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Hochschulgebiet Zürich Zentrum

«Der Standort Zentrum ist goldrichtig»

Der Masterplan zum Hochschulgebiet Zürich Zentrum soll die zukünftige Entwicklung von UZH, ETH Zürich und Universitätsspital ermöglichen. An einer Informationsveranstaltung stellten sich die Vertreter von Kanton, Stadt und der drei Institutionen den kritischen Fragen aus der Bevölkerung.
Adrian Ritter

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Stellten sich den Fragen des Publikums (von links): Markus Knauss (Gemeinderat), Ulrich Weidmann (ETH Zürich), Martin Waser (USZ), Markus Kägi (Regierungsrat), Michael Hengartner (UZH) und André Odermatt (Stadtrat). (Bild: Adrian Ritter)

Wollen die Zürcher Hochschulen und das Universitätsspital Zürich (USZ) auch in Zukunft in der Liga der Top-Institutionen des Bildungs- und Gesundheitswesen mitspielen, brauchen sie Entwicklungsmöglichkeiten und Raum. Im vergangenen Herbst präsentierten Kanton, Stadt und Hochschulen deshalb gemeinsam den «Masterplan Hochschulgebiet Zürich Zentrum». Er sieht Sanierungen und Neubauten vor und würde die genutzten Flächen um 40 Prozent erweitern.

Derzeit beraten die Kommissionen des Kantonsrates über den Richtplanentwurf. Der Richtplan soll im Frühjahr 2016 vom Kantonsrat verabschiedet werden. Danach erarbeitet die Baudirektion die Gestaltungspläne. Bereits ausgearbeitet wurden bisher vier Vertiefungsstudien zu den Themen Frei- und Grünräume, Verkehr und Mobilität, Energieversorgung und Umweltauswirkungen.

«Dass ein solches Generationenprojekt auch Fragen und Kritik aufwirft, ist normal», sagte Regierungsrat Markus Kägi am Montagabend an einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Kunsthaus Zürich. Die Bedenken würden ernst genommen und Akteure wie die Quartiervereine, Interessensgruppen und der Heimatschutz in die Diskussion einbezogen.

Das Maximum denken

Kägi plädierte als kantonaler Baudirektor in seinem Referat dafür, die Chance der räumlichen Nähe der drei Top-Institutionen UZH, ETH Zürich und USZ zu nutzen. Gerade die enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit trage wesentlich zu deren Erfolg bei. Jetzt gelte es, Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen und dabei den vorhandenen Raum im Hochschulquartier noch besser zu nutzen. Man müsse ehrlich sein, so Kägi: «Das heutige Hochschulquartier besteht nicht nur aus städtebaulichen Juwelen. Da wurden im Laufe der Jahrzehnte bisweilen auch einfach Zweckbauten aneinandergereiht.»

Die im Masterplan genannte Verdichtung von 40 Prozent sei die Maximalvariante – der tatsächliche Bedarf werde sich erst in der Zukunft zeigen. Deshalb wolle man modular bauen. Die im Masterplan gezeigten Gebäudeumrisse seien nicht fix, sondern zeigten den maximalen Gestaltungsspielraum auf. Die effektive Ausgestaltung der einzelnen Gebäude ergebe sich erst in den Architekturwettbewerben – mit der Möglichkeit zur Einsprache. «Schritt für Schritt vorgehen ist das Motto», so Kägi.

Die grüne Wiese ist teurer

Moderatorin Esther Girsberger fühlte den anwesenden Vertretern von Stadt, Kanton und Institutionen anschliessend auf den Zahn und stellte präzis und unterhaltsam die auch öffentlich kritisch diskutierten Fragen wie: Warum bauen die Hochschulen nicht auf der grünen Wiese? Warum gibt es keine Volksabstimmung zum Masterplan? Werden in Zukunft Hochhäuser das Stadtbild stören?

Auf der grünen Wiese Ersatzbauten zu erstellen, sei kostspieliger, antwortete Markus Kägi auf die erste Frage. Die gesamte benötigte Infrastruktur müsste auf einen Schlag erbaut werden. Spitalrat Martin Waser ergänzte, dass das USZ ein «Stadtspital» bleiben wolle – inmitten der Stadt. Auch für UZH-Rektor Michael Hengartner und Ulrich Weidmann, ETH-Professor für Verkehrssysteme und ab Januar 2016 Vizepräsident der ETH Zürich, ist ein Neubau auf der grünen Wiese keine Option. Die Nähe zur Stadt diene Forschung und Lehre als wichtiger Resonanzraum.

Beide Hochschulen möchten sich in Zukunft auf ihre zwei Hauptstandorte konzentrieren – die UZH im Zentrum und am Irchel, die ETH im Zentrum und auf dem Hönggerberg. «Der Standort Zentrum ist goldrichtig» so Weidmann. Die geplanten zusätzlichen Bauten seien in erster Linie Ersatz für die Standorte in Oerlikon und Schlieren sowie die über die Stadt verteilten Einzelliegenschaften, die man längerfristig räumen möchte, so Hengartner.

Die räumliche Nähe der drei Institutionen sei für deren Erfolg zentral, so der UZH-Rektor weiter. Der direkte Kontakt fördere das Vertrauen und führe zu neuen Ideen, was für eine erfolgreiche Zusammenarbeit unabdingbar sei : «Die Forschenden müssen dieselbe Kaffeemaschine benutzen können», brachte es Hengartner sinnbildlich auf den Punkt.

Dunkles Quartier verhindern

Michael Hengartner ist überzeugt: «Die Neubauten werden einen Mehrwert für das Quartier darstellen und zu seiner Belebung beitragen». Es gelte zu verhindern, dass ein Quartier entstehe, das nach 18 Uhr dunkel sei, sagte Stadtrat André Odermatt als Vorsteher des Hochbaudepartments. Eine attraktive Nutzung der Erdgeschosse der Neubauten werde in den Architekturwettbewerben deshalb als zentrale Anforderung festgelegt werden.

Sehr erfreulich sei zudem, dass der Spitalpark als «grünes Herz des Areals» um die Fläche des USZ-Parkplatz vergrössert und damit aufgewertet werde. Dass durch den Bau auch hoher Gebäude eine Verschandelung des Stadtbildes erfolge, wies Odermatt zurück. Stark verdichtend in die Breite zu bauen berge die Gefahr, dass «Staumauern» im Stadtbild entstehen: «Einzelne Hochpunkte sind verträglicher.»

Der Grüne Gemeinderat Markus Knauss blieb trotzdem kritisch. «Ich sage nicht Nein, aber man soll es besser machen.» Zu viele Grünflächen würden verbaut, zu klein werde etwa der Sternwartpark geplant. Knauss appellierte an Stadt und Kanton, den Beteuerungen zu mehr Fuss- und Velowegen ins Hochschulquartier schon heute Taten folgen zu lassen.

Verkehrskonzept als Herausforderung

Dass ein fertiges Verkehrskonzept zum künftigen Hochschulgebiet noch fehlt, dieser Kritik aus dem Publikum wollte niemand widersprechen – es sei in Ausarbeitung. Eine Grundlage in Form des «Berichts zu den Auswirkungen auf Umwelt, Verkehr, Energie und Freiraum» liegt bereits vor. Dass der Masterplan zu einem Verkehrskollaps führe, dieser Befürchtung widersprach ETH-Professor und Verkehrsspezialist Ulrich Weidmann. Er wies auf die Möglichkeit hin, Fahrpläne zu verdichten, Haltestellen zu optimieren, Fuss- und Veloverkehr zu fördern und allenfalls sogar Vorlesungszeiten anzupassen. Seinen Vorschlag einer S-Bahn-Haltestelle für das Hochschulquartier sieht er langfristig als «phantastische Chance», aber nicht als notwendige Bedingung für die Umsetzung des Masterplans.

Einsprache statt Abstimmung

Eine Volksabstimmung sei in der bestehenden rechtlichen Situation im Kanton Zürich nicht vorgesehen, antwortete Regierungsrat Kägi auf die entsprechende Frage von Moderatorin Esther Girsberger. Der Richtplan werde vom Kantonsrat als demokratischer Behörde verabschiedet. Die anschliessenden Gestaltungspläne werden öffentlich aufgelegt und bei den Wettbewerben für die einzelnen Bauten werde es ebenfalls Einsprachemöglichkeiten geben. Martin Waser, Präsident des Spitalrates des Universitätsspitals Zürich, ergänzte, für ihn sei denkbar, dass eine Vertretung der Quartiere in der Wettbewerbsjury Einsitz nimmt.

Eine Zuhörerin im Publikum zog ihr persönliches Fazit am Ende der Veranstaltung: «Ich wohne auch im Hochschulquartier und möchte daran erinnern: Wir bauen für die Zukunft. Ich möchte, dass unsere Hochschulen top bleiben. Würden diese auf die grüne Wiese abwandern, bliebe im Hochschulquartier eine Brache. Damit wäre niemandem gedient.»