Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Coronavirus-Pandemie

Für Mensch und Tier

Bei Krankheiten von Tieren und Notfällen führt auch in diesen Zeiten kein Weg am Tierspital vorbei. Hier steht trotz Corona-Ausnahmezustand für die Behandlung alles zur Verfügung.
Marita Fuchs
Im Moment gibt es keine Hinweise darauf, dass Heimtiere ein relevantes Infektionsrisiko für Menschen darstellen.


Vor der universitären Kleintierklinik in Zürich steht ein Securitas-Mitarbeiter, er achtet darauf, dass die Tierbesitzer einzeln das Tierspital betreten – Abstand zueinander ist auch hier höchstes Gebot. Karin B* hat mit Lozzy, ihrem kranken Hund, im Auto gewartet. Jetzt ist sie an der Reihe. Der zweijährige Rüde hat mehrere Bissverletzungen, die ihm ein anderer Hund zugefügt hat. Die behandelnde Veterinärmedizinerin ruft ihren Kollegen hinzu, einen auf Bisswunden spezialisierten Chirurgen. 

«Trotz Corona laufen die Notfallkliniken weiter», sagt Roger Stephan, Dekan der Vetsuisse-Fakultät. «Sowohl für Kleintiere, Pferde wie auch Nutztiere ist gesorgt, alle Notfälle konnten bis anhin trotz verminderter Mitarbeiterzahl behandelt werden. Spezialistinnen und Spezialisten stehen den Notfallteams auf Abruf bereit.» Das Telefon im Tierspital steht ebenfalls nicht still, viele Tierhalter lassen sich im Moment lieber zuerst beraten, bevor sie direkt zum Tierspital kommen.

Neues Coranavirus: Welche Rolle spielen Haus- und Nutztiere?

Einige Tierhalter tragen sich auch mit der Sorge, ob Tiere das neue Coronavirus übertragen könnten, etwa ob das Fell kontaminiert ist, wenn der Tierhalter mit Corona infiziert wurde. «Die Vetssuisse-Fakultät verfolgt diese Frage basierend auf wissenschaftlichen Daten, die vor allem aus China erscheinen, laufend», sagt Roger Stephan und er beruhigt: «Im Moment gibt es keine Hinweise darauf, dass Nutztiere oder Heimtiere ein relevantes Infektionsrisiko für Menschen darstellen». Und doch sollte man auf grundlegende Prinzipien der Hygiene achten, das heisst, Hände waschen, nachdem man ein Tier gestreichelt hat.

Bisher sind nur wenige Übertragungen des Corona-Virus auf Tiere bekannt geworden. Man weiss von zwei Hunden und einer Katze in Hongkong und einer Katze in Belgien. Die Hunde zeigten keine Symptome, die eine Katze soll Symptome einer Erkältung gezeigt haben.

Übertragungswege verhindern

Die Veterinärmedizinerinnen und -mediziner der UZH forschen aktuell an Prävalenzdaten zu Infektionen oder Trägern von Heimtieren mit dem neuen Coronavirus und an der Wirksamkeit von Hygienemassnahmen zur Unterbrechung von möglichen Infektionsketten.

Diese Forschungsvorhaben stehen an einer Schnittstelle zwischen veterinärmedizinischer und humanmedizinischer Forschung. Das liege auf der Hand, sagt Stephan, bestünden doch gerade in der Virenforschung viele Überschneidungen. So gibt es zum Beispiel bei Katzen die feline infektiöse Peritonitis (FIP), auch eine Coronaviruserkrankung. Diese felinen Coronaviren haben aber für den Menschen keine Bedeutung. Forschung zu Viren und deren Übertragbarkeit sei aktuell dringend und notwendig, betont Roger Stephan.

Ein weiteres Forschungsprojekt ist am Virologischen Institut der Vetsuisse-Fakultät angesiedelt. Hier forscht man auch an Herpes-Viren, die vor allem für Elefanten gefährlich sind und häufig zum Tod führen. Die Herpesspezialisten haben eine bereits bestehende Schnellmethode für den Herpesvirusnachweis «umgebaut» und können nun spezifisch das neue Coronavirus innerhalb von rund 30 Minuten nachweisen. Dieses Labor könnte im Fall von Engpässen auch Corona-Tests für Menschen durchführen. Die Gruppe für Umweltvirologie arbeitet zudem an einer Studie über «Fledermäuse» als Virusreservoir. Diese Studie ist noch nicht abgeschlossen, jetzt aber gerade sehr aktuell.

Von der engen Zusammenarbeit der Veterinärmediziner mit den Humanmedizinern zeugt nicht nur der Austausch von Forschungsdaten. Das Tierspital konnte dem neuen UZH-Corona-Testzentrum Schutzkleider zur Verfügung stellen und könnte mit einigen Beatmungsgeräten des Tierspitals im Notfall auch Humanspitäler unterstützen, so Dekan Stephan.  

Der Rüde Lozzy jedenfalls ist wieder bei seinem Frauchen. Die Besitzerin ist dankbar für die rasche und professionelle Behandlung.