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Mehr Raum für Life Sciences

UZH bezieht neuen Standort in Schlieren

Die Universität Zürich bezieht ab Herbst 2013 einen neuen Standort für Life Sciences im Bio-Technopark in Schlieren. Sie behebt damit akute Raumengpässe und sichert einen wesentlichen Teil ihres Flächenbedarfs für die nächsten 10 bis 15 Jahre. Längerfristig hält die UZH jedoch am Ziel einer räumlichen Konzentration auf die beiden Standorte Zentrum und Irchel fest. Im Interview äussern sich Rektor Andreas Fischer und Stefan Schnyder, Direktor Finanzen, Personal und Infrastruktur der UZH, zum bevorstehenden Umzug. 
Interview: David Werner

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Im Herbst 2013 bezugsbereit: Der neue Life Sciences-Standort der UZH im Bio-Technopark Schlieren (Computergrafik).

Zu den drei bestehenden Standorten der Universität Zürich im Zentrum, am Irchel und in Oerlikon kommt diesen Herbst ein vierter Standort in Schlieren. Zwei Institute und die Forschungsabteilungen mehrerer Kliniken werden ins Limmattal ziehen. Wie kam es zu diesem Entscheid, Herr Fischer?

Andreas Fischer: Wir haben in Schlieren die Chance, Laboratorien und Forschungseinrichtungen im Bereich der Life Sciences an einem Ort zusammenzufassen. Bisher waren diese an verschiedenen Standorten innerhalb und ausserhalb der Stadt Zürich verteilt. Es ging uns einerseits darum, für die nächsten 10 bis 15 Jahre die akuten kurzfristigen Raumengpässe zu beheben, andererseits auch den mittelfristigen Flächenbedarf der UZH abzudecken.

Wie gross ist der Flächenbedarf, Herr Schnyder?

Stefan Schnyder: Unser kurzfristiger Bedarf beläuft sich auf 5’500 Quadratmeter Laborfläche und 1’750 Quadratmeter für Tierzucht und Tierhaltung. Im Biotech-Park in Schlieren kann der gesamte Bedarf von 7'250 Quadratmetern abgedeckt werden.

Weshalb braucht die UZH diese Flächen so dringend?

Andreas Fischer: Es gibt mehrere Ursachen für den akuten Flächenbedarf. Zum einen muss die Universität bestehende Nutzflächen wegen Kündigungen aufgeben. So meldete die ETH Zürich für Laborflächen Eigenbedarf an, welche die UZH von der ETH Zürich am Irchel und in Schwerzenbach angemietet hatte. Zudem wurden in den Life Sciences – einem besonders starken Forschungsbereich der UZH – neue Professuren geschaffen. Die Zahl der Mitarbeitenden wächst, und damit wächst auch der Platzbedarf.

Stefan Schnyder: Verschärfend kommt hinzu, dass sich Bauvorhaben stark verzögert haben bzw. nicht realisiert wurden, und dass in den nächsten Jahren Sanierungen von Laborgebäuden im Zentrum bevorstehen: auf dem Gloriarank/Häldeliweg-Areal und an der August-Forel-Strasse. Für diese baulichen Massnahmen braucht es Ausweich- bzw. Rochadeflächen.

Die Universität benötigt ausserdem neue Flächen für die Haltung und Zucht von Labortieren. Weshalb?

Andreas Fischer: Die vorhandene Labortier-Infrastruktur im Zentrum und am Irchel muss den strenger gewordenen Tierschutzauflagen gerecht werden. Zudem hat uns die Firma Harlan, die in Füllinsdorf im Kanton Basel-Landschaft eine Zuchtstation für Nager betreibt, die entsprechenden Flächen zur Haltung von Tierzuchten gekündigt. Die UZH beabsichtigt, eine derartige Zuchtstation zukünftig selbst zu betreiben und braucht dafür entsprechend eigene, neue Räumlichkeiten.

«Es ist ein Glücksfall für die UZH, dass die Laborgebäude in Schlieren gerade zum jetzigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen», sagt Rektor Andreas Fischer. Links im Bild: Stefan Schnyder, Direktor Finanzen, Personal und Infrastruktur der UZH. (Bild: David Werner)

Die Universität hat sich dazu entschlossen, die benötigten Flächen im Bio-Technopark in Schlieren anzumieten. Was hat den Ausschlag für diesen Entscheid gegeben?

Andreas Fischer: Im Bio-Technopark in Schlieren, der Mitte der Achtzigerjahre auf dem Gelände der ehemaligen Wagons- und Aufzügefabrik entstand und seither expandiert, werden seit einigen Jahren etappenweise verschiedene Neubauten mit vollwertig ausgestatteter Labor-Infrastruktur realisiert, in die wir uns nun einmieten können. Ein ideales Umfeld also für die Life Sciences der UZH, denn hier sind bereits zahlreiche Firmen aus dem Biotech-Bereich angesiedelt, darunter internationale Pharmaunternehmen sowie eine Vielzahl von Spin-offs der UZH und der ETH Zürich. Ausserdem sind seit 2010 bereits einige Forschungsgruppen des Zentrums für Klinische Forschung der Universität Zürich und des Universitätsspitals Zürich auf dem Gelände vertreten. All diese Firmen und Forschungseinrichtungen bilden einen Biotech-Cluster mit vielen Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und Synergienutzung.

Stefan Schnyder: Für den Aufbau eines Life Sciences-Standortes in Schlieren sprachen noch weitere Gründe. Erstens: Er lässt sich zeitlich rasch realisieren. Zweitens: Die Lösung ist wirtschaftlich, denn die Gebäude in Schlieren wurden vom Investor bereits für die biomedizinische Forschung konzipiert. Drittens: Mit dieser Lösung sind wir flexibel, denn wir können die nach Schlieren verlagerten Forschungseinrichtungen wieder in die Stadt zurückholen, sobald im Zentrum und am Irchel der nötige Raum wieder zur Verfügung steht.

Andreas Fischer: Man kann nicht genug betonen: Für die UZH ist es ein Glücksfall, dass die Laborgebäude in Schlieren gerade zum jetzigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Die Universität Zürich hat jetzt die Möglichkeit, einen eigentlichen Life Sciences-Standort aufzubauen. Wir schaffen damit auch eine Übergangslösung, die hervorragende Bedingungen für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre bietet.

Modellansicht der entstehenden Neubauten im Bio-Technopark Schlieren: Die UZH bezieht sieben Stockwerke des Laborbaus an der Wagistrasse 12 (im Bild das zweite Gebäude von links).

Gab es noch ein alternatives Szenario zur Gründung eines universitären Standorts in Schlieren?

Andreas Fischer: Eine Alternative wäre gewesen, die heutige Bürofläche am Standort Irchel in Laborfläche umzuwidmen. Aus zeitlichen, räumlichen und wirtschaftlichen Gründen haben wir dies verworfen: Eine solche Umnutzung wäre bautechnisch sehr aufwändig gewesen, sie hätte in nützlicher Frist nicht realisiert werden können und hätte zudem sehr viel gekostet. Ausserdem hätten wir mit dieser Lösung nicht vermeiden können, dass bisher am Irchel angesiedelte Fachbereiche an einen neuen Standort hätten verlegt werden müssen.

Herr Schnyder, Sie werden in den kommenden Tagen den Mitarbeitenden der Institute und Forschungsabteilungen, die nach Schlieren wechseln werden, die Details des Umzugs genau erläutern. Mit welchen Argumenten werden Sie den Betroffenen den Umzug schmackhaft machen?

Stefan Schnyder: Es gibt mehrere gute Argumente. Ein wichtiges Argument nannte Herr Fischer schon: Der Bio-Technopark in Schlieren bietet für die Forschung in den Life Sciences ein interessantes, anregendes Umfeld. Ein weiteres Argument: Die Mitarbeitenden können ihre teilweise veralteten Labore durch eine hochmoderne Forschungsinfrastruktur in einem Neubau tauschen. Und: Bisher verstreute Einrichtungen der UZH zur Zucht und Haltung von Labortieren sollen – die Zustimmung der zuständigen Instanzen vorbehalten – zusammengeführt werden. Das wäre für die Forschenden, die mit diesen Tieren arbeiten, von Vorteil.

Wie wird die Anbindung der Institute und Forschungseinrichtungen in Schlieren an die übrigen Standorte der UZH gewährleistet?

Stefan Schnyder: Es ist vorgesehen, dass zwischen den Standorten Irchel, Zentrum und Schlieren ein Shuttlebus verkehrt. Damit soll der Standort Schlieren logistisch gut an die anderen Standorte angebunden werden.

Herr Fischer, was bedeutet der Umzug nach Schlieren für die Studierenden?

Andreas Fischer: Die Mehrheit der Studierenden ist davon nicht betroffen. Es wird keine Ströme von Studierenden geben, die zwischen Schlieren und den anderen universitären Standorten pendeln müssen. Lehrveranstaltungen werden in Schlieren nicht durchgeführt. Sofern Studierende der betroffenen Fächer aber in der Forschung tätig sind – sei es zum Beispiel im Rahmen einer Masterarbeit oder eines Doktorats – werden sie natürlich auch in den Laboratorien am Standort Schlieren arbeiten.

Die Universität wird nach dem Bezug der neuen Räume in Schlieren über vier Standorte verfügen. Längerfristig aber verfolgt die UZH eine Strategie der Konzentration auf zwei Standorte. Wann beginnt die UZH mit der Umsetzung dieser Strategie?

Stefan Schnyder: Der Kantonsrat hat kürzlich grünes Licht für die fünfte Ausbauetappe am Standort Irchel gegeben. Strategisch war dies für die UZH ein entscheidender Moment, denn damit ist die Voraussetzung zur baulichen Erneuerung des Irchel-Areals geschaffen und ein erster Schritt zur Realisierung der Zwei-Standorte-Strategie gemacht. Weil zunächst aber bestehende Bauten saniert werden müssen, womit ein Bedarf an Rochadeflächen entsteht, werden wir erst in zehn bis fünfzehn Jahren damit beginnen können, die Netto-Nutzfläche am Irchel entsprechend zu vergrössern.

Andreas Fischer: Wir behalten unsere Zwei-Standorte-Strategie fest im Blick. Wir können aber nicht bis 2025 mit der Lösung drängender Platzprobleme warten, weshalb wir uns für Schlieren entschieden haben. Es handelt sich um eine Übergangslösung – aber um eine, die solid und seriös geplant ist. Der Zeitraum von zehn bis fünfzehn Jahren ist zu lang, um mit Halbheiten vorlieb zu nehmen. Wir bieten den Mitarbeitenden in Schlieren eine hochwertige Infrastruktur und behandeln die Einrichtungen in Schlieren als vollwertigen universitären Standort. Schlieren wird für die kommenden Jahre neben dem Zentrum, dem Irchel und Oerlikon der vierte universitäre Standort sein.