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3. Tag der Klinischen Forschung

Vielfalt der Klinischen Forschung

Am Universitätsspital Zürich fand zum dritten Mal der Tag der Klinischen Forschung statt. Zürcher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus rund 45 Institutionen präsentierten in insgesamt 163 Beiträgen ihre aktuellen Arbeiten aus den verschiedensten Bereichen der Klinischen Forschung am Universitätsspital Zürich sowie weiteren mit der Universität assoziierten Kliniken (Kinderspital, Universitätsklinik Balgrist, Psychiatrische Universitätsklinik) und Universitätsinstituten.
Claude Kaufmann

Rund zweihundert Teilnehmer nutzten den Tag.

Rund zweihundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer, vorab aus dem Forschungsbereich, nutzten auch dieses Jahr die Gelegenheit, sich einen Überblicküber die Vielfältigkeit der Klinischen Forschung zu verschaffen. Organisiert wird der Anlass vom Zentrum Klinische Forschung (ZKF) der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich organisiert.

Das ZKF versteht sich als Dachverband von klinisch-orientierten Forschungsgruppen an der Universität Zürich. Hauptanliegen sind die Nachwuchsförderung, der interdisziplinäre Kontakt und die Vernetzung unter den Forscherinnen und Forschern, die optimale Nutzung der vorhandenen Ressourcen und die Stärkung der patientenorientierten Forschung.

Claude Kaufmann sprach für unipublic mit Professor Peter Meier-Abt, dem Leiter des Zentrum Klinische Forschung, über die Klinische Forschung in Zürich und deren Perspektiven.

unipublic: Der Tag der Klinischen Forschung hat dieses Jahr zum dritten Mal stattgefunden. Zürcher Forscherinnen und Forscher stellten in über 160 Beiträgen ihre Arbeiten vor. Wie beurteilen Sie die Klinische Forschung, die in Zürich betrieben wird?

Meier-Abt: Die Klinische Forschung in Zürich ist sehr vielfältig. Vor allem fällt die grosse Breite auf. Ob Grundlagenforschung im Labor oder Klinische Studien, Zürich ist sehr aktiv. Dieses grosse Potenzial spiegelt sich in den Zitationsanalysen wider. Im Bereich der Klinischen Forschung ist Zürich die meistzitierte Universität in der Schweiz. Wenn Sie allerdings die durchschnittliche Anzahl Zitationen pro Publikation anschauen, die das wissenschaftliche Gewicht einer Arbeit ausdrücken, fällt Zürich hinter die anderen Schweizer Universitäten zurück. Es gibt also durchaus Raum für qualitative Verbesserungen.

unipublic: In Zürich wird im Bereich der Klinischen Forschung also viel geforscht und publiziert, jedoch ist die Qualität nicht überzeugend?

Meier-Abt: Es gibt inZürich in Teilbereichen exzellente Klinische Forschung. Dies hat nicht zuletzt der 3. Tag der Klinischen Forschung gezeigt, an dem im Vergleich zu früheren Jahren ein weiterer Anstieg der Qualität der Klinischen Forschung festzustellen war. Es gibt aber durchaus Bedarf für weiteres Streamlining, das heisst, wir müssen noch vermehrt als bisher Schwerpunkte identifizieren und qualitativ hochstehende Forschung fördern. Die in Zürich durchaus vorhandenen Ressourcen müssen noch gezielter und leistungsorientierter zugeteilt werden. Es bedarf einer weiteren Professionalisierung der Klinischen Forschung.

Wegweisend für mehr Qualität?

unipublic: Wie wollen Sie diese Professionalisierung erreichen?

Meier-Abt: Dies ist die Aufgabe des vor drei Jahren gegründeten Zentrum Klinische Forschung. Das Zentrum Klinische Forschung hat generell die Förderung einer hohen Qualität und Kultur der Klinischen Forschung zum Ziel. Dazu ist es notwendig, das vorhandene Potential an talentierten Nachwuchskräften bestmöglich zu fördern. Die besten Leute und Forschungsgruppen müssen identifiziert und über die Möglichkeiten und Grenzen der Klinischen Forschung an den jeweiligen Institutionen orientiert werden. Es gilt eine Plattform für die Klinische Forschung zu schaffen, die die fachübergreifende Kommunikation und Vernetzung fördert und die Identität der Forscherinnen und Forscher an den Universitätsspitälern stärkt. Diese Anstrengungen sind eingebunden in übergeordnete universitäre Strukturen, wie zum Beispiel Kompetenzzentren, die entscheidend mithelfen, die Brückenbildung zwischen Grundlagenforschung und Klinischer Forschung zu stärken.

unipublic: Der Schweizerische Wissenschafts- und Technologierat ortet in einem Bericht, der vergangenen Herbst erschienen ist, Mängel in der Klinischen Forschung in der Schweiz. Die Forschung an Universitätskliniken sei schlecht finanziert und koordiniert. Es mangle an Nachwuchsstellen und attraktiven Karrierestrukturen. Es besteht also Handlungsbedarf.

Meier-Abt: Es ist richtig, dass sich verschiedene nationale Institutionen, zum Beispiel der Schweizerische Nationalfonds oder der Schweizerische Wissenschafts- und Technologierat, aber auch lokale Institutionen, wie die Universität Zürich und das Zentrum Klinische Forschung, in den letzten Jahren mit der Verbesserung der Klinischen Forschung in der Schweiz befasst haben. Entscheidend ist, dass entsprechende Massnahmen eingeleitet worden sind. Als Beispiel sei lediglich der neue Mehrjahresplan 2004-2007 des Schweizerischen Nationalfonds erwähnt, in dem ein separates Budget und eine spezielle Fachkommission für patientenorientierte Klinische Forschung geschaffen wurde. In Zürich ist es innerhalb des Zentrum Klinische Forschung gelungen, gerade die jungen Forscherinnen und Forscher aus dem Mittelbau für die spezifischen Anforderungen der Klinischen Forschung zu sensibilisieren.

unipublic: Was hat das Zentrum Klinische Forschung bisher konkret unternommen?

Meier-Abt: Konkret arbeiten wir an der Erfassung und leistungsorientierten Zuteilung von Forschungsflächen am Universitätsspital Zürich. Letztlich sollen alle Forschungsflächen am Universitätsspital durch das Zentrum Klinische Forschung koordiniert werden. Sogenannte «Core Facilities», zum Beispiel für ultrastrukturelle morphologische Untersuchungen, sollen die gemeinsame Nutzung von teuren technischen Einrichtungen durch verschiedene Forschungsgruppen gewährleisten.

Für die patientenorientierte Forschung sind wir am Aufbau einer interdisziplinären Klinischen Forschungsstation. Sie bietet eine professionelle Infrastruktur und stellt Räume und ausgebildetes Personal für die Durchführung und das Projektmanagement von Klinischen Studien zur Verfügung. Noch ist die Klinische Forschungsstation infolge beschränkter Ressourcen klein. Sie soll aber kontinuierlich ausgebaut werden, und ihre Dienstleistungen zukünftig auch auswärtigen Forschungsgruppen der Uni Irchel oder der ETH zur Verfügung stellen.

Weitere gegenwärtige Schwerpunkte sind das Erstellen eines Studienregisters am Universitätsspital und die Weiter- und Fortbildungen in den Regeln der«Good Clinical Practice». Letztere bilden den gesetzlichen Rahmen für alle klinischen Studien mit Heilmitteln und müssen von allen Prüfärzten und dem weiteren Studienpersonal beherrscht, respektive eingehalten werden. Daneben organisieren wir weitere Kurse für junge Nachwuchskräfte, wie zum Beispiel «Das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten».

Schliesslich versuchen wir, die verschiedenen Forschungsgruppen stärker miteinander zu vernetzen. Dazu organisieren wir einmal pro Monat ein ZKF-Seminar und eben den jährlich stattfindenden Tag der Klinischen Forschung . Der Schulterschluss zwischen Grundlagenforschung mit klinischer Fragestellung und der patientenorientierten Forschung ist uns ein wichtiges Anliegen.

unipublic: Welches sind die Kriterien für eine qualitativ hochstehende Klinische Forschung?

Meier-Abt: Wie die Grundlagenforschung orientiert sich gute Klinische Forschung an möglichst originellen Fragestellungen. Letztere können aus der Grundlagenforschung oder aber aus unerwarteten Beobachtungen in der ambulanten oder stationären Medizin kommen. Klinische Forschung ist immer auch anwendungsorientiert, das heisst sie ist in der Regel umso besser, je stärker sie zum Fortschritt in der Erkennung und Behandlung von Krankheiten beiträgt. Im Zentrum der engeren Klinischen Forschung steht letztlich der Patient oder eine gesunde Versuchperson, also ein Proband. Ihr Schutz und ihre Sicherheit müssen unbedingt gewährleistet sein. Deshalb muss eine hochstehende personenorientierte Klinische Forschung sich immer auch an die Regeln der «Good Clinical Practice» halten.

unipublic: Was sind die wichtigsten nächsten Ziele, die Sie mit dem Zentrum Klinische Forschung erreichen möchten?

Meier-Abt: In Zukunft wollen wir mit der leistungsorientierten Zuteilung von Forschungsflächen am Universitätsspital erfolgreiche Forschung noch gezielter fördern. Vielversprechenden Nachwuchskräften müssen wir attraktive Karrierestrukturen anbieten können. Die Infrastruktur für klinische Studien am Universitätsspital muss weiter professionalisiert und die Kultur für regelkonforme patientenorientierte Klinische Forschung weiter gefördert werden. Wir wollen die Zusammenarbeit mit anderen Zentren über die Grenzen der Universität hinaus fördern. Die Vernetzung der Klinischen Forschung mit der biomedizinischen Grundlagenforschung soll innerhalb des Netzwerkes Life Science Zurich weiter verstärkt werden.

unipublic: Wie sieht die langfristige Perspektive der Klinischen Forschung in Zürich aus?

Meier-Abt: Entscheidend wird sein, ob es uns gelingt, die Strukturen weiter zu professionalisieren, und uns in noch stärkerem Masse auf unsere Schwerpunkte zu konzentrieren. Zürich hat ein grosses Potenzial, die Ressourcen sind jedoch wie überall nicht unbeschränkt. Wir haben mit dem Zentrum Klinische Forschung einen Weg beschritten, um in Zürich die Qualität der Klinischen Forschung weiter zu verbessern. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Die weiteren Entwicklungen werden davon abhängen, dass wir unsere Nützlichkeit weiter nachweisen und die Akzeptanz des Zentrum Klinische Forschung bei den übergeordneten Stellen, wie der Universität, der Medizinischen Fakultät und den Universitätsspitälern, aber auch bei den Kolleginnen und Kollegen der Medizinischen Fakultät, weiter steigt. Ich bin durchaus optimistisch.

Dr. Claude Kaufmann ist Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich.

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