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Mercator Awards 2016

Ausgezeichnete Dissertationen

Gabriela Medici, Sarah Genner und Uli Herrmann werden für ihre Dissertationen mit den diesjährigen Mercator Awards ausgezeichnet. Sie haben sich mit der Rechtssituation ausländischer Pflegehilfen, der permanenten digitalen Verfügbarkeit und mit der Suche nach einem Wirkstoff gegen Prionenkrankheiten beschäftigt.
Adrian Ritter

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Mercator Awards 2016
Die drei Preisträgerinnen und Preisträger der Mercator Awards 2016 (von links): Gabriela Medici, Sarah Genner und Uli Herrmann.

 

In den Medien werden sie wahlweise als «Engel aus dem Osten» oder «Dumpingpflegerinnen» bezeichnet. Klar ist: Care-Migrantinnen sind von Diskriminierung betroffen, weil das Schweizer Arbeitsrecht nicht für die Arbeit in Privathaushalten gilt. Der Bundesrat hat in einem Bericht die prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen anerkannt. Die Bundesverwaltung hat jetzt die Aufgabe, bis Ende 2016 mögliche Verbesserungen der rechtlichen Rahmenbedingungen auszuarbeiten. Die Dissertation der Rechtswissenschaftlerin Gabriela Medici zeigt, wie das möglich ist. So lässt sich aus den in der Bundesverfassung verankerten Menschenrechten beispielsweise die Pflicht des Staates ableiten, eine minimale Regulierung von Arbeitszeiten zu treffen und diese durchzusetzen. Mit ihrer in Buchform erschienen Arbeit hat Gabriela Medici die relevanten verfassungs- und völkerrechtlichen Leitplanken für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Care-Migrantinnen aufgezeigt.

Digital präsent

Mailen, surfen und chatten – welche Auswirkungen hat die zunehmende digitale Vernetzung auf Mensch und Gesellschaft? Diese Frage hat Sarah Genner in ihrer Dissertation am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der UZH untersucht. Ihr Anliegen war es, eine differenzierte Einschätzung der Vor- und Nachteile des ständigen Onlinezugangs vorzunehmen. Vorteile sieht sie etwa bei der Möglichkeit, Daten über den eigenen Gesundheitszustand zu erheben (Gesundheitstracking) und beim einfacheren Zugang zum globalen Wissen. Herausforderungen ortet sie vor allem beim Datenschutz, der digitalen Ablenkung und der Gefahr von Burnouts.

Ein Anliegen ihrer Dissertation war es Sarah Genner auch, online versus offline genauer und zeitgemässer zu definieren – nämlich als Kontinuum. Dazu entwickelte sie eine 7-stufige Skala, die von «unplugged» bis «hyperconnected» reicht. Die Skala bietet ein analytisches Instrument für die Internetforschung wie auch für angewandte Bereiche – wenn es etwa um die digitale Ablenkung geht. Die Dissertation von Sarah Genner wird im Laufe des Jahres in Buchformerscheinen.

Möglicher Wirkstoff gegen Prionen

Mit Gesundheitsrisiken anderer Art befasste sich Uli Herrmann in seiner Dissertation bei Professor Adriano Aguzzi am Institut für Neuropathologie des Universitätsspital Zürich. In einem Paper in der Zeitschrift Science Translational Medicine mit Uli Herrmann als Erstautor berichtete die Forschungsgruppe im vergangenen Sommer über eine Therapie der Prionenerkrankungen. Dabei ging es um einen neuen Ansatz, infektiöse Prionen unschädlich zu machen. Die Forschenden testeten Polythiophene (luminescent conjugated polythiophenes/LCPs) auf ihre Fähigkeit, infektiöse Prionen im Gehirn von Mäusen zu blockieren.

Die Polythiophene binden sich dabei an die Prionen. So können sich diese nicht mehr vermehren und die Hirnzellen angreifen. Die Forschenden testeten eine Vielzahl von Polythiophenen, um die wirksamste Variante zu bestimmen. Auf dieser Basis entwickelten sie eine optimierte Variante, die noch besser an die Prionen bindet. Der vielversprechendste Stoff verlängerte die Überlebenszeit von prioneninfizierten Mäusen um mehr als 80 Prozent. Die Forschenden um Uli Herrmann und Adriano Aguzzi wollen die Polythiophene jetzt auch als möglichen Wirkstoff für prionenähnliche Erkrankungen wie die Alzheimer- und die Parkinsonkrankheit untersuchen.