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Chemikalien, Einweg-Verbrauchsgegenstände, Energie- und Raumbedarf – die Arbeit in Laboren verursacht hohe Umweltbelastungen. Doch wenn sich die Labor-Betreibenden der negativen Auswirkungen auf Umwelt und Klima bewusstwerden und nachhaltige Lösungen entwickeln, kann der ökologische Fussabdruck der meisten Labore gesenkt werden.
Zu diesem Zweck läuft seit November 2023 das Pilotprojekt «Laboratory Efficiency Assessment Framework» (LEAF) an der UZH. 27 Labore haben bisher ihr Interesse am Pilotprojekt gezeigt. Neun dieser Labore haben sich bereits um ein Zertifikat beworben. Am 6. Juni 2024 wurden diese neun mit LEAF-Zertifikaten ausgezeichnet. Sechs von ihnen erreichten den Bronze-Standard von LEAF. Eines erhielt eine Silber-Zertifizierung. Zwei Labore, nämlich das Functional Genomics Center Zurich und das Tilley Lab, wurden mit Gold ausgezeichnet.
Das vom University College London entwickelte Zertifizierungsprogramm LEAF ermöglicht es den Mitarbeitenden eines Labors, dessen Nachhaltigkeit anhand eines Fragenkatalogs zu beurteilen. Ergänzt wird diese Selbstevaluation durch Laborbesuche von Mitgliedern der «GreenLab Zürich»-Gruppe und Mitarbeitenden des UZH-Nachhaltigkeitsteams. Durch die Teilnahme an LEAF lernen die Labormitarbeitenden Strategien kennen, wie sie ihre tägliche Arbeit nachhaltiger gestalten können. Ein dazugehöriges Tool berechnet die Einsparung von Treibhausgas-Emissionen und Kosten. Gemäss diesem Tool wurden von November 2023 bis Mai 2024 in den teilnehmenden Laboren bereits 15 Tonnen Treibhausgas-Emissionen eingespart.
Die Teilnahme an LEAF liefert der UZH wichtige Daten zur Wirksamkeit der getroffenen Massnahmen. So lassen sich aus dem Vergleich des Energieverbrauchs vor und nach der Implementierung neuer Massnahmen Einsparpotenziale für die Zukunft ableiten. Besonders gross ist das Sparpotenzial bei den 500 Ultratiefkühlgeräten in den Laboren der UZH. Deren Nachhaltigkeit lässt sich zum Beispiel verbessern durch die Anpassung der Temperatur von -80°C auf -70°C, das Entsorgen alter, unbrauchbarer Proben sowie das regelmässige Entfrosten. Durch das Ersetzen ineffizienter Ultratiefkühlgeräte lassen sich sogar bis zu 50 Prozent des Energieverbrauchs einsparen.
Pro Labor konnten sich mehrere Mitarbeitende anmelden, um den Arbeitsaufwand für das Ausfüllen des Fragebogens sowie die Implementierung von Massnahmen auf mehrere Personen zu verteilen. Das Chemie-Labor von Professor Roland Sigel hat diese Möglichkeit mit 13 angemeldeten Mitarbeitenden genutzt – so wurde aus dem Streben nach mehr Nachhaltigkeit gleich noch ein Teambuilding-Prozess. «LEAF hat uns den entscheidenden Anstoss gegeben, endlich unseren -80°C-Tiefkühler aufzuräumen und zu katalogisieren», berichtet die PhD-Studentin Maria Reichenbach vom Sigel Lab. «Innerhalb einer Woche hatten wir nicht nur diese Aufgabe erfolgreich gemeistert, sondern auch das Bewusstsein aller Teammitglieder für einen sorgsamen Umgang mit dem vorhandenen Stauraum geschärft. Das gemeinsame Ausmisten der alten Proben hat nicht nur Spass gemacht, sondern auch das befriedigende Gefühl hinterlassen, gemeinsam etwas erreicht zu haben.»
Die Teilnahme der UZH an LEAF hat die «GreenLab Zürich»-Gruppe organisiert. Das LEAF-Pilotprojekt wurde auch durch das MNF Sustainability Committee und das Nachhaltigkeitsteam der UZH unterstützt.
In der «GreenLab Zürich»-Gruppe engagieren sich seit 2021 Postdocs, Doktorierende und Labormanager:innen der UZH und ETH Zürich für mehr Nachhaltigkeit in ihren Institutionen. Für UZH-Doktorand Benedikt Wimmer ist LEAF ein Herzensprojekt: «Mit LEAF hatten wir Zugang zu einem Tool, das Laboren konkrete Massnahmen für nachhaltiges Forschen aufzeigt und ihnen erlaubt, in einigen Kategorien die so erzielten Einsparungen direkt selbst zu berechnen. Dieses Projekt war nur möglich durch das freiwillige Engagement vieler Forschender, dafür sind wir sehr dankbar.» Und der engagierte Biochemiker fügt an: «Wir suchen übrigens neue Mitstreiter:innen für das GreenLab Zürich. Wer sich zwei Stunden im Monat für Nachhaltigkeit in Laboren einsetzen will, darf sich gern melden.»
Noch bis November 2024 können Labore im aktuellen LEAF-Pilotprojekt den Fragebogen zur Zertifizierung einreichen. Ende Jahr wird eine weitere Zertifizierungsfeier stattfinden. Im Anschluss soll das Pilotprojekt in die zweite Runde gehen – denn wie Dekan Roland Sigel betont: «Es gilt nun die erreichten Erfolge in die Zukunft zu tragen und breit in den Laboren der UZH zu implementieren.»