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Zürcher Informatiktage

Über Kontinente hinweg

Ein Kongress in Jamaika, eine Tagung in Stockholm: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind viel unterwegs. Dabei steht es um ihre Ökobilanz nicht zum Besten. Alternativen wie zum Beispiel Video-Übertragungsmöglichkeiten waren Thema an den Informatiktagen.
Marita Fuchs
CO2-Emissionen
Mit der Besucherzahl waren die Organisatoren zufrieden: Hier am Stand des Lehrstuhls von Lorenz Hilty, Professor für Informatik und Nachhaltigkeit an der Universität Zürich.

Nachhaltige Informatik, gibt es das? Wie die Digitalisierung unser Leben verändert und welche Möglichkeiten neue Technologien mit sich bringen, aber auch wo ihre Grenzen sind, war am Freitag Thema von Vorträgen und Vorführungen am Institut für Informatik der UZH. Das Institut beteiligte sich damit an den erstmals durchgeführten Zürcher Informatiktagen, die an verschiedenen Standorten in Firmen und Institutionen stattfanden.

Informatikprofessor und UZH-Nachhaltigkeitsdelegierter Lorenz Hilty machte moderne Videoübertragungstechnologien zum Thema, denn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind Vielflieger. Wie stark das Fliegen unsere Umwelt belastet, zeigt ein Beispiel: Für einen Vortrag in Stockholm legt ein Wissenschaftler beim Hin- und Rückflug Zürich-Stockholm eine Distanz von 1488 km zurück. Der Flug für eine Person macht das 580 kg CO2- -Emissionen aus. Eine vierstündige Internet-Übertragung des Vortrags mit 2 Videokanälen kommt dagegen etwa 7 kg CO2 .

Vielen Vielfliegern ist das längst bewusst, manche zahlen sogar einen Ablass indem sie eine CO2-Abgabe leisten. Doch warum wird trotzdem so viel geflogen? Es sei klar, dass man auf Tagungen und Kongressen nicht nur Vorträge hören und halten wolle, wichtig das Kennenlernen von Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt und Gelegenheiten zum informellen Austausch. «Es geht den Wissenschaftlern und Forschenden darum, Netzwerke zu knüpfen», sagte Hilty.

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Anstatt fliegen: Ein Vortrag via Internet schützt das Klima.

Grosse Einsparungen möglich

Eine Alternative sei es, Tagungen an zwei Orten gleichzeitig stattfinden zu lassen, sagte Hilty. Er berichtete von einer Tagung, die 2009 in Japan stattfinden sollte. Im Vorfeld zur Tagung kam die Überlegung auf, wieviel CO2-Emissionen sich vermeiden liessen, indem man die Konferenz mit 500 Teilnehmenden gleichzeitig auf zwei Kontinenten stattfinden liesse und die beiden Standorte mit modernster Videoconferencing-Technik verbinde. Man beschloss, die Veranstaltung örtlich zu splitten. So fand die Tagung in Japan und in der Schweiz zeitgleich statt. Die Vorteile waren überzeugend: Die Tagungsteilnehmer flogen kürzere Strecken, jeweils zum nächstgelegenen Standort.

Somit konnten etwa 80 Interkontinentalflüge eingespart werden. Durch die Zuschauerreihen ging ein erstauntes Raunen. als Hilty erklärte, wie niedrig der Energieverbrauch einer  Video-Übertragung im Vergleich zu einem Kontinentalflug ist.

Mittlerweile ist die Technologie des Streamings und damit der Video-Übertragung qualitativ noch viel ausgereifter als vor einigen Jahren. Das Internet wird immer 10 bis 30 Prozent energieeffizienter

Aber auch schon vor sechs Jahren sei die Übertragungsqualität sehr gut gewesen berichtete Hilty. Die Technik machte es auch möglich, dass Vortragende in der Schweiz die Zuhörer in Japan auf dem Bildschirm sahen und so konnten sie auch direkt auf Kommentare oder Zurufe reagieren. Selbst die Kaffeepausen wurden übertragen. Es bestand also die Möglichkeit, sich virtuell ganz informell zu unterhalten.