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Akademischer Senat

Reformen erwünscht

Der Senat der UZH wünscht sich mehr Einfluss in gesamtuniversitären Fragen. Nun liegen erste Ideen vor, wie man das Gremium stärken könnte.
Stéphanie Hegelbach

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Kollegiengebäude der UZH
Welchen konstruktiven Beitrag zur universitären Selbstverwaltung kann der Senat leisten? Die AG Senat arbeitet Vorschläge dazu aus. (Bild: UZH)

Der Akademische Senat gehört seit Anbeginn zur UZH und prägte deren Geschicke seit der Gründungszeit. Als Organ der universitären Selbstverwaltung machte er beispielsweise wichtige Vorschläge für die erste Universitätsordnung von 1836. Im Laufe der Jahrzehnte verschoben sich jedoch die Gewichte. Zahlenmässig ist der Senat heute so gross wie nie: Er zählt über 850 Mitglieder, hauptsächlich Professorinnen und Professoren, aber auch 88 Delegierte der vier Stände. Doch sein Einfluss ist fragmentarisch: Als die UZH 1998 autonom wurde, erhielt der Senat mit dem neuen Universitätsgesetz insbesondere die Aufgabe, zuhanden des Universitätsrats Antrag auf Wahl des Rektors oder der Rektorin sowie der Prorektorinnen und Prorektoren zu stellen.

Bildung einer Arbeitsgruppe auf Initiative des Rektors

Während Universitätsleitung und Universitätsrat im Zuge der Ausgestaltung der universitären Autonomie seit 1998 schrittweise professionalisiert und den Erfordernissen einer autonomen Universität angepasst wurden, stagnierte die Weiterentwicklung des Senats.

In jüngster Zeit monierten Senatsmitglieder immer wieder, die Sitzungen seien reine Nominations- und Informationsveranstaltungen – zwar gehaltvoll, doch von geringer Bedeutung für die universitäre Selbstverwaltung. «Wenn 850 Leute ihre Zeit für den Senat aufwenden, möchten sie auch mitreden», erklärt Thomas Gächter, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, und ergänzt: «Wissen, Können und Bereitschaft sind reichlich vorhanden.»

Für Kritik sorgten insbesondere die Einerlisten bei Wahlen. Gleichzeitig blieb der Senat in gesamtuniversitären Fragen über lange Zeiträume inaktiv.

Schaepman

Wichtig war mir, dass der Senat selbst Vorschläge zu seiner künftigen Rolle macht.

Michael Schaepman, Rektor UZH

Es stellte sich die Frage: Welchen konstruktiven Beitrag kann der Senat im Rahmen der universitären Selbstverwaltung leisten? 2020 versprach Michael Schaepman im Rahmen seiner Kandidatur für das Amt des Rektors, die Klärung dieser Frage voranzubringen und Reformen für den Senat aufzugleisen. «Wichtig war mir, dass der Senat selbst Vorschläge zu seiner künftigen Rolle macht», sagt er. Noch im selben Jahr formierte sich auf Vorschlag von Rektor Michael Schaepman die Arbeitsgruppe Senat.

In einem ersten Schritt arbeitete die AG die Geschichte des Senats auf und analysierte die Aufgabenfelder, die Zusammensetzung und die Funktionsweise anderer akademischer Senate. 2021 und 2022 führte sie eine zweistufige Befragung der Senatsmitglieder durch, auf deren Basis sie derzeit einen Reformvorschlag entwirft. In der Senatssitzung vom 5. Juni 2023 präsentierte die Arbeitsgruppe den aktuellen Stand der Arbeiten.

Mitwirkung stärken

Die Befragungen zeigen, dass der Senat seine Informations- und gemeinschaftsbildende Funktion gut erfüllt. Dennoch befürworten drei Viertel der Befragungsteilnehmenden Reformen und erachten diese als wichtig. Insbesondere wünschen sie sich erstens gehaltvollere Diskussionen über Sach- und Wahlgeschäfte und zweitens mehr effektiven Einfluss auf Entscheide von gesamtuniversitärer Bedeutung – etwa durch Konsultationen oder die Möglichkeit, die Universitätsleitung mit der Ausarbeitung konkreter Sachvorlagen zu beauftragen.

Haeusermann

Die Mitglieder schätzen das basisdemokratische Element des Senats und sind bereit, sich aktiv zu beteiligen.

Silja Häusermann, Professorin für Politikwissenschaft

«Es hat mich überrascht, wie einheitlich und klar die Einschätzungen zum Reformbedarf und zur Wünschbarkeit der einzelnen Reformelemente über alle Fakultäten hinweg ausgefallen sind», sagt Silja Häusermann, Professorin für Politikwissenschaft, die innerhalb der AG Senat für die Befragungen mitverantwortlich war.

Arbeitsweise des Senats verbessern

Eine Herausforderung ist gemäss Häusermann die Grösse des Senats, die viele Prozesse schwerfällig macht. Bei über 850 stimmberechtigten Mitgliedern ist es schwierig, ad hoc inhaltliche Diskussionen im Plenum führen. «Trotzdem möchten fast drei Viertel der Befragungsteilnehmenden die Plenarversammlung beibehalten und nicht einen repräsentativen Senat einführen», sagt Häusermann. Von den Befragungsteilnehmenden sprechen sich fast 80 Prozent für ein neues Organ innerhalb des Senats aus, welches Sitzungen und Geschäfte vorbereitet, zwei Drittel wären bereit, darin mitzuwirken. Zudem sollen die Senatsversammlungen zweisprachig und hybrid (online/vor Ort) abgehalten werden.

Reformvorschläge ausarbeiten und umsetzen

Nachdem die AG Senat ausgehend von den Befragungsergebnissen die Stossrichtung für Veränderungen formuliert hat, erarbeitet sie nun zusammen mit dem Rechtsdienst einen konkreten Vorschlag für ein differenziertes Reformpaket. «Eine Idee ist, den Senat mit parlamentarischen Elementen zu stärken», erklärt Thomas Gächter, Mitglied der AG Senat. «Je nachdem, wie die Idee konkretisiert wird, wäre auch eine Anpassung der Universitätsordnung nötig.»

Weiter soll ein Organisationsreglement dem Senat ermöglichen, effektiver zu arbeiten. Ein neues Untergremium – das «Büro» des Senats – könnte sich in Abstimmung mit der Universitätsleitung um die Traktandenliste kümmern und die Sitzungen vorbereiten. Für besondere Themenfelder könnte der Senat auch Kommissionen bilden oder mit einer noch zu bestimmenden Anzahl Unterschriften Anliegen auf die Traktandenliste setzen lassen, erklärt Gächter.

Gaechter

Eine Idee ist, den Senat mit parlamentarischen Elementen zu stärken.

Thomas Gächter, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät

Gemäss aktueller Planung wird die Arbeitsgruppe in der nächsten Senatssitzung vom 27. November 2023 einen Reformvorschlag mit Optionen präsentieren.

Silja Häusermann schätzt die Voraussetzungen für eine gelingende Weiterentwicklung des Senats als Teil der universitären Selbstverwaltung positiv ein. Die hohe Beteiligung an der Befragung (51 Prozent) und die starke inhaltliche Übereinstimmung der Ergebnisse über alle Fakultäten hinweg stimmen sie optimistisch. «Die Mitglieder schätzen das basisdemokratische Element des Senats und sind bereit, sich aktiv zu beteiligen», sagt sie.

Auch Gächter ist zuversichtlich: «Ich glaube, wenn wir ein vernünftiges Gesamtpaket schnüren, haben wir auch die Unterstützung des Universitätsrats.» Leiten lässt sich die AG Senat dabei von ihrem übergeordneten Ziel: Die von den Senatsmitgliedern investierte Zeit soll gut investierte Zeit sein.

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