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Frauen in der Wissenschaft

«Meine Karriere hat mich gefunden»

Gleichzeitig erfolgreiche Wissenschaftlerin und eine gute Mutter und Partnerin sein – geht das? Klar, sagten vier Professorinnen an einer Panel-Diskussion über Karriere in der Wissenschaft. Doch auch Selbstvertrauen und zuweilen taktisches Geschick gehörten dazu. 
Marita Fuchs

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«Beharrlichkeit ist wichtig»: Beatrice Beck Schimmer, Professorin für Anästhesiologie an der UZH. (Bild: Marita Fuchs)

Es werden zwar immer mehr, aber noch sind es zu wenige Frauen, die als Professorinnen an der UZH arbeiten. Der Frauenanteil lag im Jahr 2014 bei 21 Prozent; die Unterschiede zwischen den Fakultäten sind gross. Während er an der Philosophischen Fakultät inzwischen bei 35 Prozent liegt, beträgt er an der Medizinischen Fakultät lediglich 13 Prozent.

Wie sind diejenigen Frauen vorgegangen, die es geschafft haben? Für Nachwuchswissenschaftlerinnen eine spannende Frage, denn von diesen Frauen kann man vieles lernen. Zu diesem Zweck hatte die Abteilung Gleichstellung am vergangenen Donnerstag angehende Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen zu einem Gespräch mit Professorinnen eingeladen.

«Ich hatte Zeit für meine Kinder»: Janell Townsend, Professorin an der Oakland-Universität, USA. (Bild: Marita Fuchs)

Auf dem Panel: Vier Professorinnen aus unterschiedlichen Disziplinen, die von ihren Erfahrungen berichteten, aus ihrem Alltag erzählten, zahlreiche Ratschläge erteilten und dabei so viel Zuspruch und positive Anregungen gaben, dass die anwesenden Studierenden und Doktorierenden mit gestärktem Rücken nach Hause gingen. 

Die Podiumsteilnehmerinnen erzählten anregend und sehr persönlich von ihren unterschiedlichen Karrierewegen. Mit von der Partie waren Beatrice Beck-Schimmer, Professorin für Anästhesiologie an der UZH, Carolin Strobl, Professorin für Psychologische Methodenlehre, Evaluation und Statistik an der UZH, und die Hedi-Fritz-Niggli-Gastprofessorinnen Janell Townsend und Sheila Laverty. Die beiden Gastprofessorinnen sind in diesem Semester an die UZH eingeladen, um den Nachwuchs zu ermutigen, eine akademische Karriere einzuschlagen. Sie bereicherten die Diskussion um eine internationale Perspektive: Die Wirtschaftswissenschaftlerin Janell Townsend lehrt an der Oakland-Universität, USA, und die Veterinärmedizinerin Sheila Laverty an Universität Montreal, Kanada.

Der lange Weg zur Professur

Eine Professur sei ein Privileg sagte Sheila Laverty. Mit hoch motivierten und intelligenten Menschen zusammenzuarbeiten sei persönlich bereichernd und intellektuell anregend. Überraschend: Die Professorinnen beschrieben ihre Arbeit als frauenfreundlich. Alle haben im Laufe ihrer Karriere Kinder grossgezogen und es geschafft, Familie mit Karriere zu vereinbaren. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Janell Townsend betonte, dass sie als Dozentin mehr mit ihren Kindern zusammen sein konnte als in einem 60-Stunden-Job in der Industrie.

«Ein Plan B gibt Sicherheit»: Carolin Strobel, Professorin für Psychologische Methodenlehre, Evaluation und Statistik an der UZH. (Bild: Marita Fuchs)

«Professorin war immer mein Traumjob», sagte Carolin Strobel. Doch sie habe immer auch einen Plan B im Kopf gehabt, denn die Unsicherheit auf dem Weg zur Professur sei gross. Dass nur verhältnismässig wenige Frauen Professorin werden, liege vor allem an den Strukturen im Wissenschaftssystem: Unterhalb der Professur gebe es kaum unbefristete Stellen. Gleichzeitig entscheidet sich häufig erst in einem Alter von 40 Jahren, ob Nachwuchsforschende einen Ruf an die Hochschule erhalten. Vielen jungen Frauen sei diese Karriereperspektive zu unsicher.

Anders war es bei Beatrice Beck Schimmer: «Meine Karriere hat mich gefunden», sagte sie. Sie sei erst mit dreissig Jahren zur Forschung gekommen und die Möglichkeit, Professorin zu werden, habe sich im Laufe der Zeit ergeben. Wichtig sei ihr jedoch gewesen, eine Vision zu haben und dieser konsequent zu folgen.

«So viel wie möglich netzwerken»: Sheila Laverty, Professorin an Universität Montreal, Kanada. (Bild: Marita Fuchs)

Wissenschaftlerin, Mutter und Partnerin

Alle Professorinnen betonten, dass man sich gut organisieren müsse, um Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen. Dazu gehöre eine verlässliche Kinderbetreuung. Mit dem Partner müsse man gleiche Werte teilen und den Lebensplan besprechen, eine akademische Karriere als Frau sei schwierig, wenn der Partner gegen die Fremdbetreuung der Kinder sei. Es gelte, jede Hilfe anzunehmen, betonte Sheila Laverty: «Wenn die Schwiegereltern mit Essen vorbeikommen, ist das in Ordnung.»

Etwas Zeit für sich selbst müsse auch bleiben, sagte Beatrice Beck Schimmer. Sie spiele zum Beispiel leidenschaftlich gern Tennis. Auch wenn das Arbeitspensum sehr hoch gewesen sei, ihre Tennisstunden habe sie immer durchgezogen.

Netzwerken, netzwerken

Frauen müssten so viel wie möglich netzwerken, darin waren sich die Professorinnen einig. Um sich innerhalb der Wissenschaftsgemeinde zu positionieren, sei es zum Beispiel unumgänglich, die eigene Forschung immer wieder auf Tagungen vorzustellen, sagte Janell Townsend. Der akademische Nachwuchs solle auch die Möglichkeiten des informellen Gesprächs an der Bar nutzen, meinte Sheila Laverty, als gebürtige Irin sei ihr das sehr vertraut. Aber auch die Bar habe ihre Tücken: Wer zu viel flirte, laufe in Gefahr, als Wissenschaftlerin nicht ernst genommen zu werden.

Sich selbst nicht im Weg stehen

Am Ende der Veranstaltung diskutieren die Panel-Teilnehmerinnen, ob Frauen sich bei der Karriere selbst im Weg stehen, weil sie mangelndes Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten hätten und sich damit selbst ausbremsten. «Männer gehen mit Rückschlägen leichter um», sagte Carolin Strobl. Doch Frauen könnten das auch lernen.