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Studie zu Altersheimen in Zürich

Je später, je lieber

«Im Alter gehe ich (nie und nimmer) ins Altersheim» heisst die neuste Studie des Zentrums für Gerontologie der UZH. Sie zeigt auf, dass ältere Menschen von einem Altersheim vor allem die nötige Unterstützung und Pflege erwarten – später einmal. Mit Video. 
Brigitte Blöchlinger
Ist gerne ins Altersheim gegangen – mit 86: Dora G. in ihrem Zimmer in einem Altersheim der Stadt Zürich. (Video: UZH, Brigitte Blöchlinger)

Es ist ja nicht so, dass man sich in mittleren Jahren darauf freuen würde, dereinst ins Altersheim zu ziehen. Doch wie sieht man diese Wohnform, wenn man älter ist, über 75? Welche Wünsche und Vorstellungen hat man zehn Jahre nach der Pensionierung vom Leben in einem Altersheim? Welche Gründe würden Seniorinnen und Senioren eintreten lassen, welche lassen sie zögern? Das wollte die neue Studie «Im Alter gehe ich (nie und nimmer) ins Altersheim» herausfinden. 

Postalische Erhebung

Insgesamt 1586 ältere Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Zürich haben die Studienleiter Alexander Seifert und Hans Rudolf Schelling vom Zentrum für Gerontologie befragt. Rund ein Drittel der Befragten hatte sich bereits für ein Altersheim angemeldet; zwei Drittel waren noch nicht angemeldet.

Es ging den Altersforschern also darum, herauszufinden, wie sich ältere Leute das Altersheim vorstellen – und das ist besser, als man vermuten würde. «Das allgemeine Meinungsbild über Altersheime ist bei den befragten Personen positiv», bilanzieren die Studienleiter Alexander Seifert und Hans Rudolf Schelling. Deutlich über 90 Prozent stellen sich das Leben im Altersheim so vor: «Man erhält die Pflege, die man nötig hat, man ist gut aufgehoben und bekommt immer Hilfe, wenn man sie braucht.»

Gute Betreuung und Unterstützung sind auch die Punkte, die für den Umzug ins Altersheim sprechen. Weniger erfreulich sieht ein Teil der Befragten die Wahrung ihrer Privatsphäre im Altersheim; manche befürchten, dass ihre individuelle Freiheit und Selbstständigkeit eingeschränkt werden.

Zufrieden mit der aktuellen Situation

Diese Befürchtungen werden nachvollziehbar, wenn man die momentane Situation der Befragten anschaut: Die Mehrheit der Befragten schätzt die eigene Gesundheit und derzeitige Selbstständigkeit positiv ein. Stolze 98 Prozent sind mit der aktuellen Wohnsituation zufrieden. Die meisten wohnen noch in ihrer Mietwohnung, verfügen über zwei bis dreieinhalb Zimmer, 57 Prozent alleine und 41 Prozent mit Partner. Es besteht für sie also kein Änderungsbedarf.

Die Verbundenheit mit der Wohnung und der Wohnumgebung ist gross; so erstaunt es nicht, dass 77 Prozent im gleichen Quartier bleiben möchten, wenn sie es dereinst nicht mehr ohne grössere Unterstützung schaffen sollten.

Am liebsten professionelle Hilfe zu Hause

Auch bei Pflegebedürftigkeit möchten die Befragten am liebsten im privaten Haushalt bleiben und dort von Hilfs- und Pflegediensten unterstützt werden.

«Die Wohnform Altersheim wird weniger häufig präferiert, jedoch immer noch häufiger als der Einzug in ein Pflegeheim oder bei Angehörigen oder Freunden», schreiben Seifert und Schelling. Es ist also nicht so, dass die Betreuung und Pflege von den eigenen Kindern erwartet würde, im Gegenteil, eine distanziertere (und professionellere) Hilfe wird vorgezogen. Und es ist auch so, dass die meisten die Hoffnung hegen, nie auf ein Pflegeheim angewiesen zu sein.

Realität (noch) besser als Vorstellung

Zum grundsätzlich positiven Bild der Altersheime bei den 75+-Jährigen trägt vor allem der direkte Kontakt bei: Mehr als 55 Prozent der Befragten besuchen ab und zu bis häufig ein öffentliches Altersheim der Stadt Zürich. Sie gehen auf Besuch oder nutzen die Dienstleistungen vor Ort, zum Beispiel die Cafeteria, oder besuchen öffentliche Veranstaltungen des Altersheims. Und dort treffen sie auf zufriedene Bewohnerinnen und Bewohner: Die Menschen, die im Altersheim leben, fühlen sich «wohl» bis «sehr wohl» und sind «zufrieden» bis «sehr zufrieden» mit ihrer Wohnform; das hat eine frühere Untersuchung des Zentrums für Gerontologie 2011 herausgefunden.

Alles in allem zeigt die neue Studie, dass die Vorstellung vom Altersheim immer noch etwas weniger positiv ist als das reale Erleben eines Altersheims. Doch wenn es gesundheitlich prekär wird und die hochbetagte Person alleine lebt und es müde ist, selbst zu haushalten, wenn sie eine gute Betreuung, Pflege und Sicherheit an sieben Tagen die Woche braucht, dann geht sie gerne in eines der 25 Altersheime der Stadt Zürich. Im Durchschnitt ist sie dann bereits 85 Jahre alt.

Aus «Heimen» werden «Zentren»

Dem positiven Image, das die Zürcher Altersheime geniessen, wird die Stadt im Dezember mit einer Namensänderung entsprechen. «Der Begriff Heim ist verstaubt und passt nicht in unsere Zeit», erklärt die Direktorin der Altersheime Stadt Zürich, Rosann Waldvogel. Darum heissen die städtischen Altersheime schon bald «Alterszentren».