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Aktionsplan Chancengleichheit UZH

«Damit allen dieselben Türen offenstehen»

Der «Aktionsplan Chancengleichheit UZH» soll die Gleichstellung der Geschlechter an der Universität Zürich bis 2016 weiter voranbringen. Die Fakultäten lancieren unter anderem mehrere Projekte, die den Gründen für den nach wie vor geringen Frauenanteil in höheren akademischen Positionen nachgehen. An einer Kick-off Veranstaltung wurden am Mittwoch die Projekte vorgestellt.
Adrian Ritter

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Interessiertes Publikum: Kick-off Veranstaltung zum Aktionsplan Gleichstellung UZH.

In der Gleichstellungsarbeit ist ein Strategiewandel im Gange. Bisher hat das «Bundesprogramm Chancengleichheit von Frau und Mann an den Universitäten» vor allem einzelne Personen und Projekte an den Schweizer Hochschulen gefördert. In den Jahren 2013-2016 steht jetzt der Wandel in der Kultur und Struktur der Universitäten im Zentrum: Die Chancengleichheit von Frau und Mann soll in Organisation, Lehre, Nachwuchsförderung und Forschung institutionell verankert werden.

Konkret verfolgt das Bundesprogramm wie bisher das Ziel, den Frauenanteil bei den Professuren auf 25 Prozent zu erhöhen – an der UZH liegt er derzeit bei 18 Prozent (vgl. Gleichstellungsmonitoring). Neu ist die zusätzliche Ambition, bei Assistenzprofessuren einen Frauenanteil von 40 Prozent zu erreichen (UZH: 18 Prozent). Zudem sollen mehr Frauen in den Leitungsgremien der Hochschulen Einsitz nehmen, erläuterte Elisabeth Maurer, Leiterin der Abteilung Gleichstellung der UZH anlässlich der Kick-off Veranstaltung für den Aktionsplan am vergangenen Mittwoch.

Gleichstellung – ein Thema bis auf die höchste Ebene der UZH: Gabriele Siegert, Professorin für Publizistikwissenschaft im Gespräch mit Urs Oberholzer, Mitglied im Universitätsrat der UZH.

Solides Wissen gefragt

Zur Umsetzung des Bundesprogramms hat jede der zehn Schweizer Universitäten einen «Aktionsplan» definiert. An der Universität Zürich wurde er von der Abteilung Gleichstellung in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungskommission erarbeitet. «Die Projekte sollen in den nächsten vier Jahren solides Wissen liefern und neue Handlungsformen in die Praxis umsetzen», erklärte Brigitte Tag, Präsidentin der Gleichstellungskommission der UZH, an der Kick-off Veranstaltung.

Setzen sich seit Jahren für die Gleichstellung an der UZH ein: Brigitte Tag (links), Präsidentin der Gleichstellungkommission und Elisabeth Maurer, Leiterin der Abteilung Gleichstellung.

Für den Aktionsplan haben die Fakultäten der UZH gemeinsam mit der Abteilung Gleichstellung je auf sie zugeschnittene Projekte und Massnahmen entwickelt. «Die Fakultäten und Institute sind die ausschlaggebenden Einheiten für die Verankerung der Chancengleichheit», ist Elisabeth Maurer überzeugt. An der Kick-off Veranstaltung wurden die Projekte der Fakultäten präsentiert.

Privatleben und Laufbahn in Einklang bringen: Dekan Felix Althaus berichtet über die geplanten Projekte an der Vetsuisse-Fakultät.

Talente erkennen und fördern

Die Vetsuisse-Fakultät startet ein Projekt mit dem Titel «Kids & Careers». Es will die Lebens-und Laufbahn besser aufeinander abstimmen helfen. Mit einer Talentdatenbank und einem Mentoringprogramm sollen qualifizierte Nachwuchskräfte frühzeitig erfasst und gefördert werden, berichtete Dekan Felix Althaus. Wichtig im Klinikalltag am Tierspital sei zudem, über qualifizierte Mitarbeitende zu verfügen, die einspringen können, wenn etwa ein Mitarbeiter sein krankes Kind zuhause betreuen muss oder eine Mitarbeiterin in den Mutterschaftsurlaub geht.

Möchte mindestens 50 Prozent Frauen im Förderprogramm der Medizinischen Fakultät: Beatrice Beck Schimmer, Professorin für Anästhesiologie.

Auf die Laufbahnförderung fokussiert auch das geplante 3-Säulen-Modell der Medizinischen Fakultät, erläuterte Beatrice Beck Schimmer, Professorin für Anästhesiologie. Das Programm wird Angebote wie Mentoring, Laufbahnberatung und reservierte Zeit für die Forschungstätigkeit («protected research time») umfassen und im Herbst erstmals ausgeschrieben. Die Klinikdirektoren am Universitätsspital sind aufgefordert, geeignete Nachwuchsforschende für das Programm vorzuschlagen. «Ziel ist es, mindestens 50 Prozent Frauen aufnehmen zu können», so Beck Schimmer.

Die Zufriedenheit der Nachwuchsforschenden untersuchen: Bruno Staffelbach, Professor für Human Resource Management.

Auch ans familiäre Umfeld denken

An der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät wird eine Längsschnittstudie die Belastungen und Ressourcen während einer Assistenzprofessur untersuchen, sagte Bruno Staffelbach, Professor für Human Resource Management. Sei Team wird untersuchen, wie sich persönliche, familiäre und institutionelle Faktoren auf die Zufriedenheit und den Erfolg von weiblichen und männlichen Nachwuchsforschenden auswirken.

Die Projekte der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät fokussieren auf die Gleichstellung bei Berufungsverfahren, erläuterte Michael Hengartner, Dekan und designierter Rektor der UZH. Die Suche nach hoch qualifizierten Wissenschaftlerinnen bei der Besetzung von Lehrstühlen soll verbessert werden – auch mittels Headhunting. Nötig sei auch, den häufig ebenfalls akademisch tätigen Partnern von Wunschkandidatinnen berufliche Lösungen anbieten zu können, die einen Wechsel nach Zürich auch für sie attraktiv machen.

Wie sind die Ressourcen verteilt?

Den Blick auf die gesamtuniversitäre Ebene lenkt das Projekt der Philosophischen Fakultät. Gabriele Siegert, Professorin für Publizistikwissenschaft und Medienforschung, stellte ein Forschungsprojekt vor, das der Frage nachgeht, warum so wenige Frauen in Gremien wie Universitätsleitungen und Dekanaten vertreten sind und wie ihr Anteil erhöht werden kann.

Ebenfalls gesamtuniversitär ausgerichtet ist ein Forschungsprojekt der Gleichstellungskommission der UZH. Es wird untersuchen, ob und inwiefern Professorinnen weniger Ressourcen zur Verfügung stehen als Professoren – etwa bei der Ausstattung ihrer Lehrstühle.

Diskutierten neue Ideen wie geteilte Professuren zur Förderung der Gleichstellung: Podiumsgespräch mit (von links): Gabriele Siegert (Publizistikwissenschaft), Silke-Petra Bergjan (Theologisches Seminar), Klaus Jonas (Psychologisches Institut), Ulrike Müller-Böker (Geographisches Institut), Klara Landau (Augenklinik USZ) und Nicole Borel (Institut für Veterinärpathologie).

Das Leck erforschen

Mehrere Projekte des Aktionsplans werden somit die Gründe für den abnehmenden Frauenanteil auf höheren akademischen Positionen empirisch erforschen. Wie an den meisten Universitäten besteht auch an der UZH das Phänomen der so genannten «leaky pipeline»: 57 Prozent Studentinnen, 54 Prozent Doktorandinnen, 18 Prozent Professorinnen.

Innerhalb der Projekte werden Massnahmen erarbeitet, die den Frauenanteil auf den Stufen Postdoc, Habilitation und Professur erhöhen sollen. Ziel ist es, dass die Berufungsverfahren dem Verhaltenskodex Gender Policy der UZH entsprechen.

Die Erkenntnisse aus den Projekten sollen dereinst auch den anderen Fakultäten helfen, die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern zu fördern. Ermutigende Resultate könnten aber nicht nur UZH-intern, sondern auch für andere Universitäten im In- und Ausland von Interesse sein, so die Hoffnung von Brigitte Tag. Das Ziel ist dabei klar: «Beiden Geschlechtern sollen auf allen Ebenen der akademischen Karriere dieselben Türen offenstehen.»