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Klinische Forschung

«Da spielt ein grosses Räderwerk zusammen»

Professor Gregor Zünd wurde zum neuen Präsidenten der Swiss Clinical Trial Organisation (SCTO) gewählt und damit zum Leiter der zentralen Kooperationsplattform für klinische Forschung in der Schweiz. Im Interview mit UZH-News betont der Herzchirurg die Notwendigkeit einer qualitativ guten Zusatzausbildung für alle klinisch Forschenden. 
Marita Fuchs

Will die Qualität der klinischen Forschung steigern: Gregor Zünd, neuer Präsident des SCTO. (Bild: zVg.)

Herr Zünd, herzlichen Glückwunsch zur Wahl als Präsident der Swiss Clinical Trial Organisation. Was bedeutet die Präsidentschaft für Sie?

Ich freue mich über die Zusammenarbeit mit den anderen Spitälern. Wir können in verschiedensten Bereichen voneinander lernen und voneinander profitieren.

Sie sind nun Leiter eines nationalen Netzwerks von Universitätsspitälern. Warum ist die Zusammenarbeit so wichtig?

An den fünf Universitätsspitälern in Genf, Lausanne, Bern, Basel, Zürich und dem Kantonsspital St. Gallen gibt es Zentren für klinische Forschung. Die SCTO koordiniert die Zusammenarbeit zwischen den Spitälern und unterstützt sie, indem sie die international anerkannten Qualitätsstandards für die Durchführung klinischer Studien festlegt und Aus- und Weiterbildungsangebote anbietet.

Darüber hinaus ist die SCTO als Koordinationsstelle des Netzwerks Interessensvertreterin und Ansprechpartnerin für Behörden, Industrie und Medien. Wir arbeiten eng mit dem Schweizerischen Nationalfonds, mit der Akademie der medizinischen Wissenschaften und den Bundesämtern zusammen. Im Rahmen des SCTO finden regelmässige Treffen von Vertretern der jeweiligen Universitätsspitäler und des Spitals Sankt Gallen statt.
Es ist wichtig, dass wir zusammenspannen, denn die Schweiz ist zu klein für wissenschaftliche Alleingänge.

Welche Zielsetzungen haben Sie sich als Präsident gesetzt?

Wichtig ist mir die Qualität der klinischen Forschung besonders herauszuheben und zu fördern. Ich möchte mich zudem für die Stärkung der klinischen Forschung an den Universitäten einsetzen und damit auch dafür, dass Grundlagenforschung möglichst rasch in klinische Forschung übergeführt wird. Es muss unbedingt vermieden werden, dass durch finanzielle Engpässe wichtige Forschung nicht in die Praxis kommt.

Wie steht denn die UZH im Hinblick auf die klinische Forschung im nationalen Vergleich da?

Die Stärke von Zürich liegt in der hervorragenden Grundlagenforschung. Das spiegelt sich in den Arbeiten der medizinischen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät wieder. Um diese Leistungen der Grundlagenforschung adäquat aufzugreifen, muss der Ball an die klinische Forschung weitergegeben werden.

Das ist seit in Kraft treten des Humanforschungsgesetzes mit seinen vielen Vorgaben eine besondere Herausforderung, denn heute gelten komplett andere Ansprüche an eine klinische Studie als noch vor zwanzig Jahren: Es muss eine Fachexpertise erstellt werden, es gibt gesetzliche Vorgaben, die Ethikkommissionen muss eingebunden werden und die wissenschaftliche Qualität muss gesichert sein. Da spielt ein grosses Räderwerk zusammen.

Wie wollen Sie als Präsident für eine hohe Qualität in der klinischen Forschung sorgen?

Jedes Spital hat eigene Stärken, wir können voneinander profitieren. Vorbildlich in Zürich zum Beispiel ist das Ausbildungssystem in der klinischen Forschung. Die medizinische Fakultät hat zusammen mit dem Universitätsspital vereinbart, dass alle Mediziner, die hier arbeiten, einen Kurs zur klinischen Forschung absolvieren müssen, denn früher oder später haben alle mit klinischen Studien zu tun.

Mit dieser Ausbildung, den Weiterbildungskursen und der Facharztausbildung in pharmazeutischer Medizin haben wir in Zürich im nationalen Vergleich die Nase vorn, denn wir haben bereits früh damit begonnen, verschiedene Ausbildungsmodule zu entwickeln.

Auf Dauer wollen wir – und daran arbeiten wir besonders im Rahmen des SCTO – eine national harmonisierte Studienkultur etablieren, die es zum Beispiel erlaubt, eine klinische Studie der UZH später an der Universität Basel oder Genf weiterzuführen. Der Vorteil wäre, dass man auf grössere Patientengruppen zugreifen könnte.