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Rechtsphilosophie

Die Idee der Gerechtigkeit im Zeitalter von Trump

Der renommierte amerikanische Rechtsphilosoph John Mikhail hielt an der UZH ein brillantes Plädoyer für Gleichheit und der Gerechtigkeit. Seine beiden Vorträge bildeten den Auftakt der «Rousseau Lectures».
Angela Müller
Im Zeitalter Trumps sei es wichtig, den moralischen Aspekt der menschlichen Natur zu betonen, sagt John Mikhail in seinem Vortrag an der UZH.

 

Der Philosoph Jean Jacques Rousseau pflegte Angriffe auf die Idee der Gerechtigkeit und der Gleichheit der Menschen mit dem Hinweis auf die menschliche Natur abzuwehren. Daran knüpfte John Mikhail in seinen beiden Vorträgen an der UZH an: Der Mensch habe eine angeborene Fähigkeit zum moralischen Urteil, er verfüge über eine «Universal Moral Grammar» und damit verbunden über einen natürlichen Sinn für Gerechtigkeit.

Phänomene wie die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten seien zur Zeit in verschiedenen Orten der Welt beobachtbar, sagte Mikhail. Er bezeichnete deshalb die gegenwärtige Epoche als «Age of Trump». Gerade in dieser Zeit sei es wichtig, den moralischen Aspekt der menschlichen Natur zu betonen.

Mikhail vermochte das Publikum zu fesseln, indem er auf fundamentale rechtsphilosophische Fragen einging und diese sowohl in die wissenschaftliche als auch in die politische Debatte einordnete. Er setzte zudem wichtige und nicht zuletzt auf den Namensgeber der Vorlesungsreihe, Rousseau, bezogene ideengeschichtliche Akzente, griff aber gleichzeitig substantielle Fragen der Gegenwart auf.

Globale Ungleichheiten

Während der erste Vorlesungsabend der theoretischen Darlegung seiner Idee des «Sense of Justice» gewidmet war, schilderte Mikhail am zweiten Vorlesungsabend auf eindrückliche Weise das Ausmass der gegenwärtigen Ungleichheiten auf globaler und nationaler Ebene und belegte dies mit einer Vielzahl empirischer Forschungsarbeiten.

Im Rahmen eines Podiumsgesprächs mit namhaften Gästen aus Akademie und Öffentlichkeit wurden seine Ausführungen und deren Thema unter diversen Aspekten diskutiert.  Monika Betzler (LMU München), Francis Cheneval (Universität Zürich), Gret Haller (alt Nationalrätin, Publizistin), Anne Kühler (Universität Zürich), Lutz Wingert (ETH Zürich) und Simone Zurbuchen Pittlik (Universität Lausanne) sowie verschiedene Gäste aus dem Publikum trugen zu einer lebhaften und breit abgestützten Debatte bei.

Die Vorlesungsreihe Rousseau Lectures wurde von der Schweizerischen Vereinigung für Rechts- und Sozialphilosophie (SVRSP) initiiert und von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich unterstützt. Sie ist laut UZH-Rechtsprofessor und Initiant Matthias Mahlmann vom Anliegen getragen, eine gesellschaftliche Verständigung über die Grundlagen von Rechtsordnungen zu ermöglichen, um sie gegen offene Feinde oder Gleichgültigkeit verteidigen zu können. Dass dieses Anliegen einem grossen Bedürfnis entgegenkommt, zeigte sich am grossen Publikumsinteresse. An den beiden Abendveranstaltungen war die Aula der Universität Zürich bis beinahe auf den letzten Platz gefüllt. Ein Seminar mit rund 90 Teilnehmenden rundete die dreitägige Veranstaltung ab.