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Life Sciences Spin-off

Anaveon setzt auf Immuntherapie

Der am Universitätsspital und der UZH tätige Immunologe Onur Boyman hat zusammen mit Andreas Katopodis die Firma Anaveon gegründet, um Forschungserfolge in neuartige Immuntherapien gegen Krebs umzusetzen. Ermöglicht wird der Spin-off dank Unterstützung durch den UZH Life Sciences Fund.
Stefan Stöcklin
Immunzellen des Menschen können Krebszellen beseitigen. Anaveon stärkt mit einem neuen Antikörper diese körpereigene Abwehr. Im Bild eine elektronenmikroskopische Aufnahme einer CD-8 Killerzelle des Immunsystems. (Bild: NIAID/flickr)

Immuntherapien gehören zu den vielversprechendsten Krebstherapien. Sie basieren auf der gezielten Stärkung des körpereigenen Immunsystems, um Krebszellen zu eliminieren, und erzielen zum Beispiel beim Melanom sowie bei Lungen- oder Nierenkrebs bereits eindrückliche Wirkungen.

Auch der neu gegründete Spin-off «Anaveon» hat dieses zukunftsträchtige Feld im Visier: «Wir haben einen speziellen Antikörper entwickelt, den wir nun in klinischen Studien zur Behandlung verschiedener Krebsarten prüfen werden», sagt Onur Boyman, Mitgründer der Firma und Direktor der Klinik für Immunologie des Universitätsspitals Zürich. Der Spin-off konnte dank Investitionen des UZH Life Sciences Fund und dem Förderprogramm BaseLaunch gegründet werden.

Stärkung für Interleukin-2

Immuntherapie ist ein Sammelbegriff für verschiedene medizinische Methoden. Letztlich geht es immer darum, die natürlich gegebene Abwehrkraft der menschlichen Immunzellen gegen Krebszellen auszunutzen und die Wucherung dadurch unter Kontrolle zu halten und zu eliminieren.

Anaveon strebt dieses Ziel mit einem Antikörper an, der die Wirkung des körpereigenen Immunbotenstoffs Interleukin-2 erhöht, einem Zytokin. Dieses Signalmolekül ist ein Modulator der Immunabwehr und aktiviert eine Klasse von T-Zellen gegen Krebszellen. Parallel zu diesem erwünschten Effekt fördert Interleukin-2 allerdings auch eine weitere Klasse von regulatorischen T-Zellen, welche die Immunantwort dämpfen.

Der von Anaveon entwickelte Antikörper ist in der Lage, diese unerwünschte Wirkung von Interleukin-2 zu hemmen, in dem er die aktivierende Wirkung auf regulatorische T-Zellen verhindert. Gleichzeitig reduziert der Anaveon-Antikörper unerwünschte Nebenwirkungen der Interleukin-2-Krebstherapie.

Onur Boyman, Direktor der Klinik für Immunologie des USZ und Mitgründer von Anaveon: «Wir werden den Antikörper in klinischen Studien zur Behandlung verschiedener Krebsarten prüfen.» (Bild: Stefan Stöcklin)

Was sich in wenigen Sätzen heute zusammenfassen lässt, ist das Produkt jahrelanger Forschungsarbeiten im Labor von Onur Boyman. «Die ursprüngliche Idee hatte ich vor über zehn Jahren während meiner Ausbildung», sagt Boyman. Ein erster Durchbruch gelang dem damaligen Postdoktoranden 2006 im Scripps Research Institute in La Jolla, USA, mit einem experimentellen Antikörper, der die Wirkung von Interleukin-2 selektiv erhöhte.

Nach seiner Rückkehr in die Schweiz und der Berufung an die Klinik für Immunologie des USZ verfolgte er die Arbeiten mit seinem Forschungsteam weiter. 2013 lag schliesslich ein wirkungsvoller Antikörper namens NARA1 vor, der in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe von Andreas Katopodis weiterentwickelt und 2016 publiziert wurde. Katopodis war Direktor bei den Novartis Institutes of Biomedical Research in Basel und beschäftigt sich seit Jahren mit Immuntherapien.

Gegen Hautkrebs und Nieren- und Lungenkarzinome

Die für Menschen adaptierte, humanisierte Version von NARA1 soll nun mit dem Spin-off Anaveon zum Krebsmedikament weiterentwickelt werden. Als Indikationsgebiete stehen der schwarze Hautkrebs sowie Nieren- und Lungenkarzinome im Vordergrund. «Die klinischen Studien sollen in zwei Jahren beginnen. Verlaufen die Studien positiv, könnte der Wirkstoff in fünf bis sechs Jahren zugelassen werden», sagt Andreas Katopodis, Mitgründer und CEO von Anaveon. Zurzeit wird der humanisierte Antikörper NARA1 in grösseren Mengen in der entsprechenden GMP-Qualität hergestellt.

«Anaveon» ist das zweite Investment des UZH Life Sciences Funds (Siehe Kasten). Die erste Anschubfinanzierung ging 2017 an Cutiss. Die Kapitalspritze soll Jungfirmen helfen, die hohen Entwicklungskosten der ersten Jahre zu bewältigen. Bereits haben weitere Investoren Anaveon Risikokapital beigesteuert.

Zusätzliche Kapitalgeber dürften erfahrungsgemäss hinzukommen, je weiter die Entwicklung des Antikörpers voranschreitet. Zur Absicherung und Risikodiversifizierung hat Anaveon neben dem humanisierten NARA1-Antikörper weitere Produkte in der Hinterhand. Auch sie betreffen Krebstherapien im Umfeld von Interleukin-2. Die Firmengründer sind deshalb zuversichtlich, dass Anaveon eine erfolgreiche Zukunft blüht.

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