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Susanne Walitza ist gut organisiert. Auf das Gespräch hat sie sich vorbereitet, ihre Antworten sind präzise und konzentriert. Nach genau einer Stunde wartet bereits der nächste Gesprächspartner im Vorzimmer an der Neumünsterallee 9, hier befindet sich die Klinik des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes des Kantons Zürich, die Walitza seit 2008 leitet.
Als Klinikdirektorin, Professorin, Dozentin und Mutter eines 8-jährigen Sohnes ist gutes Zeitmanagement für sie unabdingbar. Doch was motiviert die Vielbeschäftigte, sich zusätzlich als Prodekanin zu engagieren? «Es ist meine Begeisterung für die Lehre», sagt sie. Es habe sie schon immer fasziniert, wie sehr ausgezeichnete Lehrerinnen und Lehrer ganze Lebenswege beeinflussen könnten.
Ihr geräumiges Büro wird von einem grossen Gemälde dominiert. Ein Lieblingsstück der Medizinerin. Bevor sie sich für die Medizin entschied, hat sie selbst viel gemalt, war in einer Theater-AG aktiv und liebäugelte mit dem Studium an einer Kunstakademie.
Sie entschied sich dann jedoch für ein Studium, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Psychologie und Medizin sollte es sein, sie studierte beides parallel. Das hat sich prima ergänzt, sagt sie heute. Als Tutorin unterrichtete sie im Fachbereich Psychologie an der Technischen Universität Berlin. «Zu Beginn hatte ich einen Kurs während der unattraktiven Randzeit, am Freitag um 17.00 Uhr, mit einer Stammzuhörerschaft. Als der Kurs auf Mittwoch verlegt wurde, war der Hörsaal voll. Das hat mich angespornt», erzählt sie. Thematisch ging es um die Grundlagen von medizinisch-biologischen Störungsbildern. Damals entdeckte sie auch ihr Interesse für die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Später verfasst sie ihre Habilitation über Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen.
Auf ihre Kurse hat sie sich jeweils intensiv vorbereitet und gutes Feedback bekommen. Aber eines hat sie damals auch gelernt: Unterrichten mit halbem Herzen geht nicht. «Man muss sich je auf die Studierenden einstellen, viele Beispiele aus der Praxis einflechten – und auch Humor kann nicht schaden». Gute Dozierende sind immer auch Rollenmodelle für die nachwachsende Generation, sagt sie.
Fragt man Susanne Walitza nach ihren Zielen als Prodekanin, so reagiert sie zurückhaltend. Sie werde sicherlich nicht alles auf den Kopf stellen. Das auch, weil die klinische Ausbildung der angehenden Medizinerinnen und Mediziner gerade erst reformiert wurde und die guten Staatsexamensnoten der Zürcher Medizinstudierenden zeigen, dass die Umsetzung der Reformen gelungen ist. Auch die Studierenden selbst sind zufrieden: Das Curriculum wird sehr positiv beurteilt. Vielleicht müsse man auf Dauer das etwas zu verschulte Masterstudium wieder breiter auffächern, aber das sei ein Projekt auf lange Sicht.
Wichtig ist ihr auch die Qualitätssicherung des sechsten Studienjahrs. Das ist das Jahr nach der klinischen Ausbildung, in der die angehenden Medizinerinnen und Mediziner medizinische Fachthemen vor dem Staatsexamen vertiefen können und lernen, die richtigen Differenzialdiagnosen zu stellen, indem sie Krankheiten mit ähnlichen Symptomen durch unterscheidende, abgrenzende Gegenüberstellung bestimmen.
Ein ganz konkretes Anliegen hat Walitza jedoch bereits jetzt im Auge: Sie will die Dozierenden bei ihren didaktischen Aufgaben so gut es geht unterstützen. So möchte sie darauf hinwirken, dass die Evaluation der Veranstaltungen nicht als Kontrolle erlebt wird, sondern als Hilfestellung und Anregung. Ausserdem will sie die Dozierenden von den vielen administrativen Aufgaben entlasten, damit sie mehr Zeit in die Lehre investieren können und aus der Pflicht eine Kür wird. Auch bei der Organisation der Masterarbeiten möchte Walitza die Kliniken noch weiter unterstützen.
Doch wie gestaltet Walitza selbst ihre Vorlesungen? Sobald sie die Theorie mit Beispielen aus der Praxis veranschauliche, sei das Interesse geweckt, sagt sie. So zeigt sie ihren Studierenden anhand von Filmen, wie sie in der Praxis Patientengespräche durchführt. Anhand solcher Beispiele erleben die Studierenden nicht nur, über welches Krankheitsbild hier gesprochen wird, sondern auch wie respektvoll und aufmerksam das Gespräch abläuft.
Die Ausbildung geht auch nach dem Staatsexamen weiter. Den Assistenz- und Fachärztinnen und -ärzten stellen sich wieder ganz neue Aufgaben, betont Walitza. In dieser Zeit stehen die Medizinerinnen und Mediziner oft im Clinch zwischen der anstrengenden Arbeit in der Klinik und dem Wunsch nach mehr Zeit für Kinder und Familie. Auch hier müsse man nach guten Lösungen suchen.