werde, als über das Fotografieren», äusserte sich eine der Teilnehmerinnen während des Projekts. Und eine andere: «Ich wollte Jugendliche treffen, die zu treffen ich normalerweise gar keine Chance habe.» Im Laufe des Projekts lernte man sich kennen, Feindbilder wurden abgebaut und es entstand gegenseitiges Verständnis.

Die Kamera ermöglicht, in fremde Lebensbereiche vorzustossen.

Friedensgrüsse aus Israel

Neben den Bildern aus dem Fotokurs werden auch Postkarten aus dem Projekt «Friedensgrüsse» ausgestellt: Hierfür wurden 800 jüdische und arabische Kunstschaffende gebeten, für Givat Haviva eine Postkarte mit einer Friedensbotschaft zu gestalten. Ausserdem wird das Projekt «Die Sprache der Erde» dokumentiert. In Gemeinschaftsarbeit bauten Schüler ein Haus aus Erde, dem Element, das den Konflikt am grundlegendsten symbolisiert. Rasumowsky: «Nur im Dialog zwischen Gleichberechtigten kann ein gerechter Frieden erreicht werden.»

 

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