Navigation auf uzh.ch
Herr Enz, 21 Botanische Gärten aus der Schweiz veranstalten diese Woche die Botanica – eine Aktionswoche, die dieses Jahr zum neunten Mal stattfindet. Was zeichnet den Botanischen Garten der Universität Zürich innerhalb dieses Verbunds aus?
Peter Enz: Wir sind eng mit Forschung und Lehre der Universität verbunden und betreuen zum Beispiel die Pflanzensammlungen der Botanikerinnen und Botaniker. Diese Aufgabe kann nur eine Minderheit der botanischen Gärten innerhalb der Botanica wahrnehmen. Nötig dazu ist die Anbindung an eine Universität, in unserem Fall über das Institut für systematische Botanik der UZH. Andere Gärten etwa in Basel oder Neuenburg sind an ihre Universitäten angeschlossen. Unsere Forschungsgärtner sind besorgt, dass die Forschenden genügend Pflanzen für ihre Forschungstätigkeiten vorfinden. Die für die Lehre notwendigen Pflanzen sind im ganzen Garten, auch im Publikumsbereich, verteilt.
Im weiteren kümmern wir uns um den Erhalt bedrohter Pflanzen und vermehren in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Naturschutz des Kantons entsprechendes Samenmaterial. So haben wir zum Beispiel Samen von Kreuzenzian, Ferkelkraut oder Gänsekresse vermehrt, um nur einige wenige Arten zu nennen. Die aus dem Saatgut gezogenen Pflänzchen gehen danach zurück an die Fachstelle und werden an den entsprechenden Stellen ausgepflanzt.
Mit welchen Organisationen arbeitet der Botanische Garten der UZH noch zusammen?
Peter Enz: Wir sind mit verschiedenen nationalen und internationalen Institutionen verbunden. Wichtig für die Schweiz ist das Netzwerk Hortus Botanicus Helveticus, das sich um den Erhalt von Pflanzensammlungen und Pflanzenarten kümmert. Auf internationaler Ebene sind wir der Botanical Gardens Conservation International (BGCI) angeschlossen. Sie hat ihren Sitz im Kew Gardens in Londen und kämpft weltweit gegen den Biodiversitätsverlust.
Inwieweit ist der Botanische Garten auch eine Institution der Wissensvermittlung für die breite Öffentlichkeit?
Peter Enz: Diese Aufgabe ist zentral, nebst Forschung, Lehre und Arterhalt ist die Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiges Standbein unserer Aktivitäten. Ich würde unsere Rolle mit dem des Zoos im Bereich der Tiere vergleichen, wobei wir keinen Eintritt verlangen. Wir bieten attraktive Veranstaltungen für Schulen und das breite Publikum an, zum Beispiel regelmässig am Dienstag über Mittag. Diese Woche lohnt sich besonders ein Besuch der Veranstaltungen im Rahmen der Botanica zum Thema Farbpigmente.
Wer sind die klassischen Besucherinnen und Besucher des Botanischen Gartens?
Peter Enz: Die Leute kommen gerne in den Botanischen Garten. Sie geniessen die Ruhe und lassen sich von der Schönheit der Pflanzen bezaubern. Ich bin nun schon viele Jahre hier und beobachte drei unterschiedliche Gruppen: Zum einen sind es die jung und neu Verliebten, die in der Stille des Gartens die ersten Küsse austauschen. Zum anderen die älteren Menschen, die sich an den Pflanzen erfreuen und die Stille geniessen. Schliesslich sehe ich oft junge Eltern, die mit ihren Kindern den Garten besuchen und ihnen die Natur näher bringen möchten. Was uns etwas fehlt, sind vom Alter her betrachtet die mittleren Gruppen. Die Botanica sowie die lange Nacht der Zürcher Museen versuchen nicht zuletzt diese Leute anzusprechen.