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Arbeitsmarkt

Mangel als Chance

Der Mangel an Fachkräften ist eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderung. Am Chancentag an der UZH wurden Lösungsvorschläge diskutiert.
Jeannine Hegelbach
Podium
Auf dem Podium in der Aula der UZH (von links nach rechts): Daniel Bischofberger (Accelleron), Sarah Kreienbühl (Kühne + Nagel), Michael Schaepman (Rektor UZH), Natalia Ferrara (Schweizerischer Bankpersonalverband), Boris Zürcher (SECO). (Bild: David Hubacher)

Unter dem Motto «Let’s chance!» fand am 29. September an der UZH der Chancentag statt. Dieser wurde im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der vierten Ausgabe des Chancenbarometers zum Thema «Arbeitsraum Schweiz» lanciert. Sowohl an einer Medienkonferenz als auch in Chancenlabs und Panel-Diskussionen wurden die im Chancenbarometer publizierten Studien vorgestellt und debattiert. Den Abschluss bildete ein Podium in der Aula mit UZH-Rektor Michael Schaepman sowie Vertreter:innen der Privatwirtschaft und des Bundes. Thema des Podiums: der Arbeits- und Fachkräftemangel. 

Mehr Flexibilität in der Arbeitswelt

In der Schweiz ist die Arbeitslosigkeit auf einem Rekordtief, und in vielen Branchen ist es schwierig, die nötigen Fachkräfte zu finden. Angesichts der demographischen Entwicklungen wird sich die Situation in den kommenden Jahren in der Schweiz weiterhin zuspitzen. Wie lässt sich dieser Herausforderung begegnen?

Ein grosser Teil  der Panel-Diskussion unter der Leitung von Esther Girsberger drehte sich um die Flexibilisierung der Arbeit. «Arbeitnehmende wünschen sich mehr Freiheiten im Hinblick darauf, wie viel, von wo und wann sie arbeiten», sagte Natalia Ferrara, Geschäftsführerin des Schweizerischen Bankpersonalverbands.

Teilzeitarbeit ermöglicht es vielen Personen überhaupt erst, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Besonders Arbeitnehmende mit Kindern sind auf Teilzeit-Lösungen und Unterstützung bei der Kindertagesbetreuung angewiesen. Familienfreundlichkeit sei deshalb für viele Stellensuchende ein wichtiges Kriterium, sagte Daniel Bischofberger, CEO von Accelleron.

Um Angestellte zu gewinnen und zu halten, sei es wichtig, Werten wie Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit Rechnung zu tragen, die für die Generation Z von grosser Bedeutung seien. Ausserdem wurde über eine Verschiebung des Rentenalters und über Anreize diskutiert, Pensionierte zum Weiterarbeiten zu motivieren.  «Durch Inklusion und durch eine bessere Nutzung von Fachkräften im Alter von fünfzig plus könnte man dem Fachkräftemangel entgegenwirken», sagte Sarah Kreienbühl, Chief HR Officer bei Kühne + Nagel.

Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit vom SECO, bezeichnete den Schweizer Arbeitsmarkt als  ausgesprochen leistungsfähig und effizient. Er hob insbesondere die Vorzüge des dualen Bildungssystems hervor.

Beliebte MINT-Fächer

UZH-Rektor Michael Schaepman skizzierte die Veränderungen im Wachstum der akademischen Bildung in den letzten Jahrzehnten. Die Anzahl der Studierenden ist an den Fachhochschulen und den Universitäten gewachsen. An den Fachhochschulen hat dabei massgeblich die Einführung der Berufsmatur zu einem überproportionalen Wachstum beigetragen. An den Universitäten sind die Studierendenzahlen aufgrund einer stabilen bzw. ganz leicht steigenden Maturitätsquote proportional zum Bevölkerungswachstum gewachsen. Ein sehr kleiner Anteil dieses Wachstums ist auf die Migration bzw. auf Bildungsausländer:innen zurückzuführen. «Man kann deswegen aber nicht von einer generellen Akademisierung wegen dem Wachstum der Universitäten sprechen», erklärte Schaepman.

Grosse Veränderung habe auch die Bologna-Reform gebracht, sie habe zum Beispiel zu verkürzten Studienzeiten und zu häufigeren Wechseln zwischen den Studienfächern geführt. Die Gewichte zwischen den Fächern hätten sich im Lauf der Jahre verschoben. Als Beispiel für den starken Trend zu den MINT-Fächern nannte Schaepman den neuen Studiengang Biomedizin: «Wir rechneten mit hundert Anmeldungen – eingegangen sind schliesslich über vierhundert.»

Zu den auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragten Fähigkeiten der UZH-Absolvent:innen zählen nicht nur fachliche, sondern auch überfachliche Kompetenzen. Wichtig sei beispielsweise die Fähigkeit, sich in unterschiedliche Perspektiven zu versetzen, erklärte Schaepman. Auch auf die universitäre Weiterbildung kam er in diesem Zusammenhang zu sprechen. Die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten wachse stark. Getrieben sei dieses Wachstum nicht nur durch den Wunsch nach beruflicher, sondern auch nach persönlicher Weiterentwicklung, sagte er.

Die Weiterbildungsangebote der UZH seien flexibler organisiert als die Bachelor- und Masterprogramme. Um dem gesellschaftlichen und technologischen Wandel, den Bedürfnissen der Studierenden und den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt gerecht zu werden, sei es wichtig, das universitäre Bildungsangebot insgesamt weiter zu flexibilisieren, betonte der Rektor.