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Die öffentliche Gesundheit fördern

Die neu gegründete «Swiss School of Public Health» vereint die Aus- und Weiterbildungen der Schweizer Universitäten zum Thema öffentliche Gesundheit. Eine dieser Weiterbildungen ist der Masterlehrgang «Public Health». Oliver Hämmig vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich wird ihn im Frühjahr 2006 abschliessen.
Adrian Ritter

«Public Health» fragt danach, unter welchen gesellschaftlichen Verhältnissen, Umweltbedingungen und mit welchem Gesundheitswesen die Menschen gesund leben können, zum Beispiel am Arbeitsplatz.

Das Gesundheitswesen ist eine komplexe Baustelle. Wer sich darauf bewegt, braucht fachliches Wissen nicht nur medizinischer, sondern auch ökonomischer, rechtlicher und politischer Art. Um Fachpersonen und Forschenden dieses Wissen noch gezielter vermitteln zu können, haben die Universitäten Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano und Zürich im Oktober offiziell die Swiss School of Public Health (SSPH) gegründet. Sie soll die universitären Postgraduierten- und Doktorierenden-Programme im Bereich Public Health koordinieren.

Medizin und Sozialwissenschaft gemeinsam

Eines dieser Programme ist der seit 1992 bestehende «Master of Public Health» der Universitäten Zürich, Basel und Bern. 175 Personen haben diese Weiterbildung bisher absolviert. Teilnehmer am aktuell laufenden Studiengang ist der Soziologe Oliver Hämmig, Mitarbeiter am Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich (ISPMZ). Sein Forschungsinteresse gilt insbesondere dem Zusammenhang zwischen den Arbeitsbedingungen und dem gesundheitlichen Befinden von Erwerbstätigen.

Oliver Hämmig arbeitet als Soziologe am Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich. Um vertrauter zu werden mit medizinischen Themen und Sichtweisen, absolviert er den Lehrgang «Master of Public Health».

Hämmig und weitere Mitarbeitende der Abteilung «Gesundheits- und Interventionsforschung» am ISPMZ erstellen auch Gesundheitsberichte und entwickeln Analyseinstrumente, die beispielsweise die gesundheitliche Situation in KMUs erfassen und verbessern helfen. Bei vielen Projekten arbeiten Forschende aus Medizin und Sozialwissenschaft zusammen. Dies war für Hämmig auch die Motivation, den «Master of Public Health» zu absolvieren: «Ich wollte als Sozialwissenschaftler vertrauter werden mit medizinischen Themen und Sichtweisen.»

Von Epidemiologie bis Politik

Dazu bietet der Lehrgang einige Gelegenheit: Die verlangten 45 ECTS-Punkte werden in Fächern wie Epidemiologie, Biomedizinische Wissenschaften, Prävention, Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik erworben. Vor allem bot die Weiterbildung Hämmig auch Gelegenheit, Teilnehmende mit unterschiedlichen akademischen Hintergründen und beruflichen Tätigkeiten etwa bei Krankenkassen oder in Gesundheitszentren kennen zu lernen.

Die Work-Life-Balance lässt sich auch am Arbeitsplatz aufrechterhalten, wenn auch nicht alle ihre Zeit so frei einteilen können, um zwischendurch Gelegenheit für ein Schachspiel zu finden. Die Gesundheitsberichterstattung zeigt: Wer am Arbeitsplatz mehr mitbestimmen kann, hat weniger gesundheitliche Beschwerden.

Gesundheit ist nicht nur eine persönliche Angelegenheit

So unterschiedlich der Hintergrund auch war, allen gemeinsam war gemäss Hämmig die Public-Health-Sichtweise, die von einem breit gefassten Verständnis von Gesundheit ausgeht: «Gesundheit wird in unserer Gesellschaft oft als rein persönliche Angelegenheit betrachtet. Viren und Bakterien sowie Rauchen und Übergewicht sind in der Bevölkerung als krankmachende Ursachen anerkannt. «Public Health» fragt allgemeiner, unter welchen gesellschaftlichen Verhältnissen, Umweltbedingungen und mit welchem Gesundheitswesen die Menschen gesund leben können.»

So zeigten die Gesundheitsberichte des ISPMZ beispielsweise, dass gewisse Arbeitsbedingungen krank machen: Wer die Zukunft seines Arbeitsplatzes als unsicher empfindet oder bei der Arbeit wenig mitbestimmen kann, gab bei den Befragungen öfter gesundheitliche Beschwerden an.

Trends auszumachen, ist aber gemäss Hämmig nicht ganz einfach, denn eine regelmässige Gesundheitsbefragung gebe es in der Schweiz erst seit zehn Jahren. «Im Gegensatz zum angelsächsischen Raum hat «Public Health» als gesundheitspolitische Sichtweise und als Forschungsbereich bei uns noch einen geringen Stellenwert.» Hämmig hofft deshalb, dass die neue «Swiss School of Public Health» dazu beitragen wird, dies zu ändern.

Work-Life-Balance in der Praxis

In seiner Masterarbeit im Rahmen der Ausbildung will Hämmig wissen, wie verbreitet bei Erwerbstätigen eine unausgewogene Work-Life-Balance ist, welche Ursachen dies hat und wie es sich auf die Gesundheit auswirkt. Wenn er im Frühjahr 2006 die Ausbildung abgeschlossen hat, wird er weiter am ISPMZ arbeiten und dort unter anderem in der Grundlagenforschung zum Thema Work-Life-Balance und in der Gesundheitsberichterstattung tätig sein.

«Auch wenn die Weiterbildung sehr interessant war, bin ich doch froh, wenn sich meine eigene Work-Life-Balance 2006 wieder ändert. Ich möchte neben der Arbeit und der Familie mit zwei Kindern wieder mehr Zeit finden, um Sport treiben zu können.»